Koelnmesse stellt vorerst die Berliner Messe ein

Aus für art berlin

Art Berlin 2019 © Art Berlin

Die Koelnmesse stellt bis auf Weiteres die Durchführung der Kunstmesse art berlin ein, wie sie gestern via Presseaussendung bekannt gab. Die 2017 aus der abc hervorgegangene art berlin fand im September 2019 zum dritten Mal als Fair for Modern and Contemporary Art statt – zum zweiten Mal am ehemaligen Flughafen Tempelhof. Ausschlaggebend so die Koelnmesse für diese Entscheidung sind die aktuellen Rahmenbedingungen in Berlin, die insbesondere Planungssicherheit vermissen lassen. Das klingt jedoch nach einer formellen Erklärung, um die Frage nach der wirtschaftlichen Rentabilität nicht kommentieren zu müssen. 

Ist die art berlin nun das erste Opfer eines Messeoverkills oder ist die Messe, die während der Berliner Art Week stattfindet schlichtweg zu lokal um im Kalender der Sammler als Fixpunkt aufgenommen zu werden? Dass es der art berlin nicht gelang aus einer gewissen Regionalität herauszukommen, war vor allem in diesem Jahr ein Kritikpunkt einiger Galeristen. Während man die Berlin Art Week seitens der Stadt finanziell unterstützt, wird schlichtweg wenig getan um Berlin auch als Marktplatz im Kunstbereich zu etablieren, lautet der Vorwurf aus der Galerieszene. Seitens der Koelnmesse bedauert man die Einstellung der art berlin.

„Aufgrund des großen Engagements aller Beteiligten in den vergangenen Jahren bedauern wir diesen Schritt sehr“, kommentiert Gerald Böse, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Koelnmesse. „Unser Dank gilt dem art berlin-Team unter Leitung von Maike Cruse, das unter den gegebenen Voraussetzungen hervorragende Arbeit geleistet hat. Allerdings“, so Böse weiter, „sehen wir momentan unter den gegebenen Bedingungen in Berlin keine Möglichkeit eine Veranstaltung zu realisieren, die unseren Vorstellungen gerecht wird.“ So sei die weitere Nutzung des Standorts Tempelhof ab 2020 nicht gesichert und schließlich das finanzielle Ergebnis der bisherigen Veranstaltungen für die Koelnmesse nicht befriedigend gewesen. „Unsere Konzentration gilt nun mehr denn je den Kunstmessen am Standort Köln.“

Gerald Böse, Vorsitzender der Geschäftsführung, Foto: Koelnmesse

Gerald Böse, Vorsitzender der Geschäftsführung, Foto: Koelnmesse

Parallel und seit dem Standortwechsel vom Gleisdreieck nach Tempelhof auch in fußläufiger Nähe findet die „Position“ als Parallemesse statt. Dort bedauert man naturgemäß die Entscheidung. „Mit jedem Jahr wuchs das Vertrauen in den Berliner Kunstmarkt, den es in dieser Form erst seit Mitte der 90er Jahre gibt“, hieß es in einer Stellungnahme. (www.berlin.de) Jetzt sei der Zeitpunkt, „an dem Berlin die Zügel wieder in die Hand nehmen muss und sich zu seinem noch jungen, doch auch vielversprechenden und wachsenden Kunstmarktplatz bekennen sollte“. Anders als die Parallel Vienna oder die Liste Basel ist die "Position" allerdings keine Messe die ein junges Szenepublikum anspricht und emerging artists vorstellt oder gar diesen wie die Parallel Vienna gratis Räume für einen Messeauftritt zur Verfügung stellt und auch die Szene der Alternative Art Spaces mit ins Boot holt. Das sie von der art berlin in unmittelbarer Nähe profitiert hat ist evident. 

Unverzichtbare Formate wie die Berlin Art Week müssten bestehen bleiben und gestärkt werden, heißt es auf dem offiziellen Hauptstadtportal. Die Art Berlin existiert seit 2012 und wird von der Stadt finanziell unterstützt.  2019 sind laut www.berlin.de 120 000 Kunstinteressierte zu der fünftägigen Kunstwoche gekommen. Die Berliner Art Week rückt die rege Kunstszene der Stadt in den Mittelpunkt. Doch generiert sie nicht den Umsatz im Kunstmarkt, der offenbar der Art Berlin fehlt, um attraktive Galerien und Sammler aus der internationalen Kunstszene zu gewinnen. 

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