Felix Kultau, Bad Engine, 2019, Ausstellungsansicht, KOENIG2 by_robbygreif, Wien © Foto: Philipp Friedrich

Am Dienstag eröffnete ZS art die Gruppenschau „Kopf-Variationen“, am Mittwoch folgten dann ARCC mit einer Soloausstellung Michael Ornauers und Lisa Kandlhofer lud zur Performance von Karl Karner. Gestern, am 24. Jänner 2019, ging es dann in der Schleifmühlgasse weiter. Paula Watzl begab sich auf einen Streifzug durch die sehenswerten Ausstellungen ebenda.


Zwischen klassisch soliden Arbeiten und dem Erproben neuer Zugänge bekommt man aktuell einiges in der Schleifmühlgasse und Umgebung geboten. Zum Beispiel, und damit ein persönlicher Höhepunkt des Rundgangs gleich vorweg: Katarina Spielmann bei Charim Events. Während Dorothee Golz bei Charim in der Dorotheergasse, ebenfalls seit gestern geöffnet, ihre Arbeit in eine völlig neue Richtung weiterentwickelt, bestimmt den Raum in der Schleifmühlgasse eine junge Künstlerin, die man am Radar behalten sollte.

Katarina Spielmann, Ausstellungsansicht, 2018 © Jakob Polacsek 

Katarina Spielmann, Ausstellungsansicht, 2018 © Jakob Polacsek 

Nicht nur gelingt Katarina Spielmann die größere räumliche Zusammenschau der Arbeiten, erst wenn man den Werken ganz nah kommt, eröffnet sich ihr ganzes Spektrum. Malereien, die wirken wie Stoffe, auch weil sie mit ihrer Trägerleinwand nicht in Konkurrenz treten, sondern in einen fließenden Austausch. Im Bruch ergänzen aber auch die kleineren, pastosen Arbeiten die Raumerfahrung gekonnt.


Alexander Ruthner in der Gabriele Senn Galerie

Eine ganz anders einnehmende Malereibegegnung bietet freilich der in Wien und Los Angeles lebende Alexander Ruthner in der Gabriele Senn Galerie. Ruthners selbstreflexive Arbeiten sind „Trigger“ heißt es im Ausstellungstext von Nicole Damblon. Verweise und Verschnitte auf bekannte Bildräume. Dabei bleiben sie in den beiden gezeigten Werkgruppen inhaltlich manchmal subtil, im Pinselstrich aber stets mutig direkt. Pastose Momente da und dort paraphrasieren darüber hinaus das Komplexe, das in einer Bildwahrheit immer nur im Ansatz dargestellt werden kann. Einblicke die man stets nur in verfälschten Ausschnitten im Öffentlich-Realen wahrnehmen kann.

...inhaltlich manchmal subtil, im Pinselstrich aber stets mutig direkt.

Paula Watzl über Alexander Ruthner
Alexander Ruthner, Vor dem Brunch, 2019, Öl auf Leinwand, 200 x 200 cm | Courtesy Gabriele Senn Galerie, Foto: Maximilian Anelli-Monti

Alexander Ruthner, Vor dem Brunch, 2019, Öl auf Leinwand, 200 x 200 cm | Courtesy Gabriele Senn Galerie, Foto: Maximilian Anelli-Monti

 


„Äpfel Birnen Ananas“ in der Christine König Galerie

Malerische Plastizität im abstrakt Formalen überzeugt in der Schleifgasse unterdessen einerseits in der Georg Kargl Box wo eine Reihe von Arbeiten Herbert Hintereggers site-specific installiert wurden, sowie in der Galerie Christine König wo einen Benjamin Appel mit gemalten Collagen in den Bann zieht.

Die geschichteten Farbfelder erweitern die Malerei über die Leinwand hinaus, ohne tatsächlich die Wand zu verlassen und ebenso, ohne ihre Leichtigkeit zu verlieren – aller Farbgewichtigkeit zu trotz. Dabei drängt sich die Frage auf: Welche Art von Träger braucht ein Bild eigentlich?

Auch auf der Wand gegenüber tänzeln Fulterer Scherrer um die Seinsfragen der Zweidimensionalität. Ihren Keilrahmen haben sie die Leinwände entzogen, das Holz selbstbemalt. Nicht mehr der Rahmen hält sodann die Arbeiten zusammen, sondern er wird entlastet von Gurten, die nun zum Rahmen werden und damit die Arbeitsverteilung an der Wand neu ausverhandelt.

Dritte im Bunde der Zusammenschau „Äpfel Birnen Ananas“ in der Galerie ist Ira Svobodovà. Die tschechische Künstlerin bleibt in den hinteren Galerieräumen auf ihrer Leinwand. Der Schritt in den Raum gelingt ihr als Paraphrase im Formalen. In manchen Arbeiten aber geht die Idee leider in der Fläche verloren.


