Exklusiv bei PARNASS

Zwischen Tod und Übermenschlichkeit: Die Künstler:innen in der ZONE1 der viennacontemporary

Die ZONE1 zeigt auch wieder in diesem Jahr auf der viennacontemporay Kunstschaffende unter 40, die eine starke Verbindung zu Österreich haben. Kuratiert wird sie von der renommierten Autorin, Kuratorin und Herausgeberin Francesca Gavin. PARNASS stellt exklusiv die diesjährigen Teilnehmenden der ZONE1 vor.


Francesca Gavin, die zwischen London und Wien lebt, gilt als eine der einflussreichsten Stimmen in der zeitgenössischen Kunstszene. Sie ist Chefredakteurin der halbjährlich erscheinenden Publikation EPOCH, die sich mit dem Schnittpunkt von Geschichte und zeitgenössischer Kultur befasst. Sie war Co-Kuratorin der Manifesta11-Biennale sowie von Ausstellungen im Palais de Tokyo, Somerset House und der Fondacao Serralves. Gavin ist außerdem Redakteurin bei Financial Times HTSI Magazine, Kaleidoscope, Twin und Beauty Papers, hat Bücher über visuelle Kultur geschrieben und moderiert eine monatliche Sendung über Kunst und Musik bei NTS Radio. Als Gründungskuratorin der Soho House-Kollektion hat sie eine Sammlung von über 3.000 Werken aufgebaut.


Die Künstler:innen der ZONE1


Assunta Abdel Azim Mohamed

Galerie Ernst Hilger

In ihren Kugelschreiberzeichnungen untersucht Assunta Abdel Azim Mohamed das Zwischenmenschliche in täglichen Beziehungen und Handlungsabläufen. Die Protagonisten finden sich in surrealen Szenarien wieder und scheinen von einer inneren Rastlosigkeit geplagt. Lustlos geben sie sich neuen Sinnesräuschen hin, ohne sich dabei tatsächlich zu amüsieren. Symbole mit Referenzen zu Kunstgeschichte, Popkultur, aber vor allem Tod, Schmerz, Memento mori- und Vanitasmotive werden zu einer dichten Bildersprache montiert. Die Betrachter:innen werden dabei herausgefordert, diese manchmal offensichtlichen, manchmal subtilen Symbole zu erforschen und sie selbst zu interpretieren.

Assunta Abdel Azim Mohamed, Foto: Matthias Dorninger


Anthony Akinbola

Galerie Krinzinger

Anthony Olubunmi Akinbola abstrahiert Elemente aus der sozialen und natürlichen Welt in dem Versuch, die Distanz zwischen Abstraktion und Repräsentation abzuschwächen. Er wendet das Prinzip des Multilateralismus auf eine Vielzahl von Materialien und Objekten an. Das Ergebnis ist ein visueller Diskurs über die Globalisierung und eine ständig weiter zusammenwachsende Welt. Sein Werk setzt sich mit dem globalen Konsum und der Kommodifizierung von Kultur auseinander.

Anthony Akinbola, Credit: Courtesy Galerie Krinzinger, Foto: Tamara Rametsteiner


Brishty Alam

WONNERTH DEJACO

Die Werke von Brishty Alam sind von einer magischen, sich wandelnden Qualität. Sie passen sich ihrer Umgebung an, widerstehen ihr und sprechen mit ihr, und wenn sie zusammengebracht werden, entfalten sie ihre vielen Aspekte auf gesellige und oft überraschende Weise. Die Künstlerin befasst sich mit dem Spannungsfeld zwischen naturwissenschaftlichen Modellen wie chemischer Struktur, Eigenschaften, Zusammensetzung und Reaktionen und dem, was man als soziale, kulturelle, politische oder wirtschaftliche Prozesse bezeichnet. Brishty Alam, geboren in London, studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien und schloss ihr Studium der Naturwissenschaften ab.

Brishty Alam, Foto: Sophie Le Roux


Irina Lotarevich

SOPHIE TAPPEINER

Die bildhauerische Praxis von Irina Lotarevich ist geprägt von der Überschneidung ihrer eigenen subjektiven Erfahrung mit größeren Systemen. Materiell arbeitet sie mit Holz, Metall und Gusstechniken, wobei sie häufig sowohl hochwertige als auch minderwertige oder entwertete Materialien mit ausgefeilten Fertigungstechniken und einer Sensibilität für den Aufbau räumlicher Erzählungen kombiniert. Lotarevich verwebt auch ihre eigenen Texte und den Gebrauch von Sprache in ihre Arbeit. Die minimalen und doch komplexen und spezifischen Formen ihrer Skulpturen verweisen auf Architektur, Bürokratie, Arbeit und Teile ihres Körpers.

Irina Lotarevich, Foto: Neven Allgeier


Elisabeth Molin

Sharp Projects

Elisabeth Molin arbeitet mit verschiedenen Medien wie Objekten, Videos und Fotografien, die sie in Performances, Installationen und Schriften zusammenführt. Das Schreiben ist ein wichtiger Impuls für ihre visuellen und akustischen Arbeiten, aber es funktioniert in beide Richtungen. Sie interessiert sich für sich auftuende Lücken, für das Unheimliche, für unruhige Momente, die oft über die Nähe des Todes hinwegtäuschen. Sie hat ein feines Gespür dafür, wie man das nur kaum Vorhandene inszenieren kann – immer mit einem sanften und doch bohrenden Sinn für Humor. Die dänische bildende Künstlerin wurde am Chelsea College of Art und am Royal College of Art in London ausgebildet.

