Reduktion durch Verdichtung
Ein Besuch in der Galerie zs art lohnt ja grundsätzlich immer, doch diesmal möchte ich eine ganz besondere Ausstellung empfehlen. Die Schau „Reduktion durch Verdichtung“ zeigt nicht nur mit Tonneke Sengers und Veronika Rodenberg zwei internationale, in Österreich bislang nicht präsente Künstlerinnen, sondern besticht mit Arbeiten voll kompositorischer Intensität, Raumgefühl und spannungsgeladener Verdichtung. Mit Judith P. Fischer, Tonneke Sengers und Veronika Rodenberg präsentiert die Galerie drei interessante Künstlerinnen, die sich in ihren Werken vor allem konstruktiven, minimalistischen Konzepten verschrieben haben.
Die 1959 in Breda, Niederlande geborene Künstlerin Tonneke Sengers zeigt einprägsame Architekturillusionen, die auf rhythmischer Wiederholung einfacher Grundformen basieren. Schwarz-weiß gegliedert und durch Ausstanzungen verdeutlicht, schweben die eigentlich zweidimensionalen Paneele wie plastische Raumkonstruktionen einen Zentimeter vor der Wand. Je nach Lichteinfall ergibt sich ein zusätzlicher Schatten, der das Raumempfinden der Schrägrisse noch einmal irritiert. Die Künstlerin studierte an der Gerrit Rietveld Academy in Amsterdam mit Schwerpunkt Kunst und Architektur im städtischen Bereich und lebt heute im niederländischen Haarlem. Das Spiel mit räumlichen Variationsmöglichkeiten steht im Fokus der Werke von Veronika Rodenberg. Die extrem reduzierte, komprimierte Geometrie der 1955 in Hainzell, Deutschland geborenen Künstlerin vermittelt eine ganz eigene, ja nahezu elegante Radikalität, die auch mit unserer Wahrnehmung von Raum und Fläche spielt. Subtil arbeitet sie mit Nuancen des Materials und dem Kontrast von matten und glänzenden Oberflächen.
Judith P. Fischer als dritte Künstlerin löst die Strenge der geometrischen Formen von Rodenberg und Sengers durch ein gekonntes Spiel mit geschwungenen Linien auf, ohne jedoch allzu spielerisch zu sein. Kreissegmente, Kurven, geschwungene Linien werden als modulare Formen eingesetzt und loten die Vielfalt der Gestaltungsmöglichkeiten aus. Auch sie bleibt bei einer reduktiven, klaren Formensprache. Doch stärker als Sengers und Rodenberg, die ebenfalls den Raum besprechen, öffnen sich ihre Arbeiten in den realen Raum hinein. Judith P. Fischer wurde 1963 in Linz geboren, studierte Kunstgeschichte an der Universität Wien, Stimmbildung und Liedgesang an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und Bildhauerei an der Universität für angewandte Kunst Wien bei Wander Bertoni. Sie lebt und arbeitet in Niederösterreich und Wien. Erst kürzlich erschien, herausgegeben von Theresia Hauenfels, in der Buchreihe der Universität für angewandte Kunst Wien „Edition Angewandte“ im Verlag De Gruyter, ihre aktuelle Werkmonographie: Judith P. Fischer „LINIE FORM RAUM/LINE SHAPE SPACE.“
zs art Galerie
Westbahnstraße 27–29, 1070 Wien
Österreich