Mit Polke und Sherman verspielt an der Salzach

Played, Ausstellungsansicht 2018 © Ludger Paffrath

Die zweite von drei Gruppenausstellungen im temporären Ausstellungsraum „Neulich an der Salzach“ der Galerie Ebensperger macht deutlich, dass es einen solchen alternativen Galerieraum in Salzburg braucht.


„Panem et Circenses“ – „Brot und Spiele”. Auf diesen vom römischen Dichter Juvenal geprägten Ausdruck hin mag man die Kunstwelt oft belächeln und ihr vorwerfen sich selbst zu bespielen und abzulenken. Etwa auch wenn man an das Brecht‘sche „erst kommt das Fressen, dann die Moral“ denk. Selbstbewusst und selbstironisch gibt sich die Galerie Ebensperger nun mit der Ausstellung „Played“ und führt sich dabei aber keineswegs selbst an der Nase herum, sondern vielmehr die Überlegenheit der Kunst gegenüber solcher Missbilligungen vor. Hervorragend ausgewählt und humorvoll zwinkernd versammelt die Gruppenschau variantenreiche künstlerische Zugänge zum Thema „Verspielt“. Das „played“ auch mit ausgespielt, im Sinne von ausgetrickst übersetzt werden kann, zeigt schnell die vielfältigen Interpretationsebenen des Titels. „Uns ging es um das Gegen- und Miteinander von Spiel und Gefahr“, so Sebastian Hoffmann der die Ausstellung im wechselseitigen Ping-Pong mit Maria Thurn und Taxis kuratierte.


Rhythmitisierter Ausstellungsraum

Über 20 Positionen kreieren ein Stück in ebenso vielen, höchst unterschiedlichen Akten, schaffen es im einzigartigen Raum, einer Industriehalle in der Membergerstraße aber tatsächlich dennoch harmonisch zu wirken. Das mag nicht zuletzt der ungewöhnlichen, improvisierten Ausstellungsarchitektur aus Aktenregalen geschuldet sein. Sie rhythmisieren den rauen Raum in kleine Einzelbühnen. Auf einer von Ihnen steht beispielsweise das Möbelobjekt „La Tarte Esterhazy“ von Hanakam & Schuller. An einem nächsten Regal hängen frühe, untypische Zeichnungen von Sigmar Polke – etwa ein Dackel mit Hut. Nigin Becks Hände mimen unterdessen die Merkel-Raute in Disneys Handschuhen und ein alter Mercedes Motor von Alexander Laner spielt ruhige Songs auf Vinyl. Mit Skurrilität faszinieren nebenan die Figuren von Wieland Schönfelder – einmal im 3D-Druck und gleich daneben, hinter alten Holzpanelen, die wohl einst einen Abstellraum innerhalb der Lagerhalle formten, als schaurig-schöne Videoarbeit.

Wir haben Lust auf Konfrontation

Sebastian Hoffmann

Ein absoluter Höhepunkt aber sind die mit Wattestäbchen und Herrenmagazins-Ausschnitten geklebten Collagen von John Bock. Selbiger liegt auch zerschnitten und zerstückelt als Holzskulptur am Boden. Sein 2014 auf der „Independent Art Fair New York“ zersägtes Selbstbildnis ist praktisch in vier Koffern zur Abreise parat und mokiert die gespaltene Künstlerpersönlichkeit und deren Unruhe gekonnt. Ungewollt fesselnd auch die gezeigte Filmarbeit von Augustin Rebetez. In „Liquid Panic“ verfolgt man minutenlang Erwachsenen beim plantschen und pantschen mit diversen Flüssigkeiten – in Hochgeschwindigkeit und mit rhythmischen Sounds. Eigens für die Ausstellung erarbeiteten FORT akribisch einen Schießstand auf den nie geschossen wurde, obwohl er originalgetreue Einschusslöcher zeigt.

Sigmar Polke, Ohne Titel, 1960s, 25,5 × 21 cm

Sigmar Polke, Ohne Titel, 1960s, 25,5 × 21 cm


Enjoy the game

Und am Hofeingang loderte am Eröffnungsabend eine Braciere von Philip Topolovac. Theoretisch könnte man auf diesem Kunstwerk, das den von Benito Mussolini beauftragten römischen Palazzo Quadrato, die heutige Fendi Zentrale, als Modell abbildet, ein Barbecue machen und so den Faschismus wortwörtlich in Flammen auflösen. Wobei, was heißt da theoretisch, bei Ebensperger gilt die Devise einfach machen. Zur Finissage gibt es vielleicht Gegrilltes. Alles nur ein Spiel? Vergnügen gibt es auf jeden Fall genug in dieser Schau. Die Galerie Ebensperger mit Hauptstadtorten in Berlin und der Salzburger Innenstadt hat es sich zur Aufgabe gemacht Kunst auf ihr „Aktionspotenzial“ hin zu untersuchen, so Sebastian Hoffmann. In den Ausstellungen werden daher nicht nur Programmkünstler gezeigt, sondern diese auch in anstiftende und reibende Beziehungen gesetzt, denn, so Hoffmann: „Wir haben Lust auf Konfrontation“.

Elektrohalle Rhomberg

Samergasse 28b , 5020 Salzburg
Österreich

Das könnte Sie auch interessieren