Thaddaeus Ropac über sein London

Thaddaeus Ropac & Annabel Selldorf | Foto: Hugo Glendinning

Neben Salzburg und Paris eröffnete Ropac im April 2017 im Ely House, einem Stadthaus aus dem 18. Jahrhundert im Londoner Stadtteil Mayfair, einen weiteren Standort. Hat der Brexit konkrete Auswirkungen auf die eigene Galerietätigkeit beziehungsweise auf den Kunstmarkt im Allgemeinen? Wir haben mit dem Galeristen Thaddaeus Ropac gesprochen.


Thaddaeus Ropac: Der Brexit kann nur negative Auswirkungen haben, man kann nichts Positives davon ablesen. Dennoch denke ich, der Einschnitt in der Kunstszene wird nicht so radikal werden. Allerdings kommt es darauf an, wie der Ausstieg nun tatsächlich passiert. Das Problem derzeit ist, dass die Meinungen und Prognosen ständig wechseln und man sich daher nicht auf ein konkretes Szenario einstellen kann.

 

Wir haben uns jetzt entschieden, zunächst abzuwarten und nicht mögliche Szenarien durchzudeklinieren, wie dies einige Galerien machen. Unser Team sammelt die Fakten und analysiert sie, aber wir setzen noch nichts konkret um. Natürlich stellen sich, sollte der „harte“ Brexit kommen, die Fragen zur Mehrwertsteuer und Ausfuhr, wenn wir Arbeiten, die uns gehören, für unsere Galerien in Paris oder Salzburg nach Europa transportieren und dann mit den damit verbundenen Steuerleistungen konfrontiert sind.

Man muss in gewisser Weise stoisch bleiben.

Thaddaeus Ropac, Galerist

Weiters gilt es auch Lösungen für unser Team in London zu finden. Es gibt für Mitarbeiter aus Europa, die vor dem 23. Juni 2016 nach Großbritannien kamen, die Zusage, dass sie weiterhin ihr Arbeitsrecht behalten. Für jene, die danach gekommen sind – also zu einer Zeit, als der Brexit bereits entschieden war –, ist dies noch unklar. Es wird Ausnahmeregelungen geben, wenn diese in Spezialgebieten arbeiten. Aber das wird im Kunstbereich schwierig, da Großbritannien selbst hier eine große Expertise besitzt.

Ich bin überzeugt, dass es zu Kulanzlösungen kommen wird, weil ich mir vorstellen kann, dass auch die EU daran Interesse hat. Die neuen Grenzen und die damit verbundenen Kosten betreffen auch die Auktionshäuser, die mit eigenen Brexit-Beratern arbeiten, um vorbereitet zu sein. Allerdings ist die Situation derzeit so: Sollte es zu einer drastischen Entscheidung kommen und man möchte Kunstwerke noch rechtzeitig aus Grossbritannien nach Europa zurückführen, wird es zeitlich schwierig sein, denn wie man hört, sind alle Lagerhäuser und Transportfirmen im Moment völlig ausgebucht. Man muss in gewisser Weise stoisch bleiben. Ich sehe das daher nicht so tragisch, früher mussten wir mit diesen Grenzen auch umgehen. Natürlich ist es alles andere als wünschenswert und bedeutet einen viel größeren Aufwand. Aber es ist machbar.

Thaddaeus Ropac & Annabel Selldorf | Foto: Hugo Glendinning

Thaddaeus Ropac & Annabel Selldorf | Foto: Hugo Glendinning

Parnass: Wie sehen Sie heute Ihre Entscheidung, eine Galerie in London aufzumachen?

Thaddaeus Ropac: Immer noch so wie damals und ich würde diese wieder so treffen. Wir sind sehr glücklich mit der Entwicklung unserer Galerie in London. Die Stadt hat ein internationales, kunstinteressiertes Publikum. Die Sammler kommen nicht nur aus Großbritannien, sondern sind vorwiegend international. Und auch nach dem Brexit: Industrie und Banken werden ihre Zentralen nach Europa verlagern, wenn dies attraktiver ist, aber die Stellung als führende Kunstmetropole wird London behalten.

Die Tate Modern ist einfach des wichtigste Museum für Zeitgenössische Kunst und wird das auch bleiben.

Thaddaeus Ropac, Galerist

Die Tate Modern ist einfach des wichtigste Museum für Zeitgenössische Kunst und wird das auch bleiben. Die Stadt zieht die kunstinteressierten Menschen an und London hat eine Reihe der renommiertesten Kunstinstitutionen – Kunst liegt in der DNA von London. Daher glaube ich, dass der Sektor der Kunst nicht so betroffen sein wird.


Das vollständige Interview mit den aktuellen Ausstellungsempfehlungen von Thaddaeus Ropac lesen Sie in unserem PARNASS 1/2019.

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