Irina Lotarevich & Anna Schachinger, Pensive State, 2019, Ausstellungsansicht, Sophie Tappeiner, Wien | Copyright: kunst-dokumentation.com, Courtesy: the artists and Sophie Tappeiner

Mit dem Galerierundgang zum Vernissagenabend vom vergangenen Freitag, dem 25. Jänner 2019, schließen wir unseren Reigen der Wiener Galerieausstellungen im Jänner. Diesmal haben wir uns rund um die Seilerstätte umgesehen.


"Buddha Bless This Show", heißt es aktuell bei Croy Nielsen. Mit Georgia Gardner Gray (*1988 New York) hat die Galerie bereits auf der letzten Art Basel unter den Statements aufgezeigt. Dort entstand ein stringentes Environment aus installativ-inszenierter Malerei, das auf großen Anklang beim Publikum stieß.

Eine Galerieschau in Wien war bis dato noch ausständig und wird nun nachgeliefert. Gray, die in Berlin lebt, strebt auch diesmal eine Art Stageing an. Aber leider nicht mit der Konsequenz von Basel. Der Plot der Show ist komplex und berührt viele Themen. Gesellschaftliche Rollenmuster etwa, oder Hierarchien der Geschlechter und Milieus, ja das Menschliche im Ganzen. Stets sind Verweise auf die Kunstgeschichte, vor allem augenscheinlich beim ovalen Frauenporträt "Bad Night’s Sleep", nicht weg zu argumentieren.

Das Thema Verfremdung ist in sämtlichen der schematischen Arbeiten zentral. Aber auch Machtverhältnisse und Voyeurismus sind Teil der Auseinandersetzung. Neben den Leinwänden haben sich etwas verlorene Figuren im Raum eingefunden. Die Künstlerin sucht in der Ausstellung gleichzeitig viele Fragen zu beantworten, dabei gelingt die fragmentarische Malerei, aber leider nicht die Art von ganzheitlicher Stimmung, die in Basel so überzeugte.

Eine Galerieschau in Wien war bis dato noch ausständig und wird nun nachgeliefert.

Paula Watzl

 

Georgia Gardner Gray, Christmas Market, 2019, Oil and acrylic on canvas, 135 × 210 cm | Courtesy Croy Nielsen, Vienna |Photo: Joachim Schulz

Georgia Gardner Gray, Christmas Market, 2019, Oil and acrylic on canvas, 135 × 210 cm | Courtesy Croy Nielsen, Vienna |Photo: Joachim Schulz


Julien Bismuth in der Galerie Emanuel Layr

"Every work in this exhibition rests on language", proklamiert Julien Bismuth in der Galerie Emanuel Layr. Hier zeigt der 1973 in Paris geborene Künstler, der mittlerweile in New York lebt, drei nicht gerade leicht konsumierbare Werkkomplexe, die allesamt um die Themen von Aufnahme und Übertragung wandeln.

Etwa jene Momente, wenn Phrasen, die wir aufzeichnen, im Versuch sie festzuhalten, zu weitergeführten Fragmenten werden, die wir im Kontext umwandeln. Dominiert wird die Ausstellung von einer Serie von Screenshots die Bismuths Internet Konversationen wiedergeben. Es handelt sich um Selbstgespräche im World Wide Web, wo der Künstler verstummte Chat-Fenster zu Notizzettel umfunktionierte.

Julien Bismuth, Stücke, 2019, Ausstellungsansicht, Galerie Emanuel Layr, Wien | Foto: Maximilian Anelli-Monti | Courtesy of the artist and Galerie Emanuel Layr Vienna

Julien Bismuth, Stücke, 2019, Ausstellungsansicht, Galerie Emanuel Layr, Wien | Foto: Maximilian Anelli-Monti | Courtesy of the artist and Galerie Emanuel Layr Vienna

Parallel dazu einzelne Phrasen, jener Art die sich nicht auf sich selbst bezieht und die der Künstler kommentarlos in den Ausstellungsraum projiziert. Interpretation bleibt eben dem Betrachter überlassen, der aber nie alle Hintergründe erfassen wird können, so auch in der digitalen Steganographie. Einer bis zur Unkenntlichkeit verfremdeten Fotografie der Bismuth den Satz "Nothing pleases me more than the surface of things to come" einschrieb.


