Studio Diary - Suse Krawagna

Trotz Shut Down – Kunst wird produziert, ob in den städtischen Ateliers oder auf dem Land, wohin einige der Künstlerinnen und Künstler sich zurückgezogen haben. Wir haben sie um Einblicke aus den Ateliers und Notizen zu dieser Zeit gebeten.


Suse Krawagna geht von den Dingen der sichtbaren Realität aus, vor allem von räumlichen Strukturen und architektonischen Motiven. Doch bildet die Realität keine konkrete Vorlage, sondern dient als Referenz. Die Funktionen der visuellen Bezugsquellen sind nicht mehr von Bedeutung und lediglich ein Einstieg in die Malerei. Simple Formen aus einer uns umgebenden Alltagswelt werden in eine abstrakte übersetzt und bilden Assoziationsketten, um räumliche Beziehungen, Verflechtungen oder formale Strukturen auf der Leinwand zu entwerfen. Der außerbildliche Bezug ist in der Folge nicht mehr erkennbar und auch nicht von Belang.
 

So setzen auch die aktuellen Arbeiten, die Suse Krawagna in ihrem Atelier in der Wiener Leopoldstadt derzeit beschäftigen, an die vorangegangene Bildkonzeption der geschwungenen Linien an.

Silvie Aigner

Ein wichtiger Aspekt in den Arbeiten der Künstlerin ist die Serialität. So arbeitet sie oft mehrere Jahre an einem Thema und untersucht innerhalb der Werkserie die Möglichkeiten der Variabilität der von ihr gewählten Farbkonstellationen. Im Rahmen der von Suse Krawagna selbst gesetzten farblichen wie formalen Bandbreite wird das Motiv von Bild zu Bild leicht verändert. Aus dem Einzelbild entwickelt sich solcherart eine zusammenhängende Werkserie, die ein und dasselbe Motiv in Form einer selbstreferenziellen Befragung der Malerei verhandelt. Aus der aktuellen Arbeit resultieren die Fragestellungen an das jeweils folgende, und erschließt eine Werkserie formale Ansätze für die kommende. So setzen auch die aktuellen Arbeiten, die Suse Krawagna in ihrem Atelier in der Wiener Leopoldstadt derzeit beschäftigen, an die vorangegangene Bildkonzeption der geschwungenen Linien an. Waren diese sehr markant mit schwarzem Marker über die Leinwand gezogen und zuweilen mit pinken und brauen Linien in Kontrast gesetzt, so dominiert nun ein weicherer, malerischer Farbauftrag und eine gänzlich neue räumliche Bildauffassung.

Atelierfoto: Suse Krawagna

Atelierfoto: Suse Krawagna

Auch bei den Linienkonstellationen entwickelte sich durch das Spiel zwischen Linie und Fläche ein Bildraum, doch gibt Suse Krawagna mit dem Setzen von horizontalen Linien in Form eines Rechteckes ein neues Format vor, in dem sich die Linien formieren. Durch die Überlagerung wird ein neuer Raum geschaffen. Die Linien, die diese horizontalen Schichten, die das Rechteck formen, vertikal durchziehen, sind nicht mehr mit dem Marker gesetzt, sondern mit Kreide und scheinen sich den horizontalen Farbstreifen nahezu unterzuordnen. Diese Zurücknahme der schwarzen Linien, die sich markant, dynamisch mit großem Schwung durch die helle Leinwand zogen, manifestierte sich bereits in den Bildern, die in der von Stefan Rothleitner kuratierten Ausstellung „Das ist kein Musenkuss, Liebster“ im Auktionshaus im Kinsky im Herbst 2019 präsentiert wurden. „Die Linienbilder waren strenger und der Kontrast des Markers zum hellen Bildgrund markant. Das habe ich begonnen aufzulösen, auch aus dem Bedürfnis nach mehr Farbigkeit heraus. Aber dennoch habe ich einiges aus der vorhergehenden Serie mitgenommen, auch wenn etwa durch die schwarzen Rechteckformen nicht gleich sichtbar ist. Doch die Linien wurden beibehalten. Was jedoch anders ist: Die Bilder sind wesentlich farbiger. Auch wenn zuweilen die Farbe Schwarz wieder dominiert, sind sie für meine Begriffe sogar richtig bunt!“, so Suse Krawagna. 

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Atelierfoto: Suse Krawagna

Atelierfoto: Suse Krawagna

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