ALICJA KWADE im KUNSTHAUS GRAZ
Vier ausgewählte Arbeiten der Bildhauerin Alicja Kwade treten noch bis 5. Mai 2024 in Dialog mit Sol LeWitts Wall, einer meterhohen, geschwungenen Ziegelwand, die vor 20 Jahren anlässlich der Eröffnung des Kunsthaus Graz zum ersten Mal errichtet worden war. Beiden künstlerischen Positionen geht um Fragen der Relativität, der Materie, der Zeit und nicht zuletzt auch um unsere Wahrnehmungsgewohnheiten.
Kwade x Sol LeWitt
Sol LeWitt, „so etwas, wie der Vater der Konzeptkunst“, wie Kuratorin Katrin Bucher-Trantow ihn tituliert, war es, der die Mauer ursprünglich auf einem Blatt Papier skizziert hatte. „Er beschäftigt sich mit dem Minimalismus, stellt allerdings nicht die Reduktion ins Zentrum, sondern die Möglichkeit der Variation, das Modulare“, erklärt sie. Beeindruckend wie die steinernen Quader die Wände des Kunsthaus Raumes spielerisch füllen und wie sich Alicja Kwades Kunstwerke sich mit der Mauer in Verbindung setzen.
In Polen geboren, führt sie seit vielen Jahren ein Studio in Berlin. Mit ihren Skulpturen, raumgreifenden öffentlichen Installationen, Filmen, Fotografien und Arbeiten auf Papier ist sie international bekannt. Oft spielt sie mit den Grenzen der Wahrnehmung, beziehungsweise mit wissenschaftlichen und philosophischen Erklärungen zum Thema Wahrheit. „Alicja Kwade ist jemand, die sich in ihrer Formensprache und Ästhetik auf die Minimal Art und Konzeptkunst bezieht. Sie schafft es, dem, was du siehst, auch Gewicht zu geben“, sagt Katrin Bucher-Trantow.
Kwades Werke im Space 01
Im organisch geformten und durch die sogenannten „Nozzles“ belichtetem Space 01 des Kunsthaus Graz ist Kwades übergroßes Mobile mit dem Titel „Superheavy Skies“ (2023) zu sehen. Unterschiedlich geformte Fundsteine sind so montiert, dass sie eine schwebend-leichte und rotierende Planetenkonstellation andeuten. An anderer Stelle sticht „Siège du Monde“ (2023) ins Auge, bestehend aus zwei großen Marmorkugeln, von denen einer unter einem Bronzeabguss eines Sessels eingeklemmt zu sein scheint. Auch in den Arbeiten „CitrusQuantum“ und der „Watch“ einer verspiegelten Scheibe, die Assoziationen zu einer Uhr auslöst, beschäftigt sich Alicja Kwade mit physikalischen Gesetzen wie der Gravitation, der Anziehungskraft der Erde oder der Quantenphysik. All das als präzise, teils computerunterstützte Berechnungen, die mit Hilfe eines ganzen Teams an Handwerkskünstlern von der Idee in die Realität umgesetzt werden.
Nach den um die Wall verteilten Texten über die Bedeutung der Sprache und der Zeichen für die Weltwahrnehmung des Künstlers Franz Vana im Herbst 2023 und den linearen Vermessungen der Zeichnerin Renate Krammer im Frühjahr ist Alicja Kwade die dritte, die der Einladung des Kunsthaus-Teams zur Auseinandersetzung mit der Struktur der Mauer des 2007 verstorbenen amerikanischen Künstlers mit einer eigenen Ausstellung gefolgt ist und der Idee „@Sol LeWitt´s Wall. Performed“ auf eindrucksvolle Weise gerecht wird.
Auf Alicja Kwade folgt ab 10. Mai 2024 mit Gabriela Golder noch die letzte Ausstellungsintervention, die sich der Beziehung jenseits von Zeit und Raum widmet und mit einer Finissage mit Performances und einer key lecture von Sabeth Buchmann am 7. Mai 2024 abschließt.
Universalmuseum Joanneum - Kunsthaus Graz
Lendkai 1, 8020 Graz
Österreich
Alicja Kwade
@ Sol LeWitt´s Wall. Performed
bis 5. Mai 2024