Hochkarätige Gegenwartskunst im Südburgenland und in der Südsteiermark

HOCHsommer 2020

Was in den Gemeinden St. Martin, Neumarkt an der Raab und Jennersdorf mit den Künstlern rund um Walter Pichler, Feri Zotter, Martha Jungwirth, Elfie Semotan, Kurt Kocherscheidt, Hans Weigand, Martin Kippenberger, Wolfgang Bauer, Ernst Jandl und vielen anderen begann – ein Zusammentreffen von Künstlern und Literaten – schreibt der Verein „HOCHsommer“ seit 2017 erfolgreich in die Gegenwart fort.


Damals schlossen sich acht Kunstinstitutionen aus der Region mit dem Ziel zusammen, hochkarätige Gegenwartskunst abseits des urbanen Raumes zu zeigen. Was die acht Kunstinstitutionen zum „HOCHsommer“ vereint, ist das Interesse und die Leidenschaft für zeitgenössische Kunst. Seit 2017 konnten nicht nur weitere Mitglieder gewonnen werden, sondern auch neue Institutionen. Die regionalen Standorte umfassen St. Martin und Jennersdorf im Südburgenland und die steirischen Gemeinden Fehring, Feldbach, Gnas und Bad Radkersburg. Überschaut man diesen geografischen Raum, so liegt der Blick über die Grenzen nach Slowenien und Ungarn nahe – und führte heuer zur Einladung von Künstlern aus diesen beiden Nachbarländern. Das Festival-Programm 2020 steht unter dem Titel „About Natural Limits“. Das Thema wurde bereits vorab festgelegt und sollte sich mit Fragen der Natur und Umwelt sowie den Grenzen ihrer Ressourcen auseinandersetzen und erhielt unerwartet eine zusätzliche Brisanz. Trotz der aktuellen Umstände gelang es dem Festival, ein sehenswertes Programm zu entwickeln. Dieses umfasst insgesamt 12 Orte: von der Kunsthalle „Kunst an der Grenze“ in Jennersdorf, der Kunsthalle und der Kugelmühle in Feldbach, dem KS Raum, dem Gerberhaus in Fehring bis hin zum Künstlerdorf Neumarkt an der Raab oder LandArt Eisenberg. Neben den Ausstellungen war auch ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm mit Konzerten, Lesungen Filmvorführungen und Vorträgen geplant. Dieses wird nun vorab in den dafür vorgesehenen Räumlichkeiten aufgenommen und kann via Monitor ganz ohne Termindruck und kostenlos angesehen werden. Ein Besuch in dieser – auch landschaftlich schönen – Region lohnt. Anbei ein paar Highlights:

Christian Ruschitzka – Mechanische Landschaften

Kulturverein Künstlerdorf Neumarkt an der Raab

Der steirische Bildhauer Christian Ruschitzka (*1962 Mürzzuschlag) lebt und arbeitet im Südburgenland und in Wien. Im Künstlerdorf zeigt er Arbeiten aus seinem 2007/2008 begonnenen und bis heute fortlaufenden Zyklus der „Mechanischen Landschaften“ und wird mit „Zuchtgletscher“ in Oberdrosen als auch „Zen 4.0“ in Neumarkt neue Interventionen realisieren und damit aktiv in den Raum eingreifen.

Christian Ruschitzka, Schneemänner / Multiples, Mechanische Landschaften, 2005/2006, Foto: by the artist

Karl Karner

Kunsthalle Feldbach

Karl Karner lebt und arbeitet in Feldbach (Steiermark) und Wien, außerdem ist er Vereinsobmann des Vereins HOCHsommer. Karners Arbeiten bewegen sich an der Schnittstelle zwischen skulpturaler Objektivität und Neuordnung einer sozial definierten Plastik. In der Ausstellung „AFFUS II“ zeigt er einen Überblick über mehrere Schaffensperioden – von älteren Installationen bis hin zu wild wuchernden Skulpturen aus Bronze sowie Aluminium.

Karl Karner, li: UUY, 2019, Aluminium, Silikon, Spray paint, re: PPÜ, 2019, Aluminium, Silikon, Spray paint, Foto: by the artist

Franco Kappl „Kunst an der Grenze“

Jennersdorf

Initiator von Kunst an der Grenze ist der Unternehmer Claudio G. Cocca. Er widmete die ehemalige A&O Lagerhalle in Jennersdorf der Präsentation von Gegenwartskunst. Durch ihre Dimension der Halle ermöglicht Kunst im großen Format. Franco Kappls (*1962) großformatige abstrakte Bilder scheinen wie geschaffen für das Format der Halle. Kappl löst den Bildraum ausschließlich durch die Malerei. Dabei kombiniert er gekonnt expressive Gestik mit Felder einer „lyrisch-leichten Grundstimmung“, so Kappl.

Franco Kappl, Weight of Darkness, Foto: Roland Krauss

KS Room Feldbach

In dem von Karl Karner gegründeten KS Room findet unter dem Titel „Art is Fashion and Fashion ist Art“ eine Präsentation an der Schnittstelle von Kunst und Mode statt. Katharina Beilstein (DE), Daniel Hafner (AUT), Lisi Lang (AUT), Kibo (AUT) und Violetta Ehnsperg (AUT) werden gemeinsam den Ausstellungsraum und auch eine interaktive Laufsteg-Performance gestalten.

Katharina Beilstein 42.0, 2019 Bronze 31,5x11 x 54 cm Credit: Katharina Beilstein

Kunstfenster Gnas

Das Kunstfenster Gnas ist ein winziger Kunstraum im Schaufenster, ein Cube von zwei mal zwei Meter und einem Meter Tiefe. Seit August 2019 kuratiert Michaela Leutzendorff-Pakesch in der Marktgemeinde Gnas Ausstellungen, die in ihrem Anspruch weit über die Region hinaus gehen.

KUNSTFENSTER #4 Georg Petermichl, Schlüsselwerk 2020, Foto: Georg Petermichl

Sammlungsbesichtigung Walter Pichler

Der Südtiroler Bildhauer, Architekt, Zeichner, Buchgestalter und Objektkünstler Walter Pichler (1936–2012) verbrachte einen Großteil seiner Schaffenskarriere in St. Martin an der Raab im Südburgenland und schuf für seine Skulpturen eine einzigartige Präsentationform. Gemeinsam mit der Tochter des Künstlers Anna Tripamer kann im Rahmen des „HOCHsommer“ sein Atelier und Haus in St. Martin besichtigt werden. Dafür sind zwei Termine geplant.

Haus für den Rumpf und die Schädeldecken, 1981, Nachlass Walter Pichler, Foto: Elfi Tripamer, Courtesy Galerie Elisabeth & Klaus Thoman

Maximilian Prüfer

Kugelmühle / Schlichtbarock, Mühlendorf bei Feldbach

In den Räumen des ehemaligen Industriebaues aus den 1920er-Jahren werden seit 2013 Ausstellungen und Konzerte organisiert. Die diesjährige Sommerausstellung zeigt Arbeiten des deutschen Künstlers Maximilian Prüfer. Mit der Naturantypie entwickelte er ein besonders Druckverfahren, das ihm ermöglicht, kleinste Bewegungen und Prozesse aufzuzeichnen, wie die Flügelschläge von Nachtfaltern oder die Spuren von Ameisen.

Maximilian Prüfer, Richtung, 2018, Naturantypie, traces of snails on paper, 113 x 92 cm, 44 1/2 x 36 1/4 in

Weitere Informationen finden Sie unter : www.hochsommer.at

 

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