Slowakische Nationalgalerie (SNG)

Fünf Brücken überqueren in Bratislava die Donau. Eine sechste erhebt sich am Rázus-Ufer parallel zum Wasser und bildet das oberste Stockwerk der Slowakischen Nationalgalerie. Sieben Jahre lang war das Museum geschlossen, die ikonische "Bridge" sogar über 20 Jahre. Nun erstrahlen beide wieder in voller Pracht.


65 Millionen Euro hat es gekostet, den historischen Arkadenhof samt seinen modernen Zubauten in die Zukunft zu katapultieren. "Dabei ist die Nationalgalerie SNG (Slovenská národná galéria) - das größte Kulturzentrum der Slowakei - eigentlich eine relativ junge Institution," erklärt Dušan Buran, Senior Curator an der SNG. "Gegründet wurde sie erst 1948. Während es in den 1960-er Jahren Erweiterungen geplant wurden, ist der markante Riegel, die Bridge erst 1970-77 errichtet worden." 70 Meter misst diese lange Brücke, die zu den Juwelen der spätmodernistischen Architektur Bratislavas zählt und die Seitenflügel des historischen Gebäudes aus dem 18. Jahrhundert miteinander verbindet. "Aufgrund technischer Mängel musste die Brücke, mit nahezu 1.800 m² Ausstellungsfläche aber bereits 2001 wieder schließen, die Galerie dann 2016." Das slowakische Architektenbüro BKPŠ Kusý – Paňák hat nun die vergangenen Jahrhunderte in ihrer Renovierung berücksichtigt und in einem hellen und offenen Gesamtkonzept zusammengefügt.

Dank der Modernisierung wurde nicht nur ein neuer Depotturm mit weißen und roten Aluminiumprofilen erreichtet, vielmehr erkämpfte sich die SNG tausende Quadratmeter Ausstellungsfläche zurück. Auch die monumentale Brücke ist nach über 20 Jahren endlich wieder begeh- und bespielbar, freut sich Dušan Buran bereits auf zukünftige Projekte. Und mehr noch: "Die Brücke ist zudem mehr als eine architektonische Einheit -  viele hätten den politisch aufgeladenen brutalistischen Zubau am liebsten abgerissen. Der Gebäudeflügel verankert uns aber historisch und visuell im Stadtbild!"

Die Brücke ist zudem mehr als eine architektonische Einheit -  viele hätten den politisch aufgeladenen brutalistischen Zubau am liebsten abgerissen. Der Gebäudeflügel verankert uns aber historisch und visuell im Stadtbild!

Dušan Buran, Senior Curator an der SNG

Courtesy of Slovak National Gallery

Schritt für Schritt kehren nun auch die aufgrund der langen Renovierungsphase auf mehrere Depots und Wechsel-Ausstellung-Räume aufgeteilten 90.000 Kunstwerke der Sammlung des SNGs ins Haupthaus zurück. Die Modernisierung ist auch hier spürbar. "Die Vernissage Prolog. 12 Colors of Reality mit alter, moderner und zeitgenössischer Kunst in überraschenden Beziehungen hat dabei bereits den Startschuss für die neue Reise der Nationalgalerie gegeben," meint Dušan Buran. Denn die namensgebenden zwölf farbigen Riesige Ballons von Stano Filko (1937-2015) trafen dabei thematisch etwa auf das Letzte Abendmal von Paul Gross senior (1618-1688), Albrecht Dürers  Holzschnittserie Apokalypse auf Radovan Cerevkas (*1982) Installation Dramasks bestehend aus Afrikanischen Masken und Kampfjets. Auch in Zukunft wird auf die klassische Chronologie des Kunst-Kanons verzichtet, verrät der Chefkurator des Hauses. Ähnlich unkonventionelle Kombinationen und Interventionen werden aber "homöopathisch dosiert".

Courtesy of Slovak National Gallery

"Dafür bespielen wir mit der Reihe Monumentteilchen – Art in the public place sehr unkonventionell Nischen und andere Orte der Galerie, die bei klassischen Präsentationen wenig keine Beachtung finden. Doch gerade dort schlummert viel Potential um jene Werke aus dem Depot zu zeigen, die zwar über hohe Qualität verfügen aber vielleicht wenig Kontext zum Rest der Sammlung aufweisen." Auch die Kunstvermittlung ist in der neuen SNG up to date. Mittels QR-Codes, Rastapunkten und App (atlas.sng.sk) können Besucher:innen - leider aktuell nur auf Slowakisch - sogar mit den Werken interagieren, ihre Spuren hinterlassen oder eigene Klang- und Bildprojektionen erstellen. Und mit der Wiedereröffnung der ikonischen "Bridge" geht es auch noch einen Schritt weiter in Richtung Zukunft, betont Chefkurator Dušan Buran: "Mit dem Neubau wird auch die interne Organisationsstruktur auf den neuesten Stand gebracht und horizontaler gestaltet. Alle Hierarchien lassen sich leider nicht abschaffen, aber es werden Mikro-Teams gebildet in denen es zwar Verantwortliche gibt, aber keine klassischen Leitungspositionen mehr. Auch intern werden so mehr Brücken geschlagen."

Courtesy of Slovak National Gallery

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