Leopold Museum

Die Sammlungen der Vienna Insurance Group

Julia Haller, ohne Titel, 2017, Pigment, Mineralstoffplatte, 47,5 x 69,5 cm, Sammlung Wiener Städtische Wechselseitiger Versicherungsverein – Vermögensverwaltung – Vienna Insurance Group

Anlässlich des 200-jährigen Jubiläums der Versicherungsgesellschaft, deren Vorläufergesellschaften 1824 gegründet wurden, zeigt das Leopold-Museum Anfang Mai unter dem Titel „Unknown Familiars“ Werke aus den Sammlungen der Vienna Insurance Group.


Aufeinandertreffen von Sammlungen

Bereits in den 1920er-Jahren unterstützte die Vienna Insurance Group (VIG) Künstler durch Auftragswerke und in der Folge auch durch Ankäufe. Die Wiener Kunstsammlungen umfassen heute ein weites Spektrum vom 19. Jahrhundert bis hin zu aktuellen Werken der Gegenwartskunst mit einem Fokus auf in Wien lebenden und arbeitenden Künstlern.  

Heute ist die Vienna Insurance Group in Zentral- und Osteuropa tätig und umfasst mehr als 50 Versicherungsgesellschaften und Pensionskassen in 30 Ländern. In sechs davon entstanden unabhängig voneinander Unternehmenssammlungen, die in der Schau im Leopold Museum erstmals aufeinandertreffen werden. Die Sammlungen haben unterschiedliche Schwerpunkte und Entwicklungsgeschichten und doch ergeben sich Gemeinsamkeiten, allein schon aufgrund des Schwerpunkts auf die mitteleuropäische Kunstgeschichte. 

Soshiro Matsubara, Last Night XLIII, 2020, glasierte Keramik, Epoxidharz, Glühbirnen, 26,5 x 36,5 x 8,5 cm, Ausstellungsansicht Another Surrealism, Den Frie Centre of Contemporary Art, Kopenhagen, 2022, Sammlung WIENER STÄDTISCHE Versicherung AG – Vienna Insurance Group, Foto © David Stjernholm

Soshiro Matsubara, Last Night XLIII, 2020, glasierte Keramik, Epoxidharz, Glühbirnen, 26,5 x 36,5 x 8,5 cm, Ausstellungsansicht Another Surrealism, Den Frie Centre of Contemporary Art, Kopenhagen, 2022, Sammlung WIENER STÄDTISCHE Versicherung AG – Vienna Insurance Group, Foto © David Stjernholm

Bereits 2010 war eine Auswahl aus den Wiener Sammlungen der Wiener Städtischen, des Wiener Städtischen Versicherungsvereins und der Donau Versicherung im Leopold Museum zu sehen. Diese treffen nun auf Werke aus den Beständen der serbischen Wiener Städtische Osiguranje, der lettischen BTA Baltic und der tschechischen VIG-Versicherungsgesellschaft Kooperativa. Junge zeitgenössische Kunst trifft auf die Moderne der Zwischenkriegszeit, die Avantgarde der 1970er-Jahre auf wichtige Positionen der österreichischen Gegenwart. 

Die Auswahl erfolgte vielfach nach formalen und inhaltlichen Gesichtspunkte. Sie folgt nicht dem herkömmlichen Kanon der Kunstgeschichte und stellt zuweilen deren Grundpfeiler in Frage, Künstlergenerationen und Medien werden durchmischt. Ebenso verzichtet die Ausstellung auf die in den Sammlungen durchaus präsenten bekannten Namen der österreichischen Gegenwartsmalerei.
Ausgehend von der Sammlung der tschechischen Versicherungsgesellschaft Kooperativa, die mit einer Auswahl an Werken aus dem Zeitraum von 1900 bis 1950 vertreten ist, entspinnt sich ein Netz aus thematischen wie stilistischen Bezügen. So werden
Otto Gutfreunds Bronzeskulpturen aus der Sammlung der Kooperativa zum Drehpunkt für kubistische Formzerlegungen in der Malerei und unter anderem in Dialog mit Antonín Procházkas „Dame mit Strohhut“ von 1922 oder mit dem um 1950 entstandenen Ölbild „Kleine Station“ von Maria Szeni gesetzt. Dieses Schlaglicht auf Szeni ist bemerkenswert, denn die 1914 in Wien geborene Künstlerin, die 1999 in New York starb, ist in der Dokumentation der österreichischen Kunstgeschichte zu Unrecht nahezu unsichtbar. Umso erfreulicher, dass dieses Werk Eingang in die Sammlung und nun in die Ausstellung gefunden hat. 

