Gallery Diary - Galerie3 | Suse Krawagna, Terese Kasalicky, Larissa Leverenz

Die Galerie3 zeigt parallel zur großen Ausstellung im MMKK sehenswerte Arbeiten von Suse Krawagna in der Klagenfurter Innenstadt. Gegenübergestellt werden die Malereien Krawagnas mit Objekten von Terese Kasalicky. Die Ausstellung läuft bis 24. Juli, ab dem 2. Juli nach Vereinbarung geöffnet. In Velden, am zweiten Standort der Galerie3 steht diesen Sommer das Werk von Larissa Leverenz im Fokus.


Suse Krawagna, Terese Kasalicky

Der zweite Blick

(29. Mai 2021 bis 24. Juli 2021)

Die Abstraktion in Suse Krawagnas Kunst beginnt in der Wahrnehmung, in ihrer Wahrnehmung. Von einer formalen Neugierde geleitet nimmt sie Details oder Anordnungen von Dingen wahr, die sich ihr einprägen. Diese Eindrücke wirken nach und im Atelier entstehen über Skizzen, in denen oft Elemente aus unterschiedlichen Beobachtungen zueinander in Beziehung gesetzt werden, Malereien die sich mit dem Thema Variation, Abweichung und Differenz beschäftigen. Die Bilder beziehen sich stets aufeinander und entwickeln sich, in einem Prozess der mehrere Monate, manchmal Jahre dauern kann, von der ursprünglichen Inspiration weg zu etwas Neuem.

"Der zweite Blick", Galerie3, Klagenfurt | Foto: J.Puch

Während lange Zeit strenge Linien Krawagnas Malerei bestimmten, durchbricht sie diese in den jüngsten Arbeiten mit Schlingen und runden Linien, die sie mit sichererem Strich auf den Bildgrund setzt. Immer weiter und immer wieder lädt Suse Krawagnas Malerei ein, sich der Wahrnehmung zu widmen, sich auf Abstraktion einzulassen und ein eigenes Tempo dafür zu zuzulassen. Suse Krawagna (*1964 in Klagenfurt) studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Wien bei Arnulf Rainer und war danach Resident am Royal Collage of London. Sie erhielt im Laufe ihrer künstlerischen Karriere zahlreiche Preise. Zeitgleich mit der Galerie3 stellt sie im Museum Moderner Kunst Kärnten MMKK aus und es erscheint dazu ein umfassender Katalog.

Terese Kasalicky beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit ornamentalen Elementen, also mit Verzierungen, die über die eigentliche Funktion der Gegenstände hinausgehen, ihnen Besonderheit und Luxuscharakter verleihen, die dem ästhetischen Mehrwert dienen und zum Repräsentationsfetisch werden lassen. Sie spielt mit der Diskrepanz der Verarbeitung von einfachen, leicht verfügbaren Materialen zu prunkvollen Artefakten. Die stelenartigen Skulpturen sind als ein modulares Bausteinsystem oder Alphabet zu verstehen, welches aus lauter Einzelteilen besteht.

Suse Krawagna, O.T., 2020, Acryl, Farbstift auf Leinwand, 50 x 40 cm, Courtesy Galerei3/Künstlerin

Im Zuge jahrelanger kunstgeschichtlicher Recherche vor allem im Bereich der Zierformen haben sich für die Künstlerin etliche archetypische Grundformen herauskristallisiert, die sie immer wieder verwendet und erweitert. Wie ein Wort oder ein Satz können diese Formen jeweils neu angeordnet oder zusammengebaut werden und verändern dadurch ihre Syntax. Terese Kasalicky (*1988 in Klagenfurt) studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Gunter Damisch und Veronika Dirnhofer; sie lebt und arbeitet in Wien.


Larissa Leverenz

Comedy of Creatures

(8. Juli 2021 bis 28. August 2021)

Wesen aller Art tummeln sich zur Sommerausstellung in der Galerie3 Velden: In ihrer Werkreihe „Comedy of Creatures“ spürt Larissa Leverenz verschiedenen Fragen malerisch nach und versucht die Vielfalt unseres Wesens und Seins, wenn auch nur fragmentarisch und subjektiv, einzufangen. Die vielen Miniaturbilder stehen für sich allein, bilden aber auch als Wandinstallation eine Gesamtheit, die unser Fassungsvermögen herausfordert. Sie erzählen von geisterhaften Gestalten und mikroskopischen Innenansichten - ohne Anspruch auf medizinische Richtigkeit. Die Künstlerin unternimmt den Versuch, sich von der negativen Bedeutung des Wortes Kreatur zu distanzieren und diese emphatisch, Schicht für Schicht abzutragen, um schließlich unsere inneren Kreaturen zu finden, im Bewusstsein nie den Kern erreichen zu können.

Larissa Leverenz, Comedy of Creatures, 2021 | Courtesy Galerie3/Künstlerin

Das Wort Kreatur kann sowohl im positiven als auch im negativen Sinne verstanden werden. Manchmal wird es als abwertende Bezeichnung für einen Menschen benutzt, kann aber auch als Synonym für alle Geschöpfe und Lebewesen unserer Welt stehen. Alle Kreaturen unterliegen dem „Lauf der Dinge“ in einer sich fortwährend weiter entwickelnden Welt und erleben somit einen unvollendeten Zustand ihres Daseins. Diese Tragödie drückt sich in vielen Ebenen aus, drastisch zu spüren an der Abhängigkeit unseres Geistes von unserem Körper und seinem kontinuierlichen Verfall. Aber liegt nicht in dieser Unvollkommenheit eine Schönheit? Eine, die sich dem klassischen Schönheitsbegriff entzieht, uns in ihrer archaischen Struktur und Trost spendenden Art eine Ahnung über zukünftige Generationen gibt? Und ist diese Idee nicht Motor all unseren Tuns? Liegt es nicht an uns selbst die Tragödie in eine Komödie zu verwandeln?

Das Wort Kreatur kann sowohl im positiven als auch im negativen Sinne verstanden werden.

Leverenz versteht ihre Bilder als „Räume von Möglichkeiten“, in denen oftmals eine existentielle und poetische Grundstimmung herrscht. Sei es in ihren durch komponierten und architektonisch durchexerzierten Bildern bis 2018 oder in ihrer neuen Werkserie „Comedy of Creatures“, die sich mit dem Phänomen Geist und Körper beschäftigt. Letztlich ist es immer wieder der Versuch auf tragikomische Weise eine Idee von Herkunft und Wesen unseres Selbst zu vermitteln.

Larissa Leverenz (*1978 in Köln) studierte Design an der MSD Münster/School of Design und an der Universität für Angewandte Kunst Wien, wo sie seit 2011 Senior Artist beschäftigt ist. Sie stellte u. a. im Essl Museum, Kunsthalle Krems sowie regelmäßig im In- und Ausland aus und ihre Arbeiten sind in folgenden Sammlungen vertreten: 21er Haus, Artothek des Bundes, Strabag Artcollection, Universität für Angewandte Kunst, Österreichische Nationalbibliothek.


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