Messestand Deborah Schamoni, Art Cologne, 2019 (Gerry Bibby, Judith Hopf, KAYA, Tobias Spichtig) | Foto: Galerie Deborah Schamoni

Von 10. bis 14. April ging am vergangenen Wochenende die 53. Edition der Art Cologne über die Bühne – sie ist die weltweit älteste noch bestehende Kunstmesse und muss sich seit 1967 immer wieder neu erfinden. 2019 wollte Direktor Daniel Hug bewusst schrumpfen.


Nicht mehr die Quantität, sondern die Qualität will die Art Cologne für Aussteller wie Publikum garantieren und so trat die diesjährige Ausgabe mit 176 Ausstellern anstelle der noch 210 im Vorjahr einen Schritt kleiner. Eine Form der Konzentration, die der Besuchererfahrung zu Gute kommen soll. Um diese Reduktion aufzuwiegen, werden die komplementäre Elemente im Kunstbetrieb großgeschrieben – wie bei Künstler und Galerist, gehe es oft um Beziehungen. So wurde ein neuer Sektor etabliert: „Collaborations“.

32 Galerien beteiligten sich an dieser Neupräsentation, die eine Möglichkeit vorsah sich als Galerie gemeinsam mit Partnern zu präsentieren. So kam es einerseits zu shared booths mit künstlerischen Solopräsentationen – sehr gelungen zum Beispiel bei Natalia Hug und Aurel Scheibler, die gemeinsam starke Arbeiten der jungen Carolin Eidner zeigten. Zum anderen mischten zwei Galerien ihre Programme mit mehreren thematischen Positionen – sehenswert gestaltet bei den beiden Berliner Galerien Soy Capitán und Tanja Wagner. Oder aber eine Galerie etablierte einen kollaborativen Dialog zwischen zwei Künstlern – gesehen etwa bei Mathias Güntner, der Endre Tot der zwanzig Jahre jüngeren Monika Brandmeier gegenüberstellte.


Fokus auf das Neue: Junggalerien und aufstrebende Künstler

Die „Collaborations“ waren ohne Frage zusammen mit den beiden Messesektionen „Neumarkt“ und „New Positions“ die Highlights der sonst klassisch aufgebauten Messe. Im „Neumarkt“ versammeln sich Galerien, die in den letzten zehn Jahren gegründet wurden – sehr gelungen präsentieren sich darunter zum Beispiel Deborah Schamoni und Jan Kaps.

Bei den von einer Fachjury gewählten 14 „New Positions“ ging es unterdessen um aufstrebende künstlerische Positionen. 25 Quadratmeter wurden den Künstlern, respektive ihren Galerien, je zur Verfügung gestellt. Der Umgang mit diesem gewonnenen Platz hätte unterschiedlicher nicht ausfallen können. Christine König und Robby Greif etwa entschieden sich dazu ihren Stand mit Thilo Jenssen zu öffnen und von den Außenwänden nach innen zu den weiteren Positionen – darunter Toni Schmale, Andreas Duscha, Natalia Zaluska – ins traditionelle Booth überzuleiten.

Messestand CRONE, Art Cologne 2019 | Foto: Galerie CRONE

Messestand CRONE, Art Cologne 2019 | Foto: Galerie CRONE

Crone, die auf der Messe auch ihren Neuzugang Otto Zitko zentral präsentierten, wählten für ihre New Position Tobias Hoffknecht unterdessen eine eigene Koje – eine gelungene Darstellung. Überzeugend inszenierte auch Nagel Draxler die in Wien lebende Lone Haugaard Madsen. Hervor stach auch Eleanor Wright bei der Galerie Petra Rinck mit sinnlichen Skulpturen. Während sich Kadel Willborn mutig dazu entschloss unter den New Positions die bereits 1958 geborene Linda Matalon zu zeigen – eine Entscheidung, die sich im wahrsten Sinne des Wortes schon am ersten Messetag gut bezahlt machte.

Unter den zahlreich vertretenen österreichischen Galerien blieb der Stand der Galerie Charim vielen im Gedächtnis. Ähnlich wie bereits 2017 auf der viennacontemporary intervenierten Julian Göthe und Dorit Margreiter mit einer raumspezifischen Installation – flache Bildhauerei.

Während Krobath unter anderem mit Theresa Eipeldauer ein Statement setzte, fiel mit hochkarätigen Arbeiten unter anderem von Herbert Brandl – verkauft in eine in süddeutsche Sammlung für 30.000 Euro – sowie Helmut Federle, Jongsuk Yoon und Caitlin Lonegan der Stand der Galerie Nächst St. Stephan ins Auge.

