Glossar | 4 | Kommt bald die Umweltzertifizierung für Museen?
Kommt bald die Umweltzertifizierung für Museen?
In der Praxis ist sie schon da – zumindest in Österreich. 2018 erhielt das Kunst Haus Wien das Österreichische Umweltzeichen. Dieses wird seit 30 Jahren vergeben und war bisher nur den Bereichen Tourismus, Gastronomie und Bildung vorbehalten. Die Initiative für eine Erweiterung um Museen und Ausstellungshäuser ging von Bettina Leidl, Direktorin des Kunst Haus Wien, aus. Sie ist seit 2019 Präsidentin von ICOM Österreich (Nationalkomitee des International Council of Museums) und setzte das Thema Nachhaltigkeit für Museen auf ihre Agenda – basierend auf den visionären Ideen zu Ökologie und Gesellschaftspolitik von Friedensreich Hundertwasser, dessen Werke im Kunst Haus Wien präsentiert werden. Friedensreich Hundertwasser entwarf auch das Design für das Österreichische Umweltzeichen.
Die Parameter für den Erhalt des Umweltzeichens sind vergleichbar mit dem weltweit normierten Standard für Umweltmanagementsysteme ISO 14001, der aber für Kunstbetriebe nicht vorhandene Faktoren wie die CO2-Emission umfasst. Seine Vergabe erfolgt für jeweils vier Jahre und ist gebunden an die Einhaltung eines Kriterienkatalogs. Er umfasst die Wiederverwendbarkeit von Ausstellungswänden ebenso wie die Reduzierung von Reisen per Flugzeug, den Einsatz biologisch abbaubarer Wandfarben und energiesparender LED-Lampen, die Wahl des Papiers für Drucker oder nachhaltig erzeugte Produkte im Museumsshop (wie im Fall des Kunst Haus Wien: Honig direkt vom Dach des Hauses). Derzeit setzen das MAK und das Naturhistorische Museum Maßnahmen zur Erlangung der Grün-Plakette.
Im Dezember 2020 wurde nun auch das Technische Museum Wien mit Österreichischer Mediathek mit dem Titel „Grünes Museum“ ausgezeichnet. Als wichtiger sozialer Lernort reflektiert das Technische Museum Wien mit Österreichischer Mediathek bereits seit längerem Themengebiete rund um Umweltschutz, erneuerbare Energien oder Abfallproblematik gemeinsam mit seinem Publikum. Seit dem Antritt von Generaldirektor Peter Aufreiter Anfang des Jahres 2020 hat sich das Museum aber noch intensiver der Nachhaltigkeit verschrieben und diesen Fokus nicht nur im Leitbild, sondern auch in der inhaltlichen Ausrichtung von Ausstellungen und Vermittlungsprogrammen verankert. Um diesem Bekenntnis auch im operativen Betrieb gerecht zu werden, hat sich das Museum intensiv mit dem eigenen ökologischen Fußabdruck auseinandergesetzt und bereits zahlreiche umweltfreundlichere Lösungen implementiert, wofür Frau Bundesministerin Leonore Gewessler dem Haus am 16. Dezember 2020 offiziell das Österreichische Umweltzeichen überreichte.
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