Graphische Sammlung ETH Zürich

Rämistraße 101, 8092 Zürich
Schweiz

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10:00 bis 16:45 Uhr

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Sweet Nothings. Graphikfolgen von Thomas Schütte

Blumen, diese klassischen Sujets der schönen Künste, erfreuen die Menschen seit Urgedenken. Lieblich und zart, scheinbar leicht hingeworfen, in den feinsten Farbtönen schimmernd – so präsentieren sie sich auch bei Thomas Schütte (geboren 1954). Allerdings weiss der deutsche Künstler seine «süssen» Idyllen oft effektvoll zu brechen: hier legen sich grobe Striche über die grazilen Linien, da schleichen sich düstere Seiten in sein Herbarium ein. Überhaupt zeichnet seine Schöpfungen ein existenzieller Kippmoment aus, der die schönsten Dinge des Lebens im Nu in ihr Gegenteil umschlagen lässt. Wie wenn sein skeptischer Blick ihrem trügerischen Versprechen nicht trauen würde.

Die Graphische Sammlung ETH Zürich verfügt in ihrem Bestand über zwei bedeutende Werke von Thomas Schütte, der zu den wichtigsten Künstlern der Gegenwart zählt: es handelt sich um Beispiele seiner bekannten, aufwendig gestalteten Buch-Editionen – Volume II. The Big Nix von 2005 und Sweet Nothings von 2008. Angelehnt an die klassischen Malerbücher, die in Frankreich zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgekommen sind, widmet sich der Künstler über mehrere Jahre hinweg diesem Genre. Wenn er nicht auch als Herausgeber verantwortlich zeichnet, so lässt er die Bücher mit grossem typographischen und drucktechnischen Aufwand auf handgeschöpftem Papier und in einer kleinen Auflage verlegen. Gemäss der Tradition des «livre de peintre» sind die Künstlerbücher mit Original-Druckgraphiken versehen. Diese dienen jedoch weder als reine Illustration noch als freie Interpretation eines vorliegenden Textes. Vielmehr liefert der Künstler den Text gleich selbst – ob als Kurzgeschichte im Anhang oder aber in Form von tagebuchartigen Notaten.

Im Zentrum der Präsentation stehen deshalb die «druckgraphischen Bücher» von Thomas Schütte. Daneben sollen aber auch ausgewählte Graphikfolgen aus privaten Beständen die überraschende thematische Bandbreite sowie gleichzeitig das umfangreiche technische Repertoire des grossen deutschen Bildhauers in diesem Medium abstecken. So werden darin – ausser Floralem – genauso Fragen der Architektur verhandelt wie Kommentare zu politischen Aktualitäten abgegeben und kecke Frauen stehen nachdenklichen Selbstporträts gegenüber. Vor allem aber paart sich im graphischen Schaffen von Thomas Schütte eine unerhörte Raffinesse mit einer traumwandlerischen Souveränität im Umgang mit den klassischen Drucktechniken, die in seiner Interpretation eine vitale Weiterentwicklung erfahren. Diese singuläre Meisterschaft soll in einem Panorama über die letzten dreissig Jahre erfahrbar gemacht werden.

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