Jonathan Meese: Spielen ist Kunst

Jonathan Meese und das Modell der Skulptur "DER CHEF DER KUNST (DIE VIER SÜSSESTEN ERZELEMENTE DE LARGE)", 2017 | Courtesy Jonathan Meese and Galerie Krinzinger, Vienna © Photography: Jan Bauer

Jonathan Meese erobert derzeit Wien im Rundumschlag. Für die Wiener Festwochen inszeniert er gemeinsam mit Bernhard Lang den Mondparsifal, die Galerie Krinzinger widmet ihm wieder eine Soloausstellung und das Kunsthistorische Museum Wien hat ihn eingeladen in seinen historischen Räumen zwischen Velázquez, Raffael und Co zu intervenieren. PARNASS hat Jonathan Meese zum Interview getroffen und seine Ausstellungseröffnung am vergangenen Wochenende begleitet.


"Jedes Medium kann Kunst sein. Alles was ich tue – Schlafen ist schon Kunst. Essen ist Kunst, Trinken ist Kunst, Spielen ist Kunst, nur das Verlernen wir alles. Ob ich nun male, zeichne, Skulpturen baue, schlafe, autofahre, Essen mache, esse, das ist doch alles das Gleiche. Es muss mit Liebe und Hingabe gemacht werden ohne Zynismus. Kunst und Können hat ganz wenig miteinander zu tun, weil die Kunst kann ja, was ich kann das interessiert die Kunst überhaupt nicht“, erklärt der Tausendsassa beim Treffen mit PARNASS. Er strebt ein kompromissloses Gesamtkunstwerk an – abseits von Ideologien wie Politik und Religion, sogar der Kultur entsagt er sich – man müsse frei werden, frei von allen Konzepten. Nur die Kunst zählt. Die Kunst verspricht uns als einzige Zukunft. Doch, sogar Versprechen gelten nicht, auch sie wären zu sehr 'Konzept'. Radikales Risiko ist das Einzige was Meese gelten lässt und dabei ist er ungehalten umtriebig.

Alles was ich tue – Schlafen ist schon Kunst.

Jonathan Meese

Die Intervention PARSIFAL´S TRAUM: CHEFSACHE ´K.U.N.S.T´ wird seit vergangenem Wochenende in der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums gezeigt, seine Ausstellung in der Galerie Krinzinger DE PAKT MIT RICHARD WAGNERZ eröffnet am 1. Juni, wenige Tage darauf prämiert MONDPARSIFAL ALPHA 1-8 (ERZMUTTERZ DER ABWEHRZ) bei den Wiener Festwochen. Die jeweiligen Titel, die immer von Meese selbst stammen, sind Programm. Vom Chef, der Kunst zum Pakt mit dem 'Erzkünstler', Wagner. Wagners Parsifal wird auch am 25. Mai Thema sein, wenn Jonathan Meese mit Alexander Kluge im Stadtkino spricht. Die Revolution der Kunst braucht eben mehrere Bühnen.

Die scheinbar endlose Energie des Gesamtkunstwerkers Meese schlägt um sich und stiftet an. Rund um sein Engagement im Rahmen der Wiener Festwochen erscheint nun auch das Künstlerbuch "Mondparsifal" im Harpune Verlag, der bereits in der Vergangenheit erfolgreich mit Meese zusammenarbeiten konnte. In einer Auflage von 20 Exemplaren zeigt es Meeses Kosmos rund um das Parsifal-Thema. Die Abbildungen im Buch sind Holzschnitte, Klischeedrucke und Collagen die teilweise mit originalen Zeichnungen überarbeitet wurden. Der Parsifal-Stoff beschäftigt Messe seit bald 20 Jahren, für Meese ist er, Parsifal, der Künstler der Zukunft. Richard Wagnis, wie er sein Vorbild nennt, wird uns allen den Weg weisen. Jedoch völlig neuinterpretiert, denn man muss immer "alles neu denken".

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