Tim Plamper bei unttld contemporary

Apropos Ideen. Bei unttld contemporary gilt es ein ganzes Konvolut davon zu entdecken. In schematischer Zeichnung, wirrem Diagramm und offenem Selbstdialog. Tim Plamper, 1982 in Bergisch Gladbach geboren, untersucht in einer umsichtigen Zusammenstellung an Werken unsere Existenz im Umraum wie Innenraum.

Im Dialog zwischen subjektivem Erleben und gemeinschaftlichem Sein erprobt er in der Ausstellung unter anderem die Visionen eines geeinten „Europas“. Bis an die persönlichen wie tragisch kollektiven Grenzen. Oft stellt dabei die eigene Körperlichkeit Ausgangspunkt, wie auch die Zeichenlinie immer eng mit der Hand des Künstlers verbunden ist. Spannend gestalten sich neben fotorealistischen Zeichnungen etwa Plampers „Schatten-Serien“, feine Zeichnungen die der Künstler mit geschlossenen Augen produziert.

Tim Plamper, Reflection is a Wall, 2019, Ausstellungsansicht, unttld contemporary, Wien | Courtesy unttld contemporary | Foto: Tim Plamper

Tim Plamper, Reflection is a Wall, 2019, Ausstellungsansicht, unttld contemporary, Wien | Courtesy unttld contemporary | Foto: Tim Plamper


Bar du Bois

Vom Selbstgespräch zu den tatsächlichen „Dialogues“, die als Ausstellung bei Georg Kargl Fine Arts dieses Wochenende schließen werden, aber in der Bar du Bois am Donnerstag bei Kargl Permanent eine zeitgeistige Erweiterung eröffneten.

Hier entführen Sophie Gogl, Andreas Harrer, Julia Kolbus, Florian Pfaffenberger, Julian Turner und Astrid Wagner den Besucher in eine einzigartige multimediale Mise en Scène, die allseits – berechtigt – großen Anklang fand. Aber auch Felix Kultaus Raumaneignung bei KOENIG2 by_robbygreif durfte man keinesfalls auslassen.

...multimediale Mise en Scène, die allseits – berechtigt – großen Anklang fand

Paula Watzl über Bar du Bois bei Kargl Permanent
Bar du Bois @ Permanent, 2019, Ausstellungsansicht, Georg Kargl PERMANENT © Georg Kargl Fine Arts | Foto: Matthias Bildstein

Bar du Bois @ Permanent, 2019, Ausstellungsansicht, Georg Kargl PERMANENT © Georg Kargl Fine Arts | Foto: Matthias Bildstein


Felix Kultau bei KOENIG2

Für die erste Wiener Einzelausstellung des 1984 in Deutschland geborenen Künstlers entschied man sich für eine „Melange“ seiner Serien entnommener skulpturaler Arbeiten vor dystopischer Fotokulisse. Wobei man sich von solchen normativen Zuordnungen wie „Skulptur“ in diesem Fall eher distanzieren sollte. Schließlich einen die Arbeitenvon Felix Kultau unterschiedliche technische wie inhaltliche Zugänge, die das Feld deutlich weiterführen.

Dass trotz all der den Werken zugrunde liegenden Konzepte, von Medienkritik bis hin zum Bewusstmachen des ökonomisch geführtem Öffentlichen Raums, etwa die Leuchtkästen-Arbeiten auch ästhetisch überzeugen, spricht für diese Gleichzeitigkeit der Ansätze in Kultaus dreidimensionalen Arbeiten. Seine Praxis kann durchaus paradigmatisch für einen neuen Skulpturbegriff stehen.

Felix Kultau, Bad Engine, 2019, Ausstellungsansicht, KOENIG2 by_robbygreif, Wien © Foto: Philipp Friedrich

Felix Kultau, Bad Engine, 2019, Ausstellungsansicht, KOENIG2 by_robbygreif, Wien © Foto: Philipp Friedrich


Marko Zink in der Galerie Michaela Stock

Um eine Evaluierung von Umständen und eine Neudefinition geht es auch Marko Zink in der Galerie Michaela Stock. Allerdings weniger spielerisch im Medium sondern mit einem höheren Grad an Ernst und Härte im gewählten Thema. In berührenden Fotoarbeiten verarbeitet der österreichische Künstler die verstörende Wahrnehmung des KZ Mauthausen als touristisches Ausflugsziel und sucht diesem tragischen Ort seine Würde zurückzugeben. Zinks Ziel ist es, so der Text zur Ausstellung, „ein zweifaches Verschwinden sichtbar zu machen: die Auslöschung von Menschen und die Tilgung von Erinnerung“. Im April wird Zink sein Projekt in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen ausstellen.

Hier geht es zu den anderen Rundgängen in der Eschenbachgasse und im 1. Bezirk:

Die Wiener Galerien

Karl Karner, AFFUS, 2019, Ausstellungsansicht, Galerie Lisa Kandlhofer | Courtesy of Galerie Lisa Kandlhofer | Photo: Armin Plankensteiner

Karl Karner, AFFUS, 2019, Ausstellungsansicht, Galerie Lisa Kandlhofer | Courtesy of Galerie Lisa Kandlhofer | Photo: Armin Plankensteiner

Das könnte Sie auch interessieren