Karin Pliem & Harald Grünauer

Fluide Universen, Sample aus Werkausschnitten von Karin Pliem (oben) und Harald Grünauer (unten) | Fotos: Richard Zazworka (Karin Pliem), Harald Grünauer | © Bildrecht, Wien 2019

Bildraum Bodensee

Bodensee, Seestraße 5, 2. St., Eingang Posthof, 6900 Bregenz
Österreich

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Di, Do: 13-18 Uhr
Fr, Sa: 11-16 Uhr

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Eröffnung: Donnerstag, 11. April 2019, 19 Uhr

Begrüßung: Judith Reichart, Bildrecht

Zur Ausstellung: Lucas Gehrmann, Kurator Kunsthalle Wien


Ist das Universum endlich? Ist gar die Natur endlich? Aus der subjektiv-menschlichen Perspektive eines Hier und Jetzt sind Raum-, Zeit- und Ereignishorizonte naturgemäß immer begrenzt. Wissenschaftliche, philosophische und künstlerische Sichtweisen können hingegen in Gebiete vordringen, die ab- oder jenseits einer empirisch-pragmatischen Vorstellungswelt liegen. In „Fluide Universen“ führen uns Karin Pliem und Harald Grünauer in Regionen, in denen physikalisch oder biologisch mess- und wahrnehmbare Realitäten mit transzendentalen Erkenntnissen verfließen.

In Korrespondenz mit Theorien von Albert Einstein sowie dem Entdecker der Schwarzen Löcher, J. A. Wheeler, bestimmt für Harald Grünauer der Raum die Bewegung der Materie, während die Materie wiederum dem Raum vorschreibt, wie er sich krümmen soll. Seine in einem primär automatistischen Fluss entstehenden Zeichnungen können als Transformationen von Raumzeit gelesen werden, in denen der Technik und der Formensprache eine besondere Bedeutung zukommt. Dabei gibt das Material der Farbstifte die Fließrichtung der Raumzeit vor, und die Expressivität unterschiedlicher Symbole und Linienführungen spinnt diese ins Endlose fort.

Im Bildraum Bodensee bietet Harald Grünauer den BesucherInnen die Möglichkeit, in dieses Zusammenspiel von Raum, Zeit und Materie gleichsam einzusteigen: In Looking for unknown Dimensions, einem über zehn Meter langem, oval gekrümmtem Panorama schweben techno-, bio- und bisweilen anthropomorphe Figurationen durch gravitationsfreie Räume. Elemente, Apparate und Bausteine spiegeln hier eine transgene Funktion wider, während Mutationen und Verschmelzungen unsichtbare Räume öffnen.

Karin Pliems Universum expandiert bereits innerhalb des terrestrischen Raums. In ihren Ölbildern und Animationen interagieren zivilisatorische Versatzstücke mit botanisch-zoologischen Organismen. Ursprünglich aus unterschiedlichen Habitaten stammend, entwickeln sich diese im Malprozess zu hybriden, bis dato unbekannten Lebensformen. Wie für den Philosophen Emanuele Coccia verkörpert auch für Karin Pliem die Pflanze die engste und elementarste Verbindung, die das Leben zur Welt knüpfen kann.

Als Holobionten fügen sich Bioorganismen aus unzähligen Mikroorganismen zusammen, die sich permanent in innigster Gemeinschaft und Wechselwirkung sowohl untereinander als auch mit anderen Lebewesen befinden. Dazu zählt auch der Mensch, den die Künstlerin aber statt im gemalten nur im zerklitterten Spiegel-Bild auftreten lässt. In L‘Infinito della natura, einer von improvisierten Jazz-Rhythmen begleiteten Videoanimation, sehen wir uns als Bestandteil einer größeren Natur, deren Ende wir nicht herbeizuführen vermögen.

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