Galerie am Stein

Stift Reichersberg, 4981 Reichersberg am Inn 1
Österreich

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Donnerstag - Freitag: 16 - 19 Uhr
Samstag: 10 - 12 Uhr
und nach Vereinbarung

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Dominierte in früheren Arbeiten ein Formenvokabular, das eine abstrakt geometrische Grundhaltung einnahm, zeigt Stiegler in der Galerie am Stein neue Skulpturen mit einem offenen Bezug zur Gegenständlichkeit. Eine monumentale schwarz abstrakte Zunge nimmt offen Anklang an die Pop Art. Überhöht an die Stirnwand des Gewölbes platziert, zitiert sie aber auch humorvoll christliche Symboliken, wird die Zunge doch in der Ikonologie als Wort Gottes interpretiert. So wird im Neuen Testament mehrmals die Zungenrede erwähnt, indem sich der Heilige Geist zu Pfingsten in Form von feurigen Zungen über die Jünger ergießt, während jemand der mit gespaltener Zunge redet, die Unwahrheit spricht. Auch die überdimensionale Skulptur eines Granatapfels, in Stieglers charakteristischen Schnitztechnik mit wuchtigen Rundungen und tiefen Kerben ausgearbeitet, kann – folgt man einem katholischen Interpretationskanon – als Symbol für Fruchtbarkeit und Leben oder für Jesus selbst gelesen werden. Neu ist die gestaltende Wirkung der Farben, die sich an die komplette Farbpalette anlehnt. Gisela Stiegler hat sich auch als Bildhauerin ihren malerischen Zugang bewahrt. Fast scheint es, als hätte sich das neogeometrische Formenvokabular aus dem zweidimensionalen bildnerischen Zusammenhang gelöst und als Objekte verselbstständigt, die den gewohnten Platz im räumlichen Gefüge verlassen und die Wände in unterschiedlichen Höhen bespielen. Es gelingt ihr, Gattungen wie Malerei, Skulptur und Architektur zu überspielen und mit dreidimensionalen Bildobjekten und wie Zeichnungen im Raum wirkenden Skulpturen auf die produktive Lücke zwischen Bildhaften und Objekthaften zu verweisen. Eine Lücke im humorvollen Mix aus Minimal und Pop, aus Abstraktion und Figuration, die durch die subjektive Interpretationsleistung der Rezipienten geschlossen werden will.

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