Gallery Diary - Galerie Bernd Kugler | ELKE SILVIA KRYSTUFEK

Elke Silvia Krystufeks neue Ausstellung mit dem Titel „Urheberrecht, Mangelware, Verbrechen“, reflektiert jene Themen, mit denen sich die Künstlerin in den letzten Jahren künstlerisch auseinandergesetzt hat. In der Ausstellung finden sich neue und ältere Werke- Malerei, Zeichnungen, Collagen mit ihrer Tochter und skulpturale Arbeiten. Es ist ein Querschnitt durch das Oeuvre Krystufeks, das sich seit den intensiven Selbstporträts der 90er Jahre erweitert hat und durch ihre Veränderung ein reifes, noch stärker ausgeprägtes politisches und immer noch rebellisches Werk ist. Die Ausstellung ist bis 5. Jänner 2023 zu sehen.


Das Thema Urheberrecht ist für viele zeitgenössische Künstler ein Problem geworden. Laut Aussage von Krystufek sollte das Bild „If I Paint“, 1989, von einem renommierten Museum gekauft werden, wobei das Museum beim Erhalt der Arbeit den Zustand in Frage gestellt hätte, und das Bild restaurieren wollte, obwohl Krystufek genau diesen „Zustand“, in dem das Werk verkauft werden sollte, als exemplarisch für das Bild befand und sich künstlerisch dafür entschied. Das Museum wollte die Restaurierung finanzieren aber nur im Gegenzug, wenn das Werk dem Museum geschenkt werden würde. Krystufek war damit jedoch nicht einverstanden. Ihr Rundbild „Molino und Verbrechen“, 2020, das sich auf jene Situation bezieht, ist ein handgeschriebenes Text Bild, das den „Umgang“ im Wiener Jargon manifestiert.

In einer Kooperation mit der Modedesignerin Sandra Schmidt und ihrem lable „Mangelware“, entstand eine skulpturale Arbeit. Auf einem bewusst alten Wäscheständer hängt Wäsche des Damenlables Mangelware, sowie Kleidungsstücke aus dem Fundus der Künstlerin und Kinderbekleidung ihrer Tochter. Die Wäsche ist auf Nuancen genau nach Farbtönen angeordnet, zwischen einem Bikini finden sich T-Shirts und Secondhand Jacken. Gelbe und hellblaue Kleidung sympathisiert mit der Flagge der Ukraine. Krystufeks Fetisch für coole und außergewöhnlich zusammengestellte Kleidung wird nicht nur Teil ihrer Arbeit, sondern bricht auch die herrschende Ordnung von Kleidung in einem feministischen Kontext auf. Der „ultimative“ Frauenjob des Wäsche Waschens spiegelt das konservative Frauenbild wider. In der Kunst denke man an Pipilottoti Rists „Underwear Chandelier“, oder an Valie Exports „Geburtenmadonna“, in der Export auf einer Waschmaschine sitzt. Feministische und politische Themen prägen Elke Silvia Krystufeks Werk. 

Installationansicht, Elke Silvia Krystufek, Courtesy of Galerie Bernd Kugler

Die Verhaftung des „Ibiza Video“ Produzenten und Detektiven Julian Hessenthaler ist eines jener umstrittenen Themen, die die Künstlerin fasziniert haben, nachdem sie selbst in mehrere Rechtstreitigkeiten firmenrechtlicher und gesellschaftsrechtlicher Art verwickelt ist. Hessenthaler wurde zu dreieinhalb Jahren wegen Rauschgifthandel und Verwendung gefälschter Dokumente verurteilt, jedoch unterstellten die “Verteidiger Beamten und der Staatsanwaltschaft einseitige Ermittlungen.“ Hessenthaler säße unschuldig im Gefängnis und seine Haft beziehe sich eher auf die politische Auswirkung seines inszenierten Videos der FPÖ-Politiker. Krystufeks Porträt Hessenthalers knüpft an ältere Bildnisse der Künstlerin von Literaten, Politikern und Künstlern an, die in der Gesellschaft oftmals polarisieren. Krystufeks Weltbild ist von allen heutigen politischen, feministischen und kulturellen Themen geformt, die uns heute mehr denn je vor Augen geführt werden, und für die die Gesellschaft verantwortlich ist.  Die Künstlerin selbst ist eine Kämpferin, von der man mehr bräuchte. (Barbara Steffen)

Installationansicht, Elke Silvia Krystufek, Courtesy of Galerie Bernd Kugler

Galerie Bernd Kugler

Burggraben 6 / II (Hörtnaglpassage), 6020 Innsbruck
Österreich

Elke Silvia Krystufek

Urheberrecht, Mangelware, Verbrechen

bis 5. Jänner 2023