Die Welt des Analogen | Florian Kaps

Bereits der Ort selbst ist ungewöhnlich – ein venezianischer Palast, der sogenannte Dogenhof in der Praterstraße in der Wiener Leopoldstadt – ein Rest des Themenparks „Venedig in Wien“ im Wiener Prater. Ebendort hat Florian Kaps nicht nur ein exzellentes Restaurant geschaffen, sondern auch einen Ort für Liebhaber des Analogen – von der Papeterie über Langspielplatten bis hin zum Polaroid. 2003 hat er begonnen sich für die Polaroidtechnik zu interessieren und wurde zum Aficionado und Visionär, dem es nicht nur gelang, das Sofortbild am Leben zu erhalten, sondern auch in diesem Bereich Zukunftsweisendes und Neues zu entwickeln.


Gemäß dem Motto des Polaroid-Erfinders Edwin Land „Don’t undertake a project unless it is manifestly important and nearly impossible“, wollte man mit dem Impossible Project die Sofortbildkamera vor dem Aussterben retten und übernahm für diesen Zweck das Werk für Polaroid-Filme in Enschede. Doch das Vorhaben erwies sich als wesentlich aufwendiger als gedacht. „Das Integralformat SX-70 ist ein komplexes chemisches System aus über 30 fotoaktiven Schichten, die das Geheimnis und die Faszination der Sofortbildfotografie ausmachen. Diese chemischen Zutaten hat Polaroid früher selbst erzeugt, hatte jedoch seit Jahren die Produktion eingestellt und es gab die dafür benötigten Komponenten nicht mehr. Doch hatten wir das Glück, dass sich einige der früheren Mitarbeiter der Polaroid-Fabrik – allen voran der ehemalige Produktionsleiter André Bosman – für unser Projekt begeisterten und es gelang uns, dem Sofortbildfilm ein Comeback zu verschaffen.“

Supersense, Foto: Akos Burg

Es gelang uns, dem Sofortbildfilm ein Comeback zu verschaffen.

Florian Kaps

2010 präsentierte man den ersten Schwarz-Weiß-Film. In der Folge stieg ein Privatinvestor ein und der Firmensitz wurden von Wien nach Berlin verlegt. „Heute ist The Impossible Project ein professionelles Unternehmen und kein Projekt mehr“, so Kaps, der sich zurückgezogen hat und nur noch ein paar wenige Anteile an der Firma hält. Ich wollte die Tradition von Polaroid fortsetzen, die genialerweise von Beginn an in Kooperation mit Künstlern gearbeitet haben. Das war sowohl für die Entwicklung der Technik wichtig als auch für die Etablierung der Marke, ist jedoch bei den Investoren auf Unverständnis gestoßen.“

Das ganze Interview lesen Sie in unserer PARNASS Ausgabe 03/2021.

Supersense, 20x24 inch - Kamera, Foto: Akos Burg


FILMTIPP

An Impossible Project

In seinem Dokumentarfilm lässt Jens Meurer Menschen zu Wort kommen, die schon die Wendung zum Analogen suchten, als andere sich noch den Verheißungen der nächsten iPhone-Generation hingaben. Wie der exzentrische, aber sympathische Held des Films, Florian „Doc“ Kaps, der 2008 sein gesamtes Vermögen riskierte, um mit einer kleinen Gruppe Idealisten die letzte Polaroid-Fabrik der Welt vor dem Aus zu retten. Ein beherztes Schwimmen gegen den Strom und der Versuch, sich aus dem Griff der Technologien zu lösen. Erfahren Sie mehr

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