PANAMARENKO 79-jährig verstorben

Der Traum vom Fliegen

Panamarenko vor einem seiner Fluggeräte anlässlich einer Ausstellung im flämischen Parlament (2004) | Foto: belga

Panamarenko war Ingenieur, Erfinder Poet, Künstler, Forscher, Performer, Lebenskünstler und für sich bereits ein Gesamtkunstwerk. Henri Van Herwegen so sein richtiger Name, wurde 1940 in Antwerpen geboren. Zeit seines Lebens waren Flugobjekte sein größtes Faible und sein unerfüllter Traum war es mittels Magnetkraft in der Milchstraße zu reisen. Selbst für sein Atelier in einem Außenbezirk von Antwerpen, plante er einen Helikopterlandeplatz. Verwirklicht wurde dieser jedoch erst nach seinem Auszug  – als museales Projekt. Denn 2005 zu seinem 65. Geburtstag verkündete Panamarenko seinen Abschied von der Kunst.

Das Atelier von Panamarenko ist klein, es hat mehrere Stockwerke und scheint wie aus einem Märchenbuch entsprungen. Der Stiegenaufgang der in das Obergeschoss führt, gleicht einen Dschungel, voll von Vogelgezwitscher. So eindrucksvoll wie zugleich auch museal. Nichts ist so wie es war, vielmehr ist das meiste nur so ähnlich – und alles ist definitiv der Zeit entrückt. Denn Panamarenko hat sein Haus in der Biekorfstraat Nr. 2, in dem er dreißig Jahre lang gelebt hatte verlassen und zog 2003 der Liebe wegen nach Ostflandern. Das Atelier vermachte er dem Museum für zeitgenössische Kunst Antwerpen (MuHKA).

Atelier Panamarenko / Foto: © PARNASS 2017

Atelier Panamarenko / Foto: © PARNASS 2017

Gemeinsam mit dem Panamarenko Kollektiv wurde es renoviert und nach den ursprünglichen Plänen des Künstlers auch die drei Tonnen schwere Helikopterplattform aus galvanisiertem Stahl auf dem Dach des Hauses aufgebaut. Allein, dass er dafür eine Genehmigung erhielt verwundert und ist wohl seinem Status in Antwerpen geschuldet – und offenbar war man sich sicher, dass er sie nie benützt. Seit einigen Jahren ist das Atelier für Besucher zugänglich – in kleinen Gruppen und mit Führung.

Es geht nicht darum, ein funktionierendes Flugzeug zu konstruieren, sondern um die Schaffung eines Ideals.“

Panamarenko
Atelier Panamarenko / Foto: © PARNASS 2017

Atelier Panamarenko / Foto: © PARNASS 2017

Schon früh inszenierte sich Panamarenko als Kunstfigur. Er studierte zunächst an der Akademie der Schönen Künste in Antwerpen und kam in dieser Zeit mit der Pop Art ebenso in Berührung wie mit dem Künstler Joseph Beuys und Marcel Broodthears, die ihn nachhaltig beeinflussten. 1968 präsentierte er auf Einladung von Beuys eines seiner „Flugzeuge" in der Düsseldorfer Kunstakademie. 1972 wird er von Harald Szeemann zur „documenta 5“ nach Kassel eingeladen und schlagartig international bekannt. Er zeigte ebendort ein Luftschiff. Was sonst? Bestimmte doch seit Ende der 1960er-Jahre vor allem ein Thema seine Kunst: Der Traum vom Fliegen. Er konstruierte Fluggeräte, die sich aus menschlicher Antriebskraft in die Höhe erheben – von mechanischen Flügel, Fluggeräte mit Tretpedalen bis hin zu heliumgefüllten Zeppelinen. Gelegentlich trat er auch in Pilotenuniform auf. „In ihrer Konstruktion eher auf dem technischen Stand des vorletzten Jahrhunderts dienen all diese Maschinen keineswegs dem Ziel, eine Wegstrecke fliegend zurückzulegen. Es ist eher eine Rückkehr zum Ursprung einer Utopie:  „der Idee einer Gravitationsentkräftiung Gestalt zu verleihen“ schrieb der Kunsthistoriker Thomas Trummer über den Künstler anlässlich der von ihm kuratierten Ausstellung im Atelier Augarten (damals noch Teil des Museum Belvedere). „Meine Projekte sind weder konkrete Ideen noch Träume. Es geht nicht darum, ein funktionierendes Flugzeug zu konstruieren, sondern um die Schaffung eines Ideals.“ so Panamarenko (ebd.)

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