Elisabeth Molin


Matthias Noggler

Layr

Matthias Nogglers Bilder hinterfragen den Akt des Sehens. Seine Figuren stehen in Formationen auf provisorischen Bühnen, die Arme verschränkt. Sie verschwimmen mit ihrer Umgebung, ihre Körper sind verformt, um sich anzupassen und zu posieren. Ihre Steifheit und Entschlossenheit haben jedoch eine aktivierende Qualität. Nogglers Werk ist seit langem durch die Aneignung verschiedener historischer Referenzen und malerischer Stile gekennzeichnet. In seiner jüngsten Werkserie sind die Leinwände mit dem Wissen um das gescheiterte Potenzial der politischen Malerei der Moderne aufgeladen. Es entstehen abstrahierte Bilder, die nicht mehr auf große Taten hoffen lassen, sondern die Betrachtenden in einer unaufgelösten Spannung des Wahrnehmens zu halten versuchen.

Matthias Noggler, Courtesy the artist


Christiane Peschek

ALBA

OASIS, Christiane Pescheks Arbeit bei ZONE1, ist ein potenzieller Zufluchtsort am Ende des Anthropozäns, ein sicherer Raum, in dem eine nicht-binäre, wertfreie und inklusive Körperlichkeit lebt. Es ist ein Post-Body-Spa, in dem Selbstpflegepraktiken auf Cyber-Humanismus treffen und spielerisch das Bewusstsein für eine erweiterte Körperlichkeit im digitalen Feld stimulieren. Der Mensch in seiner digital erweiterten Existenz ist polymorph – er enthält eine Vielzahl von Erscheinungsformen. Die Existenzbereiche in der digitalen Welt unterliegen nicht den Gesetzen des materiellen Raums: Körper sind weder an begrenzte Hüllen gebunden noch unterliegen sie der Schwerkraft. Mit OASIS will die Künstlerin einen physischen wie virtuellen Raum schaffen, der sich zwischen dem Materiellen und dem Digitalen bewegt und in dem sich Körperlichkeit mit einem Maximum an Bewusstsein verbindet. Christiane Peschek wurde 1984 in Österreich geboren und studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien sowie an der Universität für angewandte Kunst in Wien (Brigitte Kowanz).

Christiane Peschek, Foto: Katharina Gossow


Laura Põld

Kogo

Laura Põld setzt sich kontinuierlich mit Umweltgeschichte sowie grundlegenden menschlichen und übermenschlichen Fähigkeiten und Bedürfnissen auseinander. In ihrer interdisziplinären Praxis aus Handwerk und Bildhauerei konzentriert sich die Künstlerin auf die Wahl ihrer Materialien und deren historischen und politischen Kontext, wobei sie traditionelle Handwerks- und Bautechniken in Keramik und Tufting einsetzt, die sie wegen ihrer Fähigkeit zur Bewahrung von Geschichten, Erinnerungen und Techniken interessieren. Ihre oft groß angelegten Konstruktionen und Installationen greifen meist in den Ausstellungsort und/oder seinen Kontext ein oder übernehmen diesen gänzlich.

Laura Põld


Katharina Schilling

house of spouse

Katharina Schilling arbeitet vorwiegend im Medium der Malerei. Sie greift Techniken und Bildsprachen aus unterschiedlichen Quellen der Kunstgeschichte auf und reflektiert auf diese Weise die vernetzte  Natur künstlerischer Produktion. In der Zusammenstellung von Bildern, denen unterschiedliche malerische Herangehensweisen zugrunde liegen, und die oft selbst auf Bereiche der Produktion von Malerei verweisen, kommen Vergangenheit und Gegenwart in einer Art Spiel zusammen. Bilder, Objekte und Motive werden von ihren historischen Kontexten gelöst und innerhalb der malerischen Umsetzung in neue Bedeutungszusammenhänge verschoben, die ein utopisches Potenzial in der (Kunst-)Geschichte erkennen lassen.

Katharina Schilling. Photo: Benjamin Buchegger


Julia Znoj

Windhager von Kaenel

Julia Znoj arbeitet mit einer Vielzahl von Materialien wie Metall, Kunststoff, Papier, Zucker, Vinylstoff und gefundenen Objekten. Sie setzt sich intensiv mit Form und Abstraktion auseinander und erforscht, wie sich Dinge in temporären Settings als Skulpturen materialisieren. In ihrer Praxis denkt sie über Möglichkeiten nach, physische und psychologische Fixierungen im Raum zu verändern. Znoj bezieht ihre eigenen Texte in ihre Praxis ein und macht gelegentlich elektronische Musik und Videos. Znoj, geboren 1990 in Bern, Schweiz, studierte an der Zürcher Hochschule der Künste und an der Akademie der bildenden Künste Wien (Heimo Zobernig). Von 2016 bis 2020 war sie Mitbetreiberin des Ausstellungsraums Gärtnergasse in Wien.

Julia Znoj

viennacontemporary

Kursalon Vienna
Johannesgasse 33
1010 Wien
Österreich

Das könnte Sie auch interessieren