Franz Erhard Walther, 2018, KOW, Messestand C20/D23, Vienna Contemporary | Foto: kunst-dokumentation.com

Gestern Abend wurde die jährlich stattfindende viennacontemporary in der Wiener Marx Halle eröffnet. Bis zum Sonntag zeigen über 100 Aussteller aus 27 Ländern über 400 verschiedene Künstler. Silvie Aigner, Paula Watzl und Yves-Michele Saß geben eine erste Orientierungshilfe.


Silvie Aigner, Chefredakteurin

Überzeugt hat mich zunächst die wirklich gelungene ZONE1, kuratiert von Victoria Dejaco. Aber auch abseits der ZONE1 zeigt die Messe Kunst auf hohem Niveau. Aufgefallen sind mir im ersten Durchgang vor allem die Galerien Emanuel Layr, Galerie Christine König, Lukas Feichtner Galerie, Galerie Krobath und Beck&Eggeling. Lukas Feichtner setzt mutig auf Malerei und zeigt solide Positionen der österreichischen Szene.

Vor allem die Gegenüberstellung der großformatigen Arbeiten von Hannes Mlenek und Richard Kaplenig hat mir gefallen. Es ist selten, dass Parameter der Malerei wie Raum, Licht, Form und Duktus so geballt im Fokus stehen, zeigt jedoch, dass das Medium auch abseits des Konzeptuellen immer noch überzeugen kann.

 
Esther Stocker, 2018, Krobath, Messestand D24, Vienna Contemporary | Foto: kunst-dokumentation.com

Esther Stocker, 2018, Krobath, Messestand D24, Vienna Contemporary | Foto: kunst-dokumentation.com

Beck&Eggeling ebenso wie Galerie Krobath zeigen Solopräsentationen.

 

Silvie Aigner

Beck&Eggeling ebenso wie Galerie Krobath zeigen Solopräsentationen. Eine für eine Galerie auch innerhalb ihres Künstlerportfolios oft nicht leichte Entscheidung. Umso gelungener ist das Ergebnis. Galerie Krobath präsentiert Werke von Esther Stocker und zeigt die Bandbreite ihres Schaffens von Malerei bis Objekt. Beck&Eggeling stellen einmal mehr eine Künstlerin aus der Düsseldorfer Kunstszene in Wien vor.

Tamara K.E. ist in Georgien geboren und studierte an der Düsseldorfer Akademie und ist neben Düsseldorf in New York studio- galeriemäßig verankert. Die neue Werkreihe fasst die Verbindungen von Malerei, digitalen Verfahren und Fotografie, auf einzigartige Weise zusammen. An der Schnittstelle zwischen Wandarbeit und Objekt angesiedelt, spiegelt sich das Thema der Collage auch in die Art der Präsentation wider. 


Paula Watzl, Redaktion

Die diesjährige, sehr gelungene ZONE1 zeichnen große Gesten aus. Jene Präsentation von Simon Iurino durch die 418 gallery (F15) ist dabei im ersten Moment vielleicht nicht so aufmerksamkeitserregend wie manche Nachbarn, der tiefblaue Booth hat mich aber sofort in seinen Bann gezogen. Von Iurino wird man noch hören – davon bin ich überzeugt.

Balzer Projects (C29) hat sich für eine amüsant-ernste Solopräsentation von Pawel Ferus entschieden. Der 1973 in Polen geborene Künstler zeigt politische Betonskulpturen mit kunsthistorischen Verweisen und Überraschungsmoment – zunächst lustig wird diese Arbeit schnell hochsensibel.

Ein Höhepunkt bei dem sich alle einig scheinen: KOW...

Paula Watzl
Simon Iurino, 2018, 418 Gallery, Messestand F15 (ZONE1), Vienna Contemporary Foto: kunst-dokumentation.com

Simon Iurino, 2018, 418 Gallery, Messestand F15 (ZONE1), Vienna Contemporary Foto: kunst-dokumentation.com

Ein Höhepunkt bei dem sich alle einig scheinen: KOW (C20/D23) wertet die Messe wie erwartet mit einem akkurat kuratierten Stand mit großen Namen – darunter Franz Erhard Walther und Heinrich Dunst – auf. Außerdem gibt es ein tolles Videokämmerchen mit einer Schwingtür aus Schutzschildern von Ahmet Ahmet Öğüt.

Mit einem Stand im Stand, Candy Colors und unüblicher Petersburger Hängung zeigen bechter kastowsky (C05) ausgewählte Höhepunkte aus dem Galerieprogramm. Überraschend gehen hier sehr unterschiedliche Positionen ineinander auf. Mit dabei auch Philip Patkowitsch dem man in der ZONE1, bei einem weiteren Stand der Galerie, näher begegnen kann.


Yves-Michele Sass, Digital Communication PARNASS

Gleich nach Betreten der Messe sollte man Gianni Manhattan (D16) ansteuern. Galeristin Laura Windhager setzt ihr geradliniges Programm bildhauerischer Positionen schnörkellos fort. Der Besuch lohnt sich: Insbesondere an der detailreichen Bodenskulptur von Nils Alix-Tabeling und Lucia Elena Průšas reduzierten Wandobjekten aus defekten Uhren lässt sich sehr gut ablesen, welchen Stellenwert die Idee der Materialcollage für junge KünstlerInnen zur Zeit hat. Der lockere, unpräzise Gesamteindruck des Messestand passt dabei zu der Materialästhetik der gezeigten Arbeiten.

Galeristin Laura Windhager setzt ihr geradliniges Programm bildhauerischer Positionen schnörkelos fort.

Yves-Michele Saß
Croy Nielsen, 2018, Messestand B17, Vienna Contemporary | Foto: kunst-dokumentation.com

Croy Nielsen, 2018, Messestand B17, Vienna Contemporary | Foto: kunst-dokumentation.com

Weitaus präziser und zumindest vom Material wertiger die Präsentation von Kollegin Sophie Tappeiner (B15): Die Bronzegüsse und Möbelskulpturen von Angelika Loderer werden stimmig mit Malereien von Anna Schachinger kombiniert, welche die Präsentation davor bewahren ins Prätentiöse abzugleiten. Stattdessen erwartet den Besucher ein weiteres, gutes Argument für das aktuelle internationale Interesse an der jungen Wiener Szene. 

Apropos Wiener Szene: Croy Nielsen gleich nebenan (B17) scheinen endgültig in Wien angekommen zu sein. Als Teil der kuratieren Sektion Explorations wirkt der Messestand mit kleinem Bartresen einladend heimelig. Die winkenden Coffe-To-Go-Becher von Nina Beier und die skuril-folkloristisch Holzschnitzereien von Birke Gorm tun dabei ihr übriges. Wem es dann soviel Wien und Skulpturen nach etwas Abwechslung gelüstet, dem sei noch die Balcony Gallery aus Lissabon empfohlen: Mit Philipp Schwalb und Caroline Bachmann werden zwei malerische Positionen gezeigt, die auf sehr unterschiedliche - aber in beiden Fällen überzeugender Weise Landschaftsmalerei verhandeln.


Weitere Impressionen und Statements zur Vienna Contemporary finden Sie in unseren beiden neuen OnView Videos.

Video: ZONE1           Video: viennacontemporary

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