Galerie Hilger

Gunter Damisch

Nur noch bis 26. Mai zeigt die Galerie Hilger an ihren beiden Standorten Werke von Gunter Damisch. Steht in der Dorotheergasse die Malerei im Fokus so widmet sich die Galerie in der Ballgasse den Arbeiten auf Papier. Naturgemäß ist ein Besuch beider Ausstellungen zu empfehlen, jedoch lohnt vor allem ein Blick auf die Papierarbeiten in der Ballgasse, die weit seltener im Fokus von Ausstellung stehen – ein besonderer Verdienst der Galerie Hilger.


Die Techniken der Druckgrafik, die Zeichnung und die Malerei auf Papier haben für Gunter Damisch seit Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit an eine zentrale Rolle eingenommen und sie sind auch ein Schwerpunkt seines Schaffensprozesses geblieben – ein Experimentierfeld, das es ihm ermöglicht spontan und unmittelbar zu agieren. Dabei setzt der Künstler der Vielfältigkeit der von ihm verwendeten Mittel keine Grenzen und arbeitet mit Blei- und Farbstiften über Pastell- und Ölkreiden bis hin zur Tusche und Aquarellfarbe. „Die Zeichnung“, so betonte Gunter Damisch in einem unserer Ateliergespräche „ist nicht nur das Medium in dem ich mich am unmittelbarsten ausdrücken kann, sie ist der Motor meiner gesamten Arbeit, darin dokumentieren sich meine Denk- und Werkprozesse, hier spürt man am stärksten die Weiterentwicklung. Sie bildet eine Konstante, wenn man so möchte einen inneren Kern innerhalb meines Werkes.

Gunter Damisch,  Arbeiten auf Papier,  Galerie Hilger Ballgasse,  Foto: Katharina Stögmüller

Zwischen den einzelnen Disziplinen besteht seit jeher eine enge Verbindung. So betonte einst der Kunsthistoriker Peter Weiermair, dass die Formensprache des Künstlers letztlich aus einem starken grafischen Impuls her rührt und aus der Linie entwickelt wird. „Die Entstehung meiner Arbeiten verdankt sich einem Ablauf von Handlungen und Überlegungen, Wiederholungen, verworfenen Anfängen, in Fortsetzung dahin fließenden Bewegungen und Weitergesponnenen. In der  Zeichnungen entwickeln sich Sujets und Motive, die sich in Folge in die Leinwand und Skulptur ausweiten.“, so Damisch.

Die Zeichnung zeugt von dem Bedürfnis, Neues auszuprobieren –  sie steht für eine Transformation oder einen zukünftigen Wandel. Sie entwirft etwas in die Zeit und in den Raum hinein und transportiert die Vorstellungskraft des Künstlers. Sie bildet eine Schnittstelle für die unterschiedlichsten Disziplinen und Arbeitsweisen im Werk des Künstlers und legt die kreativen Prozesse offen. Ebenso wichtig ist auch der Malgrund, Damisch verwendete und schätzte die verschiedene Oberflächenstruktur verschiedenster Papier. „Der schöpferische Akt manifestiert sich in einem einzigen, kurzen Augenblick, in der spontanen Gestik sowie im steten Kreislauf des Versuchens, Scheiterns und Wiederversuchens. Dem selbstverlorenen Herbeistricheln der Formen und Strukturen, die einkreisenden Geflechte und die Klänge der feinen Linien, den Flecken, Wischern und Punkten wohnt keine Strategie inne, keine skizzenhafte Planung sondern ein Entdecken von Methoden, ein Einholen von Erfahrungen, ein Feststellen und Weiterverwandeln.“, formulierte dies der Künstler selbst.

Gunter Damisch,  Arbeiten auf Papier,  Galerie Hilger Ballgasse,  Foto: Katharina Stögmüller

Die Malerei auf Leinwand

Gunter Damisch studierte von 1977 bis 1983 an der Akademie der bildenden Künste bei Max Melcher und Arnulf Rainer, in einer Zeit als die Malerei wieder ein Thema wurde. In der Meisterklasse Melcher wurde Kunst von Anfang in einem erweiterten Kontext erfasst und eine für Gunter Damisch in der Folge gültige universale Orientierung formuliert.In seinen Arbeiten beschäftigt er sich mit Naturwelten, der Urgeschichte der Erde sowie der Formenwelt des Mikro- und Makrokosmos. Die Titel seiner Bilder zeigen die Lust an der Sprache und umschreiben die Komplexität, die Vielgestaltigkeit der Welt in die Malerei zu übersetzen. Damisch hat sich dazu ein Formenvokabular geschaffen, in der Motive wie „Steher“, „Flämmler“ und „Wächter“ in großer Kontinuität die Bildkomposition bestimmen. Anfang der 1990er-Jahre entwarf er in seinen Bilder einen großzügig angelegten Farbkosmos, bestehend aus Schichten materialintensiven Farbauftrags – Weltenfelder und Wegfelder, Parallelwelten in denen sich die Motive in einer anderen Zeitdimension zu bewegen scheinen. Diese sind zwar aus der Formenwelt der Realität entnommen, verweigern sich jedoch konsequent jeder mimetischen Konkretisierung.

