HÖHENFLÜGE
Kunst und Wintersport in den Bergen erweist sich als ideale Kombination. An manchen Orten hat sich das Angebot bereits erfolgreich etabliert, wie etwa in Lech am Arlberg. Und auch Bad Gastein, bespielt dieses Jahr Andrea von Goetz (sommer.frische.kunst Bad Gastein) erstmals mit ihrem Collectors Room Hamburg den Radon Pavillon auch im Winter. Präsentiert werden internationale Positionen – von etabliert bis Up&Coming, Künstler:innen von Deutschland, Österreich bis Südamerika. Wie immer steht hier wie dort die Initiative Einzelner dahinter – der Einsatz und das Engagement von Galerist:innen, Hoteliers und Sammler:innen. Was sie vereint ist die Leidenschaft für Kunst. Für jemanden der Skifahren, Winterlandschaften und Kunst liebt, ist dies eine ideale Kombination.
Höhenflug: Galerie Sturm & Schober in Lech am Arlberg
Das von Getrud Schneider geführte Hotel Kristiania am Fuße des Omesberg in Lech am Arlberg besitzt selbst eine interessante Sammlung. Doch ist es schon Tradition, dass die in Stuttgart und Wien vertretene Galerie Sturm & Schober über die Wintermonate zu Gast ist und die ehemaligen Garage des Hotels bespielt und auch die Räume des Restaurants. In diesem Jahr zeigen Gabriele Schober und Michael Sturm einen interessante Auswahl südamerikanischer Künstler:innen. Die Kolumbianerin Beatriz Olano hat zudem für die Räume des Restaurants eine Installation entwickelt (PARNASS berichtete) Darüber hinaus präsentieren Sturm & Schober Werken von Wolfram Ullrich sowie sehr feine, subtile Arbeiten von Gabriela Oberkofler und Herman de Vries, den die Galerie seit heuer vertritt und in Herbst in Wien zeigen wird.
Galerie Sturm & Schober ist eine der wenigen österreichischen Galerien, mit einem so breiten Portfolio an südamerikanischen Künstler:innen. Nach Lech haben sie neben den beiden kolumbianischen Künstler:innen Beatriz Olano und Kevin Simon Mancera, Werke der Mexikaner Fernando Garcia Correa, Moris, und Augustin Gonzáles mitgebracht. Gonzales stellt mit seinen opaken zuweilen im Impasto aufgetragenen Farben vor allem die Malerei in den Fokus mit einer sehr dynamischen, gestischen Formensprache zwischen abstrakter Bildkonzeption und Landschaftsmalerei. Correas künstlerische Praxis liegt vor allem im Medium Zeichnung. Die Plastiken von Moris sind hingegen hochpolitisch und biografisch. Sie erzählen von Erinnerungen aus seiner Kindheit, aus seinem Alltagsleben, benennen Randkulturen und sozial-urbane Problemen in einer Welt ungleicher Voraussetzungen, Machtverteilungen und Zukunftschancen.
Doch der erste – in einem kühlen, schönen blau gehaltene Raum (Farbkonzept © Gertrud Schneider) – wurde im Laufe der Ausstellungssaison von dem Künstlerduo Filderbahnfreundemöhringen (FFM) zum Tonstudio umfunktioniert, wo sie – und alle die wollen – Musik machen können. Zur Eröffnung gab es eine „Heartbreaksession“ mit leidenschaftlichem Einsatz aller Musiker:innen und von solchen, die es noch werden wollen. Ein Potpourri aus Gesang, Schlagzeug, Gitarrensoli. Kunstgenuss als partizipatives Projekt – und man sollte sie ergreifen diese „5 minutes of fame“. Gelegenheit haben Sie noch bis Anfang April.
More than minimal – Collectors Room in Bad Gastein
Andrea von Goetz Kunst und Bad Gastein – das gehört seit 12 Jahren im Sommer einfach zuammen. sommer.frische.kunst hat sich etabliert und wird alljährlich zum Treffpunkt der Kunstszene. Mit der erstmals im Vorjahr präsentierten Messe und den Skulpturen in der Landschaft von Sportgastein von Olaf Holzapfel und Kazunori Kura haben Andrea von Goetz und ihr Mitstreiter in Sachen Kunst und Design in Bad Gastein, Ike Ikrath nochmals das Programm getoppt.
Nun hat Andrea von Goetz beschlossen die Wintersaison nicht nur den Skifahrern zu überlassen und den Radon Pavillon auf der Kaiser-Wilhelm Promenade aus dem Winterschlaf zu holen und ihn als Ort ihrer Hamburger Galerie „Collectors-Room“ zu nutzen. „More than minimal“ vereint Werke von Jorinde Voigt, Danni Pantel, Gerwald Rockenschaub, Henrik Eiben und Michael Laube. Wie der Name schon sagt, gehen die Bildkonzeption der Künstler über den Minimalismus hinaus, sie setzen sich mit der Formensprache und der Ästhetik der Minimal Art auseinander, interpretieren diese jedoch auf ihre eigene Weise. So spielen sich zuweilen Gestik und Linie in den Vordergrund und treten mit Farbflächen und dem Weiß des Leinwand in Dialog, ob in der großformatigen Malerei der in Berlin lebenden Danni Pantel, die in ihren flächigen Bildern und Objekten die Farbskala pastellfarbig bis hin zu scharf kontrastierenden Komplementärfarben auslotet oder den feinen Arbeiten von Jorinde Voigt. Zu sehen ist die Auswahl von Andrea von Goetz für den Gasteiner Winter im Radon Pavillon noch bis 19. März.