Gottfried Bechtold, 2016 | Foto: Galerie Maximilian Hutz

Der große Kunstpreis der Klocker Stiftung wird 2018 an Gottfried Bechtold verliehen. Die Jury der Klocker Stiftung würdigt mit der Zuerkennung des Preises das außergewöhnliche Lebenswerk des österreichischen Künstlers. Der Kunstpreis der Klocker Stiftung zählt zu den höchstdotierten Kunstpreisen Österreichs. Anlässlich des Preises wird Gottfried Bechtold eine Ausstellung in der Galerie Goldener Engl in Hall in Tirol gewidmet.


Gottfried Bechtold

Im PARNASS 4/2016 führte Gerald Matt ein ausführliches Interview mit dem Preisträger. Angesprochen auf seine künstlerische Haltung und Kontextualisierung durch Künstlerkollegen Peter Weibel äußerte er sich wie folgt:

PARNASS: Ihr Künstlerkollege Peter Weibel stellt Sie in die Reihe jener führenden Künstler wie Buren, Graham oder Smithson, die am Wandel des Skulpturenbegriffs einen entscheidenden Anteil hatten. Was sind Ihre zentralen Fragen an die Skulptur?

Gottfried Bechtold: Um es einfach zu machen: Kann die dreidimensionale, materiale Kunst überhaupt überleben? Da komme ich mir vor wie bei der Wasserrettung und sehe mich in der Rolle eines Rettungsschwimmers. Als konzeptueller Bildhauer versuche ich permanent die Skulptur aus ihrem dreidimensionalen Gefängnis zu retten. Die klassische Skulptur wurde eigentlich in der Renaissance vollendet, was später kommt, ist Erinnerung, Wiederholung, bei Duchamp dann Paradoxon. Meine Schiene „Kofler“ ist jedoch mehr als das Ende der Sackgasse der Paradoxie.

Die Kunst als Teil des Lebens beziehungsweise die Kunst für und vom Volk und die damit verbundene Propaganda sind mir suspekt. Das ist ehemalige Sowjetunion oder heute grüne Kulturpolitik.

Gottfried Bechtold

 

PARNASS: Ging es Ihnen bei Ihren Projekten auch um so etwas wie die Versöhnung von Kunst und Leben? 

Gottfried Bechtold: Versöhnen, nein, da gibt es nichts zu versöhnen. Wie heißt es doch: Die Kunst ist lang, das Leben ist kurz. Ich kann schwer zwischen Kunst und Nichtkunst eine Grenze ziehen. Grundsätzlich kann ich mit Kunst umgehen, mit Nichtkunst weniger. Aber letztlich hat alles miteinander zu tun, alles basiert letztlich auf der limitierten Anzahl von Atomen. Die Kunst als Teil des Lebens beziehungsweise die Kunst für und vom Volk und die damit verbundene Propaganda sind mir suspekt. Das ist ehemalige Sowjetunion oder heute grüne Kulturpolitik.


KUNSTPREIS DER KLOCKER STIFTUNG

Der Kunstpreis der Klocker Stiftung ist das zentrale Instrument der Kunstförderung im Sinne der Stifterin Emmy Klocker. Er wird seit 2014 und in der Folge alternierend als Hauptpreis und als Förderpreis vergeben. Die Preisträgerinnen und Preisträger werden von einer Jury nominiert. Den Intentionen der Stifterin entsprechend wird der Preis in den Bereichen Malerei und Skulptur vergeben, deren Begriffe zeitgemäß erweitert aufgefasst werden. Ausgezeichnet werden lebende Künstlerinnen und Künstler, deren Werk exemplarisch für die Entwicklung der österreichischen Kunst und von internationaler Bedeutung ist. Die bisherigen Hauptpreisträger/innen waren Lois Weinberger (2014) und Martha Jungwirth (2016).

Gottfried Bechtold, Crash Porsche, 2001

Gottfried Bechtold, Crash Porsche, 2001


Statement der Jury

Gottfried Bechtold (*1947, Bregenz) gehört zu den herausragenden Künstlerinnen und Künstlern Österreichs. Bechtold arbeitet im Spannungsfeld von Skulptur und neuen Medien. Fotoserien, die den Bildbegriff und seine vorgebliche Glaubwürdigkeit befragen, zählen ebenso zu seinem Werk wie Videos und bildhauerische Arbeiten. Sein wahrscheinlich bekanntestes Werk ist der sogenannte „Betonporsche“ aus den frühen 1970er-Jahren. Spätestens seit seiner Teilnahme an der legendären documenta 5 1972 ist der heute 70-jährige international erfolgreich. Auf der Silvretta versieht Bechtold einen von Zwangsarbeitern während den 1940er-Jahren errichteten Stausee mit seiner Signatur. Er weist auf vergessene Autorschaft und leidvolle Geschichte hin.

Physik und Glaube, Technik und Tod, Last und Leid sind die Themen, die über diese ungewöhnliche Kombinatorik kurz geschlossen werden.

2016 richtet das Linzer Lentos eine Personale für Bechtold ein, im selben Jahr stellt er im Kunstraum Dornbirn eine von einer Eisenbahnschiene durchbohrte Marienfigur aus, die sein Onkel, der Bildhauer Albert Bechtold, meißelte. Physik und Glaube, Technik und Tod, Last und Leid sind die Themen, die über diese ungewöhnliche Kombinatorik kurz geschlossen werden. Biografisch bemerkenswert ist Gottfried Bechtolds bewusst gewählte Verortung in Vorarlberg, abseits der Kunstmetropolen. Dass also große Kunst auch in einem regionalen Umfeld entstehen kann, beeindruckte nicht nur die Jury, sondern ist auch beispielgebend für das Arbeiten jüngerer Künstlerinnen und Künstler. Die Jury der Klocker Stiftung würdigt den in Vorarlberg lebenden Künstler für sein außergewöhnliches Lebenswerk.

Der Jury 2018 gehören an:
Benedikt Erhard, Abteilung Kultur, Land Tirol; Martin Gostner, Künstler, Düsseldorf, Innsbruck; Anton Klocker, Klocker Stiftung; Elsy Lahner, Kuratorin, Albertina, Wien; Thomas Trummer, Direktor, Kunsthaus Bregenz

Das könnte Sie auch interessieren