Messestand Suppan Fine Arts, Art Cologne 2019 | Foto: Suppan Fine Arts

Messestand Suppan Fine Arts, Art Cologne 2019 | Foto: Suppan Fine Arts

Wie auch am Stand von Johann König zog eine Arbeit Katharina Grosses, die wenige Kilometer weiter an der Düsseldorfer Akademie Malerei unterrichtet, für 181.000 Euro, besondere Aufmerksamkeit an. „Das Rheinland ist für uns ein sehr wesentliches Gebiet“, betont Galeristin Rosemarie Schwarzwälder, ehemaliges Beiratsmitglied der Art Cologne. „Hier gibt es eine Bürgerkultur, die kaufinteressiert ist und sich gut auskennt“.

Hier gibt es eine Bürgerkultur, die kaufinteressiert ist und sich gut auskennt

Rosemarie Schwarzwälder, Galeristin

Entsprechend auch die zahlreichrechen hochwertigen lokalen Galerien – stark positioniert etwa die Galerie Buchholz mit Isa Genzken während Philipp von Rosen unter anderem spannende Arbeiten von Silke Albrecht zeigte. Unter den weiteren deutschen Galerien stach außerdem der Stand von DITTRICH & SCHLECHTRIEM mit Julian Charrière und anderen hervor.


Parallelität der Märkte: Von Matisse über Mack zu frischgebackenen Akademieabsolventen

Der Art Cologne eigen ist die gewagte Einigkeit von Klassischer Moderne und Nachkriegskunst auf der unteren, und zeitgenössischen Positionen auf der oberen Ebene. Während man unten etwa einen Heinz Mack im sechsstelligen Bereich geboten bekommt (erfolgreich verkauft durch die Galerie Thomas), trifft man in der oberen Etage auf noch wesentlich günstigere junge Talente, die gerade erst die Akademien verlassen haben.

Hier fehlt der Messe die eine oder andere Zusammenschau oder Brücke zwischen den Generationen. Inhaltlich wie räumlich gelang sie der Galerie Hubert Winter. Am Treppenabsatz präsentierte die Wiener Galerie eine politisch motivierte Gegenüberstellung von Birgit Jürgenssen und Nil Yalter.

Letztere wird gerade mit einer großen Personale im Museum Ludwig in Köln gewürdigt und erfreute sich daher besonderer Begehrlichkeit – schließlich wurde auch die titelgebende Arbeit der Ausstellung auf der Messe angeboten. Aktuell war die Präsentation aber vor allem im politischen Moment der Arbeiten, denen, so Galeriedirektorin Melanie Wagner, „eine zeitlose Energie inne wohnt“.

Ebenfalls im unteren Geschoss präsentierte sich die Galerie Ruberl mit einem Querschnitt des Programms, darunter Arnulf Rainer, Oskar Kokoschka, Nobuyoshi Araki, Renate Bertlmann und Michael Horsky, der mit neuen Malereien mit Architekturbezügen überraschen konnte – „rhythmische Bilder, die man auch abstrakt anschauen kann“, so Galeristin Christa Armann.

Messestand Galerie Ernst Hilger, Art Cologne 2019 | Foto: Galerie Ernst Hilger

Messestand Galerie Ernst Hilger, Art Cologne 2019 | Foto: Galerie Ernst Hilger

 

Unterdessen konnte die Galerie Hilger drei Skulpturen von Gunter Damisch (46.000 bis 71.000 Euro) in einer italienischen Sammlung platzieren. Die Galerie Suppan Fine Arts, zum ersten Mal auf der Art Cologne, stellte ihren Stand innerhalb der Sektion der Modernen derweil unter den Schirm des diesjährigen Bauhaus Jubiläums und präsentierte eine kohärente Zusammenschau Herbert Bayers – ein seltenes Plakat sowie das Modell eines nie realisierten Brunnens waren schon am Vernissagen Tag reserviert.

Am Sonntagabend ging die Messe mit einem Besucherrekord von 57.000 Menschen zu Ende. Das sind 2.000 Menschen mehr als im Vorjahr, wie die Veranstalter mitteilten. Einer der Verkaufsrekorde fiel bei der Galerie Karsten Greve, die einen „Farbraumkörper“ Gotthard Graubners um 680.000 Euro verkaufen konnten.

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