Ebenso wird die in Wien lebende japanische Künstlerin Soshiro Matsubara (*1980) präsentiert. Sie bezieht sich in ihren Objekten und Grafiken explizit auf den Wiener Jugendstil und bildet so wieder eine gedankliche Brücke zur Klimtzeichnung, aber auch zu der fotografierten Maske von Anja Ronacher „Death Mask, Goldfoil, 1000–300 B.C; Ilama“, 2014. Ronachers Silbergelatinprint „Christ as a Man of Sorrows, basswood, 1480/90 A.D.“ korrespondiert wiederum mit den undefinierten und nicht eindeutig fassbaren Körperformen in Evelyn Plaschgs Bildern oder, wenn auch weit formalistischer, mit Julia Hallers Pigmentarbeiten.

Evelyn Plaschg, Escalator, 2021, Pigment auf Papier, 149,5 x 99,2 cm, Sammlung Wiener Städtische Versicherung AG - Vienna Insurance Group

Evelyn Plaschg, Escalator, 2021, Pigment auf Papier, 149,5 x 99,2 cm, Sammlung Wiener Städtische Versicherung AG - Vienna Insurance Group

Rund 200 Werke bilden in der Ausstellung das breite Spektrum von der klassischen Moderne bis zu aktuellen zeitgenössischen Praktiken ab. Für das Foyer sind zwei installative Arbeiten geplant: Barbara Kapustas „A New Fiery Community“ von 2022 aus schwarzem Vinyl sowie die aus demselben Jahr stammende Soundarbeit „Meds & Miracles“ von Niklas Lichti.

TOYEN, Trügerische Landschaft, 1937, Öl, Sand auf Leinwand, 62 x 73 cm, Sammlung Kooperativa pojišťovna, a.s – Vienna Insurance Group

TOYEN, Trügerische Landschaft, 1937, Öl, Sand auf Leinwand, 62 x 73 cm, Sammlung Kooperativa pojišťovna, a.s – Vienna Insurance Group

Brigitte Kowanz, Ohne Titel, 1987, Mischtechnik auf Leinwand, 79,5 x 79,5 cm, Sammlung Wiener Städtische Versicherung AG - Vienna Insurance Group

Brigitte Kowanz, Ohne Titel, 1987, Mischtechnik auf Leinwand, 79,5 x 79,5 cm, Sammlung Wiener Städtische Versicherung AG - Vienna Insurance Group

Judith Fegerl, last light, 2021, 8 gebrauchte Photovoltaik-Paneele, 310 x 264 cm, Sammlung Wiener Städtische Wechselseitiger Versicherungsverein – Vermögensverwaltung – Vienna Insurance Group, Foto: © Simon Veres

Judith Fegerl, last light, 2021, 8 gebrauchte Photovoltaik-Paneele, 310 x 264 cm, Sammlung Wiener Städtische Wechselseitiger Versicherungsverein – Vermögensverwaltung – Vienna Insurance Group, Foto: © Simon Veres

Julia Haller, ohne Titel, 2017, Pigment, Mineralstoffplatte, 47,5 x 69,5 cm, Sammlung Wiener Städtische Wechselseitiger Versicherungsverein – Vermögensverwaltung – Vienna Insurance Group

Julia Haller, ohne Titel, 2017, Pigment, Mineralstoffplatte, 47,5 x 69,5 cm, Sammlung Wiener Städtische Wechselseitiger Versicherungsverein – Vermögensverwaltung – Vienna Insurance Group

Evelyn Plaschg, Escalator, 2021, Pigment auf Papier, 149,5 x 99,2 cm, Sammlung Wiener Städtische Versicherung AG - Vienna Insurance Group

Evelyn Plaschg, Escalator, 2021, Pigment auf Papier, 149,5 x 99,2 cm, Sammlung Wiener Städtische Versicherung AG - Vienna Insurance Group

Soshiro Matsubara, Last Night XLIII, 2020, glasierte Keramik, Epoxidharz, Glühbirnen, 26,5 x 36,5 x 8,5 cm, Ausstellungsansicht Another Surrealism, Den Frie Centre of Contemporary Art, Kopenhagen, 2022, Sammlung WIENER STÄDTISCHE Versicherung AG – Vienna Insurance Group, Foto © David Stjernholm

Soshiro Matsubara, Last Night XLIII, 2020, glasierte Keramik, Epoxidharz, Glühbirnen, 26,5 x 36,5 x 8,5 cm, Ausstellungsansicht Another Surrealism, Den Frie Centre of Contemporary Art, Kopenhagen, 2022, Sammlung WIENER STÄDTISCHE Versicherung AG – Vienna Insurance Group, Foto © David Stjernholm


Dieser Text wurde gekürzt. Den ganzen Beitrag lesen Sie in unserer Frühlingsausgabe

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1070 Wien
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UNKNOWN FAMILIARS
Die Sammlungen der Vienna Insurance Group

bis 6. Oktober 2024

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