Galerie Nikolaus Ruzicska

HERBERT BRANDL „TIME TO IMAGINE”

Die Galerie Nikolaus Ruzicska zeigt neue Arbeiten von Herbert Brandl. Überraschend und sehenswert.


Eindrucksvolle Landschaften, schroffe Konturen und starke Farben sind charakteristisch für die großformatigen Gemälde von Herbert Brandl, in denen nicht selten die Natur und insbesondere die Gegend seines Heimatortes, rund um das steirischen Schwanberg, eine unerschöpfliche Quelle an Motiven bildet. Gleich mit drei Ausstellungen wurde das Werk von Herbert Brandl 2020/2021 in großen Ausstellungen in Wien und Graz gezeigt. Im Belvedere zeigte er in Dialog mit seinen Kreaturen postapokalyptische Landschaftsbilder, in der die davor platzierten Skulpturen wie wilde, archaische Pförtner wirkten, wie damals dazu der Kunsthistoriker Florian Steininger schrieb. Als regelrechte Farbschlachten bezeichnete Herbert Brandl selbst nicht selten seine Malerei. Doch nichts davon in der aktuellen Ausstellung bei Nikolaus Ruziscka. Sie zeigt eine ganz andere Seite des Künstlers, die immer schon vorhanden war, und sich nun auch in den Gemälden wiederfindet. Herbert Brandl ist ein Sammler, jemand der sich mit vielen Dingen beschäftigt, von Comic-Figuren wie Luke Luke, bis hin zum Sammeln von japanischen Messern und Kristallen. Letztere schrieben sich ebenso in Bildern und Skulpturen des Künstlers ein.

Aktuell ist es also die Aufzucht von Bonsais. Daraus ist eine neue Werkserie entstanden, die nun bei Galerie Nikolaus Ruzicska zu sehen ist. Es ist nicht verwunderlich, hat sich Herbert Brandl doch auch mit der Kunst der Kalligrafie eingehend beschäftigt. Nun sind es also die mannigfaltigen Möglichkeiten der Bonsai-Kunst, ihre unterschiedliche Baum- und Schnittarten, die sich, wie die Kunsthistorikerin Katja Mittendorfer im Pressetext der Galerie beschreibt, in den neuen Werke wiederfinden: „meist auf schwarzem Malgrund, von einer hellen Aura umgeben, begegnen uns Zwergbäume aller Art. Die zugehörigen Schalen werden ausgespart. Man könnte den Eindruck gewinnen, man steht einem Wald aus Laub- und Nadelbäumen gegenüber. Die Größe der Werke verstärkt diese Illusion. Der dicke Farbauftrag, „King Sylvestris“ sei exemplarisch genannt, lässt die Betrachter*innen die Quintessenz der Malerei erahnen: man sieht den Künstler förmlich vor sich, wie er mit Spatel, Pinsel, Spachtel und Walze die Acrylfarbe in einem dynamischen Prozess auf die grundierte Leinwand bringt. Das Ursprüngliche, Elementare des Malprozesses wird erlebbar. Van Gogh, William Turner, der späte Monet und Pablo Picasso nennt der Künstler als große, frühe Vorbilder.“

Ausstellungsansicht, Herbert Brandl, Courtesy Galerie Nikolaus Ruzicka

meist auf schwarzem Malgrund, von einer hellen Aura umgeben, begegnen uns Zwergbäume aller Art.

Es sind knorrige Bäume, die scheinbar schon uralt sind. Doch wie er früher stets vom Berg als Gerüst sprach, so wird auch der Bonsai in den Arbeiten nicht als naturalistisches Motiv verstanden. Vielmehr als „gefrorenes Konzentrat von Erfahrung“, so Mittendorfer. Das trifft auch auf den Ast aus Aluminium zu, der als Objekt an der Wand hängt. Ein Totholz als Kontrast zu den lebenden, blühenden oder austreibenden Bonsais, ein formaler Gegensatz oder eine Mahnung, ein Memento Mori des stets Werden und Vergehens? Diese Gegensätzlichkeit zwischen Skulptur und Gemälde forderten und steigerten sich bereits in den letzten Ausstellungen des Künstlers gegenseitig und ermöglichen vielfältige Interpretationen. Und sie sind einfach per se auch formal interessant.

Ausstellungsansicht, Herbert Brandl, Courtesy Galerie Nikolaus Ruzicka,

Brandl ist ein Künstler, der das Weltgeschehen reflektiert, auch wenn er keine tagespolitischen Äußerungen dazu malt – wozu auch.

Das Pessimistische, Apokalyptische der letzten großen Bilder im Belvedere scheint in den Hintergrund getreten zu sein. Oder ist es ein Aufruf sich zurückzunehmen von der lauten Welt, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und der Natur ihre angemessene Wertschätzung entgegenzubringen? Dass er mitten in einer schnelllebigen Zeit Bonsais züchtet und malt ist eigentlich schon Aussage genug. Wer Herbert Brandl kennt, darf sich von den farbenfrohen Bildern nicht täuschen lassen. Wobei er stets betont, dass die Malerei per se im Vordergrund stehen würde, die Farben nie etwas mit seinem Seelenzustand zu tun hätten. Dennoch, Brandl ist ein Künstler, der das Weltgeschehen reflektiert, auch wenn er keine tagespolitischen Äußerungen dazu malt – wozu auch. So sollen seine Bilder uns doch dazu anregen sich Gedanken zu machen, zu verweilen zu schauen – Zeit zu haben – Time to imagine – auch die Dimension von Zeit ist wesentlich. Die Aufzucht von Bonsais ist immerhin ein langwieriges Unterfangen und Bonsais werden nur bei richtiger Pflege uralt – bei richtigen Bedingungen. Womit wir wieder bei der Apokalypse wären

Ausstellungsansicht, Herbert Brandl, Courtesy Galerie Nikolaus Ruzicka

Galerie Nikolaus Ruzicska

Faistauergasse 12, 5020 Salzburg
Österreich

HERBERT BRANDL „TIME TO IMAGINE”

bis 17. Juni 2022

Das könnte Sie auch interessieren