Gallery Diary - Galerie Kandlhofer | Rhizome - Images of Thought

Die aktuelle Situation bedeutet eine enorme Belastung für die Kultur- und Kreativwirtschaft und auch für uns als Kunstmagazin. In dieser Zeit wollen wir unseren Beitrag leisten und geben Ihnen täglich Einblicke in die Ausstellungen der derzeit geschlossenen Galerien.


Tali Lennox | Nana Mandl | Jillian Mayer | Siggi Sekira | Katerina Zbortkova

Galerie Kandlhofer präsentiert die Multimedia-Ausstellung Rhizome - Images of Thought, mit Werken von fünf internationalen Künstlerinnen. Die Arbeiten von Tali Lennox (*1993 London, UK), Jillian Mayer (*1986 Miami, US), Nana Mandl (*1991 Graz, AT), Siggi Sekira (*1987 Odessa, UA) und Katerina Zbortkova (*1986 Tabor, CZ) stehen exemplarisch für eine Generation, die hochmoderne Praktiken, Interesse an Kollaboration und materielle Transformation zu Leitprinzipien gemacht hat. Rhizome zeigt neue Werke aus den Bereichen Malerei, Skulptur und Videoinstallation als Manifestationen künstlerischer Gedankenbilder.

Die Gruppenausstellung entwickelt eine Praxis der Realitätserweiterung, welche ein Nachdenken über die eigene Erfahrung und daraus resultierende Folgen bewirkt. Das Beobachten eines Ereignisses beeinflusst die Wirklichkeit und auch das Resultat. Dieses Phänomen trifft auf kleinsten Skalen, wo die Natur den Gesetzen der Quantenmechanik folgt, ebenso zu wie in der beobachtbaren Welt mit alltäglichen Situationen.

Rhizome - Images of Thought artikuliert das Positionieren sowie Re-positionieren durch Kunst und hinterfragt internalisiertes Wissen. Das Implementieren dieser Idee stimuliert immer wieder neue Reize, die neue Interpretationen sowie Auseinandersetzungen schaffen. Daraus resultierend werden kontinuierlich Verbindungselemente entdeckt und alternative Formen des Handelns kreiert. Die Bedeutung der eigenen Rolle als beobachtendes und interpretierendes Subjekt manifestiert sich in der Veränderung von Ereignissen durch deren Kontextualisierung.

In ihren bunten Materialcollagen, Bildern, Drucken und Skulpturen entwickelt Nana Mandl (*1991 Graz, AT) mögliche visuelle Um- und Übersetzungen heutiger medialer Heraus- und Überforderungen. Ihre haptischen Collagen vereinen Elemente der Malerei, Stickerei und Zeichnung mit Formen kommunikativ-repräsentativer Sphären der Werbung, der Mode und von Social-Media. In ihren vielschichtigen Arbeiten spiegelt sich auch die globalisierte Patchwork-Gesellschaft, in der wir heute leben, wieder.

Nana Mandl,  the good and the bad,  2019  mixed media on canvas  83 x 63 cm © 2020 Galerie Lisa Kandlhofer

Die Künstlerin Jillian Mayer (*1986 Miami, US) erforscht welchen Einfluss die digitale Welt auf unser Leben, unsere Körper sowie unsere Identitäten hat. Ihre sogenannten „Slumpies“ zelebrieren diese unsichtbaren Netzwerke, die durch Instagram, Snapchat, Twitter etc. eng miteinander verflochten sind und unterstützen dabei auf angenehme Weise den Telefongebrauch. Mayers Videos wie „I Am Your Grandma“ sind autobiografische Tagebuchaufzeichnungen, die die Künstlerin für ihre ungeborenen Enkelkinder aufzeichnet. Die Arbeit hinterfragt Vorstellungen von Sterblichkeit, Berühmtheit und dem universellen Antrieb für Schöpfung und Vermächtnis. Durch die Platzierung des Videos in einem öffentlichen Forum wie Youtube untersucht Mayer phänomenologisch, warum Menschen letztendlich ihre persönlichen Gefühle an anonyme Fremde weitergeben.

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Die Hauptprotagonistin der Gemälde von Katerina Zbortkova (*1986 Tabor, CZE) ist Lil Miquela - eine Online-Influencerin die mit über zwei Millionen Instagram Fans ein beachtliche Reichweite akkumuliert hat. Während Lil Miquela versucht, das wirkliche Leben nachzuahmen und mit realen Personen in Interaktion zu treten, unternimmt Katerina Zbortkova den Versuch, sie in ihren Ölportraits zum Leben zu erwecken und sie aus der Welt des Internets zu befreien. Neben Lil Miquela lassen sich in den dargestellten Szenen ebenfalls virale Internet-Trends wiederfinden.

(...) eine Online-Influencerin die mit über zwei Millionen Instagram Fans ein beachtliche Reichweite akkumuliert hat.

Die Skulpturen der Künstlerin Siggi Sekira (*1987 Odessa, UA)interpretieren die slawische Mythologie neu und untersuchen das Koexistieren von Heidentum und Christentum in der ländlichen, postsowjetischen Ukraine. Keramik ist beispielhaft für ukrainische Volkstraditionen und eine kulturelle Ausdrucksform der Arbeiterklasse. Mit ihren Skulpturen erschafft Sekira neben unserer heutigen Gesellschaft ihre eigenen Welten und zeigt zwei Arbeiten aus der Serie „The Eve of Nymphs“ die auf dem slawischen Fruchtbarkeitsritual Ivan Kupala basieren.

Die Gemälde von Tali Lennox (*1993 London, UK) sind Bindeglieder und Vermittler zwischen unserer real geglaubten und der spirituellen Sphäre. Ihre eindrucksvollen Portraits schlagen Parallelen zwischen der deutschen Kunst der 1920er Jahre und den aktuellen 2020er. Besonders Letzteres beschreibt Lennox als eine Zeit des politischen und ökologischen Niedergangs, der den glitzernden Eskapismus in einer Zeit drohender Unsicherheit einfängt. Die in Lennox´Arbeiten portraitierten Personen sind meist Fremde welchen sie auf den Straßen New Yorks begegnet und sie anschließend zu ihren Erzählungen passend, inszeniert fotografiert.

Die Gemälde von Tali Lennox sind Bindeglieder und Vermittler zwischen unserer real geglaubten und der spirituellen Sphäre.

Seit 5. März wird außerdem der britische Künstler Faye Wei Wei ausgestellt. Mehr Impressionen in unserer Bildergalerie.

 Tali Lennox Closing Hour, 2020 Oil on canvas 121.9 x 101.6 cm 48 x 40 in © 2020 Galerie Lisa Kandlhofer


IMPRESSIONEN

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