Anna Schachinger und Irena Lotarevich bei Sophie Tappeiner

Anna Schachinger (*1990) brachte Sophie Tappeiner bereits auf die letzte Ausgabe der viennacontemporary im Herbst mit. Nun widmet Tappeiner der in Wien lebenden, österreichisch-ecuadorianischen Künstlerin eine Dialogausstellung. Während die breitgefächerte Künstlerin auf der Messe noch brillante Ölarbeiten auf Leinen präsentierte, verweist sie in der aktuellen Galerieausstellung auf ihr, leider noch nicht ganz so reifes, keramisches Werk. In Zusammenarbeit mit Irina Lotarevich entwickelte sie für die Figuren allerdings die gelungenen Stellagen-Displays dafür.

Lotarevich (*1991 Rybinsk, Russland) ist die zweite Hauptdarstellerin der Ausstellung. Sie zeigt Wandobjekte aus Holz, die auf Wiener Fensterrahmen verweisen. Viele der Fenster legen den Blick auf die hinterliegende Wand offen und verkürzen somit die Weitsicht, die ein Fenster üblicherweise fasst. Inmitten mancher der gebrannten Holzrahmen findet sich aber ein marineblaues Textil – ein fühlbares Fluchtfeld mit weit gespanntem Interpretationspotenzial. Dem unaufdringlichen Zwiegespräch der beiden Künstlerinnen gab man den Ausstellungstitel "Pensive State".

Galerie Elisabeth & Klaus Thoman

Sinnlich und intim wird es bei einem Besuch in der Wiener Galerie von Elisabeth und Klaus Thoman. Carmen Brucic, eine facettenreiche Künstlerin die lange Jahre im Modernen Theater arbeitete, konfrontiert den Besucher mit entblößten Nahsichten und unmittelbaren Einblicken. So entstand die Fotoserie "Adam & Venus" 2015 im Josephinum. Jenem magischen Ort zwischen Medizin, Wissenschaft und Kulturgeschichte – aber auch Ästhetik. Durch die spezielle Fokussetzung der Künstlerin begegnet man der medizinischen Sammlung der Universität Wien in der Ausstellung, die zahlreiche Blickwinkel zusammenführt, in einem gänzlich neuen Licht.

Die Arbeit "Symmetrien des Abschieds" bereits von 2007 kann man unterdessen in einer Nische ganz auf sich wirken lassen. Hier entfaltet sich eine Melodie, die sich in dieser persönlichen Begegnung und über eine gewisse Zeit in der die Diaprojektionen rhythmisch wechseln, erst ganz entwickelt. Natürlich wohnt den Kompositionen eine gewisse Ästhetik inne, die nicht immer couragiert wirkt, doch subtile Zwischentöne und Tiefe kann man der Ausstellung von Brucic keineswegs absprechen.

Carmen Brucic in der Galerie Elisabeth & Klaus Thoman in Wien | Foto: © Galerie Elisabeth & Klaus Thoman/Lena Kienzer

Carmen Brucic in der Galerie Elisabeth & Klaus Thoman in Wien | Foto: © Galerie Elisabeth & Klaus Thoman/Lena Kienzer


Galerie Krinzinger

Gegenüber verliert man sich hingegen etwas in der schönen Ästhetik. Mit Zhang Wei (*1952 Beijing) zeigt die Galerie Krinzinger zum ersten Mal einen der Pioniere der abstrakten Malerei aus China. Klare, kräftige, ja scheinbar unfehlbare Malerei, inspiriert von chinesischer Tuschemalerei und der Philosophie des "qi", die sich wohlwollend und ohne jeglichen Konflikt in die wohlgeformten historischen Galerieräume einfügt. Nur zwei bis drei Farben bestimmen jedes einzelne Werk Zhang Weis – für ihn ist jede Arbeit eine spontane Expression, ein Ausdruck abstrakter Bedeutung.

Am Samstag eröffnete übrigens auch die Galerie nächst St. Stephan eine Ausstellung einer Künstlerin aus China. Miao Ying (*1985 Shanghai), gerade auch im MAK zu sehen, war bereits 2016 im LOGIN mit ihrer Installation "Chinternet How: A Love Story" zu sehen. Mit "Tough Love" bespielt sie nun die Haupträume der Galerie. Die vorwiegend im "Internet und ihrem Smartphone beheimatete" Künstlerin zeigt neue Arbeiten aus den Bereichen Malerei, Video, Installation und Skulptur.

Zhang Wei, 2019, Ausstellungsansicht, Galerie Krinzinger, Wien | Courtesy Galerie Krinzinger and the artist / Foto: Tamara Rametsteiner

Zhang Wei, 2019, Ausstellungsansicht, Galerie Krinzinger, Wien | Courtesy Galerie Krinzinger and the artist / Foto: Tamara Rametsteiner


Weitere sehenswerte Ausstellungen finden Sie in unseren vorherigen Galerierundgängen und unserem Terminkalender.

Galerierundgänge Terminkalender

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