Hans Staudacher im Alter von 98 Jahren gestorben

Malerei und Poesie erzählt nicht mehr, sie handelt.

schrieb Hans Staudacher in seinem 1960 verfassten Manifest – ein Satz der zum Leitfaden seinen Schaffens wurde. 


Noch vor wenigen Tagen, am 14. Jänner feierte Hans Staudacher seinen 98. Geburtstag. Am 17. Jänner erreichte uns die Nachricht durch die Galerie Ernst Hilger, dass der Künstler in der Nacht gestorben ist. Hans Staudacher, Doyen der abstrakten österreichischen Kunst nach 1945, der verschmitzte, stets scherzende und flirtende, scheinbar unermüdliche Künstler, hinterlässt ein umfassendes Werk.

Staudacher war Autodidakt und entwickelte in den 1950er-Jahren mit konsequenter Weise ein Werk, dass dem „lyrischen Informel“ zugeordnet wird. Mit der Übersiedlung des 1923 in St. Urban am Ossiacher See geborenen Künstlers nach Wien im Jahr 1950 begann seine Auseinandersetzung mit der abstrakten Kunst. Lassen sich in den frühen Werken noch Anklänge an den Kubismus und einer geometrischen Figuration erkennen, so verfolgte er wenig später eine tachistisch, informelle Bildsprache und stellte eine individuelle und spontane Malerei unmissverständlich in den Vordergrund. Die Linie, der Strich, der Pinselhieb werden zum primären Ausdrucks- und Gestaltungsmittel einer aus der Geste generierten Malerei.

Geprägt wurde dieses Formensprache durch Staudachers mehrmalige Parisaufenthalte zwischen 1954 und 1962. Hier lernte er die Werke von Georges Mathieu und dem lyrischen Informel kennen. „In den Arbeiten von Hans Staudacher verbindet sich das lyrische Informel eines Wols, Hartung, Mathieu mit dem Abstrakten Expressionismus vor allem Jackson Pollocks zu einer singulären und subjektiven Bildschrift, die in Österreich keine Parallelen besitzt…schrieb Wilfried Skreiner einmal über den Künstler“ (Quelle Galerie Gerersdorfer) Staudacher gelingt der Dialog zwischen malerischer und grafischer Gestik, Farbfläche und zeichnerischen Bildsprache. Linien, Chiffren, Textfragmente sind kompositorisch gleichberechtigt und in hohem Maß bildkonstituierend. Nicht immer kommt den Schriftkürzel und Textfragmente nur eine kalligraphischer, ästhetischer Gehalt zu, zuweilen wählte Staudacher diese aus durchaus tieferer Bedeutung.

Diese Werke waren stets an das selbstbewusste und in gewisser Hinsicht agitatorische Auftreten des Künstlers geknüpft. Wörter und Sätze, die Teil der Ästhetik der Bilder sind, weisen auf konkrete Begebenheiten, tagespolitische Ereignisse und biografische Bezüge des Künstlers hin“, so Andrea Madesta in „Hans Staudacher. Das Prinzip Informel – Die offene Form als Prinzip“.

Hans Staudacher im Lentos Kunstmuseum Linz, Foto (Ausschnitt): maschekS

Doch Staudacher unterstrich seine Rolle als Avantgardekünstler in den 1950er-Jahren auch durch eine Reihe von aktionistischer Auftritten, wie dies Franz Smola seinem Essay zur Malerei in Kärnten nach 1945 (K08 Kunst aus Kärnten 1945 bis heute) zusammenfasste: „Bereits 1956 lieferte Staudacher in der Wiener Secession die Aktion Nu, bei welcher der Künstler unter anderem einige seiner Arbeiten öffentlich verbrannte. 1961 organisierte Staudacher in der Secession eine Ausstellung mit dem Titel Who is Who?. Die teilnehmenden Künstler, zumeist Mitglieder der Secession, wie etwa Peter Bischof, Adolf Frohner, Günther Brus, Otto Mühl, Grete Yppen und Christa Hauer, blieben absichtlich anonym. 1964 folgte die Aktion Bildverbrennung, bei welcher der Künstler öffentlich einige seiner Werke verbrannte. 1970 liefert Staudacher gemeinsam mit Peter Baum die Aktion Abbruch, im Zuge derer der Künstler Graffiti auf die Wände von Abbruchruinen in Wien malte, um gegen den kommerziell orientierten vorschnellen Abriss von kriegsbeschädigten Häusern aufzutreten.“

Staudacher frühe Bilder sind oft auch auf Jute und Holz gemalt, was diesen einen besondere Prägnanz verleiht. Während für viele Künstler dieser Zeit, Bischoffshausen, Rainer und andere das Informel eine Durchgangsperiode bedeutete, blieb Staudacher seiner Formensprache treu und entwickelte darin eine große Variationsbreite.

Kreuz, 1986, Öl/Leinwand, 150x150 cm, Courtesy Galerie Hilger

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