Gunter Damisch, Malerei auf Leinwand, Galerie Hilger Dorotheergasse, Foto: Katharina Stögmüller

Bei der Malerei ist für Gunter Damisch das Material natürlich in einer ganz anderen Form präsent, wie  Antonia Hoerschelmann in ihrer Eröffnungsrede ausführte. In seinen früheren Arbeiten hat er stark materialorientiert gearbeitet, während der Farbauftrag in der Folge transparenter wird. „So werden seine materialbetonten Bilder nicht nur zu Farbfeldern, sondern im Endeffekt auch zu Materialbildern und Bildobjekten.“, so Hoerschelmann.

Anfang der 1990er-Jahre entstanden auch die ersten großformatigen Skulpturengüsse aus Metall. Die Beschäftigung mit dem Material ist neben der formalen Intentionen auch durch die biographische Verbundenheit des Künstlers mit der Region um Ybbsitz zu begründen, sowie in der Tradition des Schmiedehandwerks in der Familie Damisch. Seine Bronzeskulpturen umschreiben dabei stets das Thema der Natur, vom monumentalen Affenbrotbaum bis hin zu Pflanzenformen, die unmittelbar in seinem Garten in Schloss Freydegg im Mostviertel zu finden sind. Ein Versuch wie Damisch meint „die Heterogenität des Organischen zu organisieren.“ So bündeln sich die im Bild frei schwebenden Flämmler und Kopffüßler entlang breiter Stämme oder verbinden sich zu abstrakten netzartigen Strukturen. Von dem ehemaligen Schloss aus dem späten 16. Jahrhundert ist nur noch das von Gunter Damisch bewohnte Verwaltungsgebäude erhalten und der großzügige Garten, den Gunter Damisch nun mittels seiner Skulpturen zu einem Gesamtkunstwerk ausbaute. Freydegg im Mostviertel ist für den Künstler ein wichtiger Ort zum Arbeiten geworden, der seiner Haltung zu einer Universalität der Künste im Einklang mit der Natur entspricht.

Gunter Damisch, Malerei auf Leinwand, Galerie Hilger Dorotheergasse, Foto: Katharina Stögmüller

Seit 1992 unterrichtete Gunter Damisch an der Akademie der bildenden Künste in Wien. „Er war ein wunderbarer Lehrer. Es gibt sehr viele, die aus seiner Klasse heraus den Weg als Künstler eingeschlagen haben.“ , betont Hoerschelmann zu Recht bei der Ausstellungseröffnung „Er hat es zur Verwunderung vieler geschafft, sich selbst parallel dennoch weiterzuentwickeln, sehr viel selbst auch weiterhin zu arbeiten und zu produzieren und gleichzeitig dennoch ein wunderbarer Begleiter und Förderer seiner Studenten und Studentinnen zu sein. Dies gelingt nicht jedem Lehrenden in dieser Form, weil beim Unterrichten die Energie verbraucht wird, vor allem wenn man dieses Unterrichten so ernst nimmt, wie Damisch dies tat.“ Die Ausstellung bietet die Möglichkeit seine Werk in den unterschiedlichsten Techniken und Materialität zu erleben – sie sind Resonanzräume und ermöglichen uns in seine reichen, bunten Weltenfeldern einzutauchen. Beim Durchwandern der Ausstellungen wird einmal mehr klar, dass der die Lücke, die der 2016 verstorbene Maler hinterließ, künstlerisch und menschlich wohl nicht geschlossen wird.

Gunter Damisch, Malerei auf Leinwand, Galerie Hilger Dorotheergasse, Foto: Katharina Stögmüller

Gunter Damisch,  Arbeiten auf Papier,  Galerie Hilger Ballgasse,  Foto: Katharina Stögmüller

Gunter Damisch, Malerei auf Leinwand, Galerie Hilger Dorotheergasse, Foto: Katharina Stögmüller

Galerie Ernst Hilger

Dorotheergasse 5, 1010 Wien
Österreich