EGON SCHIELE FROM THE COLLECTION OF THE LEOPOLD MUSEUM
Das Leopold Museum präsentiert erstmals im Tokyo Metropolitan Art Museum über vierzig Meisterwerke Schieles im Dialog mit rund siebzig Arbeiten herausragender Vertreter:innen des österreichischen Jugendstils und des Expressionismus.
Die Erfolgsgeschichte des Leopold Museum, welches seit seiner Eröffnung im Jahre 2001 über sieben Millionen Besucher:innen aus aller Welt angezogen hat und internationale Strahlkraft entwickelte, geht zurück auf die frühen 1950er-Jahre, als die Kunstsammelleidenschaft des Wiener Medizinstudenten und späteren Doktors der Augenheilkunde, Rudolf Leopold (1925–2010), entflammte. Schon sehr früh lag sein Fokus auf dem Schaffen Egon Schieles und jener bildenden und angewandten Künstler:innen, die das pulsierende, kulturelle Leben der einstigen Weltmetropole Wien um 1900 wesentlich mitgeprägt hatten. Heute verfügt das Leopold Museum mit 43 Gemälden Schieles aus allen Schaffensphasen, über 200 Aquarellen, Zeichnungen und Druckgrafiken sowie zahlreichen Autografen und Fotografien über die weltweit umfassendste und bedeutendste Sammlung von Werken dieses herausragenden Protagonisten des Österreichischen Expressionismus.
Rudolf Leopolds Faszination für Schiele gründete nicht zuletzt auf dem nahezu obsessiven, künstlerischen Interesse des Künstlers an der Reflexion der eigenen Existenz, die sich in zahllosen Selbstdarstellungen, aber auch in seinen Landschafts- und Städtebildern niederschlug. Mittels exaltierter Gestik und Mimik brachte Schiele die Dringlichkeit der schonungslosen Körperbefragung zum Ausdruck und postulierte die Selbstreflexion gleichsam als Engführung von Leiblichkeit und Sexualität mit existentiellen Fragestellungen. Damit fand er auf der Ebene der bildenden Kunst visuelle Analogien für jene in Philosophie, Psychologie, Literatur und Theater in Wien um 1900 so vielgestaltig thematisierte Krise des Individuums – wie sie auch für die Kunst Richard Gerstls oder die Protagonisten der von Schiele mitbegründeten Neukunstgruppe symptomatisch werden sollte.
Wandlung und Transformation stehen somit nicht nur für Schiele als einem suchenden Künstler, der seine Stilistik – in einer viel zu kurzen Schaffensperiode von 1908 bis 1918 – einer permanenten Veränderung unterzog, sondern ebenso idealtypisch für den Aufbruch der Wiener Moderne am Beginn des 20. Jahrhunderts. Das Leopold Museum präsentiert erstmals im Tokyo Metropolitan Art Museum über vierzig Meisterwerke Schieles im Dialog mit rund siebzig Arbeiten herausragender Vertreter*innen des österreichischen Jugendstils und des Expressionismus, darunter Werke von Gustav Klimt, Oskar Kokoschka, Koloman Moser, Albin Egger-Lienz, Richard Gerstl oder Anton Kolig. Bei der von Direktor Hans-Peter Wipplinger und Diethard Leopold – dem Sohn und Biografen des Museumsgründers – kuratierten Ausstellung handelt es sich um die nach mehr als dreißig Jahren umfassendste und repräsentativste Schau von Highlight-Werken der Sammlung Leopold in Asien.
EGON SCHIELE FROM THE COLLECTION OF THE LEOPOLD MUSEUM
YOUNG GENIUS IN VIENNA 1900
TOKYO METROPOLITAN ART MUSEUM, JAPAN
bis 09. April 2023