Elisabeth Krimbacher (1971–2019)

Dr.in Elisabeth Krimbacher und Thomas Grusch | Foto: ORF/Günther Pichlkostner

Elisabeth Krimbacher starb am 2. April 2019. Mit ihr verlieren wir eine in der Kunstwelt geschätzte Autorin, die viele Jahren für PARNASS tätig war.


Die Produzentin und Redakteurin Elisabeth Krimbacher war Mitgründerin und Geschäftsführerin der Tausend Rosen Filmproduktion GmbH und Redakteurin. Sie studierte Politikwissenschaft und Kunstgeschichte war seit 1995 freie Mitarbeiterin des ORF, bis 2002 Redakteurin der Sendung „kunst-stücke“, und zeichnete für eine Reihe von TV-Magazine verantwortlich. Vor allem für die Sendung „Kreuz und Quer“ gestaltete sie außergewöhnliche Beiträge, die mit Preisen ausgezeichnet wurden. Für PARNASS schrieb sie zumeist Künstlerporträts – weil sie stets neugierig war auf die Kunst aber vor allem auf den kreativen Menschen, der dahinter stand. Sie war professionell, humorvoll und versuchte stets mehrere Facetten der Kunstszene einzufangen und diese zuweilen auch aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Zuletzt besuchte sie für uns Xenia Hausner in ihrem Atelier in Wien anlässlich ihrer Ausstellung „Shaky Times“ im Danubiana Meulensteen Art Museum.

Andrea Schurian kannte Elisabeth Krimbacher nicht nur als PARNASS Autorin, sondern war über viele Jahre auch ihre Kollegin im ORF – und ihre Freundin. Wir baten daher Andrea Schurian um ihren ganz persönlichen Nachruf und wir können uns ihr nur anschließen: Elisabeth Krimbacher wird fehlen, ihr Tod hinterlässt eine Lücke – bei uns im Redaktionsteam von PARNASS, aber vor allem bei ihrer Familie und ihren beiden Töchtern.

Dr.in Elisabeth Krimbacher und Thomas Grusch | Foto: ORF/Günther Pichlkostner

Dr.in Elisabeth Krimbacher und Thomas Grusch | Foto: ORF/Günther Pichlkostner


Krebs zerstört alle Schönheit. Und vernichtet alle Ordnung.

Ein Nachruf von Andrea Schurian

Elisabeth Krimbacher war eine hingebungsvolle Mutter, sensible Filmemacherin, eine wunderbare Kollegin und kostbare Freundin. Sie starb vergangenen Dienstag an Krebs.

Nach dem letzten Bestrahlungszyklus begleitete ich meine Freundin zur ärztlichen Nachbesprechung. Elisabeth saß bereits im Rollstuhl. Wie lange sie auf der Palliativstation bleiben werde, fragte die Ärztin und blickte überaus angestrengt an der abgemagerten Patientin vorbei auf den Computerbildschirm. Ich war über die unsensible, dumme Frage empört, Elisabeth nicht: "Vermutlich bis ich sterbe", antwortete sie trocken und lachte. Ihren Humor und ihre unnachahmliche Würde behielt sie bis zum letzten Atemzug. Sie habe ein schönes, erfülltes Leben gehabt, sagte sie einmal, eine liebevolle Kindheit, einen interessanten Beruf, einen fürsorglichen Mann und zwei entzückende kleine Töchter. Wir lachten erstaunlich viel in diesen letzten Wochen und Monaten, aber wir redeten auch über das, was sie erwartete, ob es ein Leben nach dem Tod gebe, woher wir kommen, wohin wir gehen, über Spiritualität, wie sie ihren Mädchen in Erinnerung bleiben würde. Sie jammerte und haderte nicht, dass sie, die Nichtraucherin, an Lungenkrebs erkrankt war. Aber dass sie ihrer Familie großen Schmerz zufügen und das Heranwachsen von Amalia und Cressida nicht erleben würde, machte sie traurig.

Nur wenige Tage nach der Geburt ihrer zweiten Tochter im Juni 2016 waren Knochenmetastasen entdeckt worden, man suchte nach dem Ursprungskrebs. Fand ihn in der Lunge. Doch die Diagnose ließ Hoffnung zu, diese Form des Krebses sei medikamentös gut behandelbar, sagten die Ärzte und entfernten eine halbe Lunge. Die Medikamente wirkten, im Frühjahr 2018 galt Elisabeth als geheilt. Im Herbst 2018 kam der Krebs zurück, wütender, aggressiver, bösartiger. Die Chemotherapie brach sie ab, zu viele Nebenwirkungen. Sie wollte ihrem Tod mit klarem Verstand entgegensehen.

Ihre intellektuelle Brillanz, ihre Klugheit, ihre Eloquenz, ihr mit Selbstironie gewürzter Humor, ihr hoher beruflicher Ethos, ihre Warmherzigkeit waren ebenso außergewöhnlich wie ihr Charme, ihre Empathie und Begeisterungsfähigkeit, ihre uneitle Schönheit. Sie war eine hervorragende Kulturjournalistin und genau Kunstbetrachterin, wie nicht zuletzt zahlreiche Artikel, Essays und Porträts im PARNASS beweisen.

Auch als Filmemacherin schaute sie genau hin, hörte aufmerksam zu, unvoreingenommen und neugierig, und montierte das, was sie sah und hörte, zu sensiblen Dokumentarfilmen, oft für die ORF-Reihe „Kreuz und Quer", meist gemeinsam mit Kameramann Thomas Grusch. 2013 wurde ihre Dokumentation „Familie andersrum - Homosexuelle mit Kind" mit dem Preis für Erwachsenenbildung ausgezeichnet. Sie porträtierte junge Muslime „Zwischen Gebetsteppich und Dancefloor"; befragte Nonnen zur „Freiheit hinter Klostermauern"; dachte mit progressiven Musliminnen über „Gender Dschihad" nach und darüber, ob die Zukunft des Islam weiblich sei; beleuchtete das Verhältnis von Aufklärung, Religion und Aberglaube und näherte sich dem Thema „Astrologie" frei von Zynismus; stellte Menschen vor, die „bekehrt" waren und ihr Leben radikal verändert hatten; widmete sich dem gesellschaftlichen Tabu, „Nichts zu tun"; spürte jüdischem Humor nach und wollte für einen ihrer letzten Filme von Oberrabiner Paul Chaim Eisenberg wissen, wann und „wenn der Rabbi lacht". Es wäre schön, würde „Kreuz und Quer" in memoriam Elisabeth Krimbacher einige ihrer wunderbaren Filme wiederholen.

„Menschliches Handeln ist nie frei von Emotionen, deshalb ist die allmähliche gesamtstrukturelle „emotionale Abkühlung" der Welt, die bis in den intimsten zwischenmenschlichen Bereich vordringt, für alle so problematisch", schrieb sie in ihrer Dissertation über „Die Schönheit der Ordnung".

Krebs vernichtet alle Schönheit. Und zerstört alle Ordnung.

Elisabeth Krimbacher, Ehefrau, Mutter und Schwester, Filmemacherin, Freundin, promovierte Politologin, Mitbegründerin und Geschäftsführerin der Filmproduktionsfirma „Tausend Rosen", geboren am 2. August 1971 in St. Johann in Tirol, gestorben am 2. April 2019 auf der Palliativstation des AKH in Wien: Sie war, was man einen guten Menschen nennt. Ihr früher Tod schmerzt.

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