Galerie am Stein

Stift Reichersberg, 4981 Reichersberg am Inn 1
Österreich

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Donnerstag - Freitag: 16 - 19 Uhr
Samstag: 10 - 12 Uhr
und nach Vereinbarung

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Ihr empfangt also das Gefühl von den Gegenständen,
und tragt es nicht in dieselben hinein …

aus »Der Nachsommer« von Adalbert Stifter

"Mühl" ist der Titel einer Serie von 44 Fotografien, die von 2014 bis 2019 ist in der Herkunftsgegend von Bernhard Fuchs entstanden ist und 2020 in dem gleichnamigen Buch veröffentlicht wurde.

Die Arbeiten dieser Serie sind Bilder, die sich mit den prägenden Elementen der Gegend, dem Wasser, den Steinen, dem Holz und dem Himmel, beschäftigen. Auf langen Spaziergängen, die er dort regelmäßig unternimmt, entstanden Bilder von Details der Natur. Durch das Herantreten an diese Motive versucht er sich diese Elemente visuell eigen zu machen. Es ist ein Abgleich einer inneren Emotionalität mit dem Gesehenen. Der Ursprung ist die Erfahrung, wie erst das Vertraute es vermag, sich unerwartet in etwas Fremdes und Unergründliches zu verwandeln. Aus einem solchen Moment einer rätselhaften Ergriffenheit heraus folgt dann ein Reflektieren und Arbeiten am Bild. So bekommt durch seinen intensiven Blick das oft Unscheinbare und Kleine Gewicht und Resonanz.

Waren die bisherigen Landschaftsbilder von Bernhard Fuchs zumeist von weiten Überblicken bestimmt, die die Bewegung des Bodens und die blockhaften Waldflächen aufnahmen, so berichten die Fotografien dieser Serie von einer außerordentlichen Konzentration. Es geht um Ausschnitte,
Details, um einzelne Dinge der Natur: Felssteine, Bäume, Wasserläufe oder Zweige im Gegenlicht. Als Betrachter beobachten wir eine Einführung des Blicks, die uns ganz nah an die äußere Welt heranrücken lässt. Diese Nähe aber lässt die Dinge zugleich fremd und unergründlich werden. Es eröffnet sich durch sie ein innerer Raum, in dem wir uns selbst zu begegnen scheinen. Die alltägliche Wahrnehmung, die manchmal nicht wirklich versteht, was sie >sieht<, wird plötzlich licht und transparent, weil nicht wir unsere Bedeutung über die Dinge legen, sondern die Dinge selbst zu sprechen beginnen. Fuchs beschreibt diese Erfahrung so: »...oft schenkt während meiner Wanderungen das Betrachten und Erklettern eines Steinblocks dem Denken einen heilsamen Widerstand, weil in seiner Stärke und seiner Ruhe eine Art >ewige< Dunkelheit verborgen bleibt.« Der Stille und Vorbehaltlosigkeit von Fuchs´ Blick antwortet die Natur mit einer besonderen Intensität. Jeder Punkt dieser Bilder erscheint lebendig, von Notwendigkeit getränkt. Hier ist ein Fotograf bei der Arbeit, der sich den Erscheinungen hingibt, dessen Bilder durch tatsächliche Erfahrung gedeckt sind. Nichts wird gesagt, das nicht aus gewusst ist. Von der Sphäre des Interessanten, mithin vom Zeitgeist, ist vielleicht kein anderer Fotograf heute weiter entfernt als Bernhard Fuchs. Dafür bieten seine Bilder die unabweisbare Evidenz eines sich selbst nährenden Lebenskreislaufs, dem nichts verloren geht. In in ihrer Ruhe, ihrer Verschwiegenheit und Geduld sind seine Bilder schön wie die Natur selbst. Sie erinnern uns, dass Tag und Naht, Sommer und Winter immer bleiben werden. Sie werben für ein Weltvertrauen, und zugleich vermögen sie es, dieses Vertrauen zu schaffen.

Bernhard Fuchs, geb. 1971 in Haslach a. d. Mühl, lebt in Düsseldorf

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