Der Sammler Theodor Poppmeier

Mit Kunst zu leben, ist Qualität!

Sammler Theodor Poppmeier vor einem Bild von Alfons Schilling (Dispersion auf Molino, 1961, 147 x 130cm) | Courtesy Stiftung Theodor Poppmeier | Foto: Nicole Sommer

Über mehrere Jahrzehnte hat der Grazer Unternehmer und Mitbegründer der SPAR AG Theodor Poppmeier eine umfassende Kunstsammlung aufgebaut. Das Rampenlicht einer großen Öffentlichkeit hat er dabei nie gesucht, bei Musemsleuten und Ausstellungskuratoren ist er hingegen als Leihgeber hoch geschätzt. Vor allem, wenn es um den Wiener Aktionismus und um Günter Brus geht.


„Schon als Kind habe ich alles Mögliche gesammelt, aber die ersten Kunstwerke, die ich gekauft habe, waren Teppiche“, erinnert sich Theodor Poppmeier. Seine Sammeltätigkeit erstreckte sich bald auf verschiedene Gebiete: neben Textilien und Teppichen auch Stammeskunst, die er zum Teil selbst in Indonesien aufspürte, und schließlich Malerei.

Ich brauche keine ‚schöne Landschaft’.

Theodor Poppmeier

Zunächst von Künstlern aus dem steirischen Umfeld – „aber das wurde mir bald zu fad, ich brauche keine ‚schöne Landschaft’. Die gegenständliche Malerei gibt mir nichts mehr“, so Poppmeier. Die Neugierde führte ihn zur zeitgenössischen Kunst: „Ich bin in Ausstellungen gegangen, habe mich informiert, viel gelesen, mich für die Abstraktion und den deutschen Expressionismus zu interessieren begonnen und schließlich das Informel und den Wiener Aktionismus entdeckt.“

Längst bevor deren Stellenwert und internationale Bedeutung anerkannt wurde, erwachte Poppmeiers Enthusiasmus für die Sprengkraft dieser ursprünglich verpönten Kunstrichtung. Mit Leidenschaft baute er eine der bedeutendsten privaten Sammlungen zum Wiener Aktionismus auf. „In den sechziger Jahren war diese Kunst wegweisend. Die Aktionisten waren damals für die Kunst ebenso notwendig wie für die Gesellschaft.“

Die Aktionisten waren damals für die Kunst ebenso notwendig wie für die Gesellschaft.

 

Theodor Poppmeier

 

Maria Lassnig, Öl auf Leinwand, 125 x 160 cm | Courtesy Stiftung Theodor Poppmeier | Foto: Nicole Sommer

Maria Lassnig, Öl auf Leinwand, 125 x 160 cm | Courtesy Stiftung Theodor Poppmeier | Foto: Nicole Sommer

Mit zunehmendem Alter interessiert ihn dieser Aspekt immer mehr: „Dieses Ausloten der Grenzen ist für mich unglaublich interessant.“ Farben, Formen, archaische Reduktion, das Rohe und Wilde hat Theodor Poppmeier immer interessiert. Etwa die Bilder von Otto Mühl: „Viele lehnen ihn ab, mir hat er immer gefallen.“ Und Günter Brus: der zählt inzwischen zu den am stärksten vertretenen Künstlern in seiner Sammlung.

Wichtige Hauptwerke und Zyklen aus verschiedenen Schaffensperioden sind unverzichtbare Leihgaben für das Grazer Bruseum und für alle großen Brus-Ausstellungen, zuletzt jene in Wien und Graz anlässlich des 80. Geburtstags des Künstlers in diesem Jahr. Durch Tausch und Ankauf wird der Kernbestand seiner Sammlung laufend ergänzt.

Instinkt, Intuititon und rasche Entscheidung waren sowohl im Beruf als auch in der Kunst sein Erfolgsrezept.

Maria Rennhofer

„Ein paar weitere Blätter aus Günter Brus’ Ana-Zyklus, aber auch einen Alfons Schilling hätte ich schon noch gern“, meint Poppmeier. „Aber ich schwärme auch für die Brücke-Maler, einen Emil Nolde hätte ich immer gern gehabt, aber das ist eine andere Größenordnung.“ Gekauft habe er nach intensiver Lektüre und Information immer aus dem Bauch heraus, betont er.

Instinkt, Intuititon und rasche Entscheidung waren sowohl im Beruf als auch in der Kunst sein Erfolgsrezept. Und er ist – obwohl inzwischen über achtzig - neugierig geblieben: „Ich habe lange keinen Zugang zu Franz West gefunden, aber ich beschäftige mich jetzt mit seiner Arbeit, weil ich mir denke, es muss ja einen Grund haben, dass er so hoch geschätzt wird. Durch Ausstellungen und Literatur suche ich jetzt diesen Zugang. Wahrscheinlich werde ich mir auch etwas von ihm zulegen.“

Otto Muehl, Öl auf Leinwand, 1983, 140 x 120 cm | Courtesy Stiftung Theodor Poppmeier | Foto: Nicole Sommer

Otto Muehl, Öl auf Leinwand, 1983, 140 x 120 cm | Courtesy Stiftung Theodor Poppmeier | Foto: Nicole Sommer

Persönlich bleibt der Sammler eher auf Distanz zu den Künstlern: „Wir kennen uns, aber ich bin mit keinem von ihnen eng befreundet. Mir geht es wirklich nur um die Kunst. Ich lebe mit den Bildern, beschäftige mich immer wieder mit ihnen, sie umgeben mich. Man muss ihre Qualität erkennen, den Blick schärfen, aber das geht nicht von heute auf morgen.“

Man muss ihre Qualität erkennen, den Blick schärfen, aber das geht nicht von heute auf morgen.

Theodor Poppmeier

Seit er sich aus dem Geschäftsleben zurückgezogen hat, nimmt sich Theodor Poppmeier noch mehr Zeit dafür. „Ich lebe auch sehr gern mit der Natur, bin viel gereist, zum Teil sehr abenteuerlich in der kanadischen Wildnis oder in den Urwäldern von Borneo. Vieles kann ich nicht mehr machen, aber die Kunst wird immer wichtiger in meinem Leben, mit ihr kann ich mich auch vom Schreibtisch aus beschäftigen. Und das erfreut mich!“

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