Landhausgalerie Ausstellungsbrücke

Landhausplatz 1, 3100 St. Pölten
Österreich

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Täglich 8 - 18 Uhr

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Eröffnung: 26. Februar 2020, 18:30 Uhr


Die Ausstellung „rubicon“ zeigt Landschaftsbilder, die hauptsächlich im Zeitraum 2013 bis 2020 entstanden sind. Die Malerei von René Alexander Herar nimmt seit mehr als 20 Jahren einen expliziten Bezug zum Landschaftsraum. Diese bis heute prägende Beziehung zur Natur entstand schon in seiner Kindheit an den Nebenarmen der Donau bei Tulln und in den rund um sie wachsenden geheimnisvollen Auwäldern. Die Bilder, man könnte auch sagen, die Projektionsflächen aus den Jahren 1987 bis etwa 2018 – entweder monochrom, minimalistisch gerastert oder verschwommen landschaftlich – gewähren einen Augenblick der Stille. Mit wartenden Reusen vergleichbar nehmen sie das Ephemere und Unsagbare auf, um es in Formen zu verdichten. Ab Mitte des Jahres 2018 beginnt sich das Drama in den bis dahin ruhenden Bildräumen zu entfalten. Spektakuläre, in Malerei verwandelte Details aus der Welt der Wasserpflanzen lassen das Vergehen und Sterben im Herbst und die sich danach vorbereitende Wiedergeburt der Natur im Frühling erahnen.

„Pflanzliche Strukturen, Blätter, Halme, Stiele, chaotisch ineinander verkeilt, stechend, metallisch anmutend, gerüstartig angeordnet, glänzenden zersplitterten Insektenkörpern ähnelnd … Ein Ereignis, das unvermittelt in einen leeren Raum abbricht. In eine bodenlose Weite, die hinter dem Geflecht in dessen Brüchen und Lücken als Leerstellen sichtbar wird. Was ist Leben? Ist es ein nie enden wollender Kampf um die Plätze an der Sonne? Ist es ein eleganter Tanz der Formen, in dem wir aufgehen, ob wir wollen oder nicht? Auf was für einer Bühne spielt das Stück und was ist hinter dem Vorhang oder ist da überhaupt etwas?“, so der Künstler. Der Titel der Ausstellung „rubicon“ verweist auf eine Zäsur – auf einen besonderen Moment, auf ein Ereignis, bei dem die Würfel gefallen sind, weil sich der Druck so stark aufgebaut hat, dass Handlung notwendig wird.

Dieser Moment, dieses Entstehen einer Leerstelle, hat eine Richtungsänderung in der malerischen Reise des Künstlers eingeleitet, die sich innerhalb der gezeigten Bilderreihe für die oder den aufmerksam Betrachtenden nachvollziehen lässt. Während die Kindheitseindrücke in der Natur mit den Jahren eingesickert sind und eine langsame Bewegung eingeleitet haben, sind die neuen Bilder das Ergebnis einer intensiven unerwarteten emotionalen Erfahrung. Ein abruptes aus der gewohnten Bahn geraten, das eine Art der Ver-rückung der Wahrnehmung, sozusagen ein Umleiten des Blicks bewirkt, kann zugleich – so herausfordernd diese Veränderung aus persönlicher Sicht auch ist – zu einem fruchtbaren Impuls für die bildnerische Arbeit werden. Dieses Verrückt-werden enthält transformatives Potential – in dem Sinne, dass Altes in einem neuen Licht erscheint.

Aus dieser Perspektive versteht sich die Ausstellung von René Alexander Herar als Angebot an die Betrachtenden, ein wenig auf die Suche zu gehen und die Veränderung des Bildraums innerhalb der gezeigten Bilderreihe aufzuspüren und vielleicht die Frage zu stellen: „Was passiert mir selbst in diesem Moment, während ich diese Bildflächen auf mich wirken lasse?“ „Unsere Augen gehen im alltäglichen Leben über die Oberfläche der Dinge und nur einige verstreute Punkte genügen ihnen, um die Zwischenräume blitzartig zu füllen“, schreibt der französische Schriftsteller Jacques Lusseyran in seinem autobiografischen Buch Das wiedergefundene Licht. „Sie geben sich mit den Erscheinungen zufrieden, und in diesen gleitet die Welt schimmernd dahin und verbirgt ihren wesentlichen Inhalt.“

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