Otto Muehl | CHANGE - Bilder der 80er Jahre

W&K Palais

Renngasse 4, 1010 Wien
Österreich

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Otto Muehls Biographie ist komplex und skandalös. Nicht nur die Anklagen und Verurteilungen, mit denen die österreichischen staatlichen Autoritäten auf seine Aktionen in den 1960-er Jahren (Stichwort Uni-Skandal 1968) reagiert haben, sondern vor allem die Gesetzesvergehen in der Kommune sind zweifellos eine Herausforderung an den Rezipienten seines Werkes. Es gilt aber, so wie bei vielen hervorragenden Persönlichkeiten der Kunst- und Kulturgeschichte, sein Werk unabhängig davon der Öffentlichkeit zur Sichtung, Diskussion und Beurteilung zur Verfügung zu stellen. Das Verschweigen seiner künstlerischen Leistung bedeutet Zensur und ist mit der, heute zunehmend unter Druck stehenden, demokratisch-liberalen und aufgeklärten europäischen Geisteswelt unvereinbar.

Muehls Gesamtwerk umfasst künstlerisches Schaffen aus einem Zeitraum von mehr als sechs Jahrzehnten, in denen ein überaus vielfältiges Oeuvre entstanden ist. Er war extrem produktiv, in allen Lebensphasen arbeitete er an einem radikalen Werk, das er mit stark experimenteller Kraft entwickelte. Auch sein fünfzehn Jahre dauernder Kampf gegen Parkinson hat seine Arbeit allenfalls verlangsamt aber nie geschwächt. Seine Werke befinden sich heute weltweit in wichtigen Sammlungen. Neben den Bildern, Aktionsfotografien und Filmen haben auch die theoretischen Texte, Manuskripte, Tage- und Skizzenbücher in den letzten Jahren Eingang in die Bestände des Museums Moderner Kunst Wien, des Centre Pompidou Paris, des Museum of Modern Art New York, des Ghetty Research Centers Los Angeles, der Sammlung Falckenberg Hamburg, der Sammlung Pinault Paris, der Sammlung Hauser & Wirth St. Gallen oder der Glenstone Collection in Washington DC u.a.m. gefunden.

Von 4. November 2020 bis 26. Februar 2021 zeigt W&K ausgewählte Malerei und Zeichnung Otto Muehls und legt dabei den Schwerpunkt auf die 1980er Jahre. Seine Arbeiten in dieser Zeit sind von spielerischen Stilwechseln geprägt. Auf die expressive Figurenmalerei folgen ab 1986 Werke, in denen er die kompositorischen Möglichkeiten des Siebdrucks in Malerei umsetzt. Auf die energetischen und ekstatischen Körperdarstellungen der ersten Jahre folgen mehrere Phasen des spielerischen Umgangs mit den Ausdrucksmöglichkeiten der Malerei – seien es Farbfeldmalereien welche die formalen Möglichkeiten des von Muehl bevorzugten Siebdrucks auf Leinwand übersetzen, ein neuer Blick auf die Landschaftsmalerei, stark gestische und abstrakte Aktionsmalerei, ironische Paraphrasen über Werke Vincent Van Goghs und Pablo Picassos bis hin zu einer Gruppe monochromer Arbeiten mit Gold, denen trotz aller Reduktion eine intensive Materialsinnlichkeit eigen ist. Diese mit „das goldene Zeitalter“ betitelte Serie ist vor dem Hintergrund der Produktion des Filmes „Back To Fucking Cambridge“ eine Hommage des Künstlers an Gustav Klimt. Hier schließt sich ein Kreis zwischen der Wiener Moderne um 1900 und der Neoavantgarde des von Otto Muehl maßgeblich mitentwickelten Wiener Aktionismus.
 

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