Kooperationsausstellung zs art Galerie und Suppan Fine Arts

Hildegard Joos | Roland Goeschl

Der ehemalige Schauraum von Tesla hat sich mittlerweile als Kunstort etabliert. Den Anfang machte die Galerie Martin Janda, die bereits mehrere Gruppenausstellungen gezeigt hat. Aber auch Einzelausstellungen, wie jene von Christian Hutzinger oder Dialogausstellungen, wie zuletzt Jakob Kirchmayer und Merlin Kratky waren zu sehen. Diesmal haben sich die beiden Galerien zs art und Suppan Fine Arts zusammengetan und eine gelungene und sehenswerte Ausstellung mit Werken von Hildegard Joos und Roland Goeschl zusammengestellt.


Nicht nur, dass es schön ist, Arbeiten dieser beiden wichtigen Vertreter der Konkreten Kunst in Wien zu sehen, die Ausstellung scheint auch wie maßgeschneidert in den Raum zu passen. Interessant ist die Gegenüberstellung auch formal und beide Werkkomplexe unterstützen einander in ihrer Wirkung und zeigen zugleich auch auf wie vielfältig und individuell die Umsetzung des konkreten Formvokabulars sein kann  – und dass die Farbe dabei eine nicht unerhebliche Rolle spielt.

Ausstellungsansicht, Roland Goeschl und Hildegard Joos, Suppan Fine Arts und zs art Galerie © Foto: Sebastian Suppan 

Roland Goeschl (1932–2016) ist einer der prägendsten österreichischen Bildhauer Österreichs. Ende der 1950er-Jahre aus der Wotruba-Schule kommend, (er war Assistent bei Fritz Wotruba) in der der Stein als das ultimative Material der Bildhauerei galt, experimentiert bereits früh mit anderen Werkstoffen und eine neue Formensprache in der Skulptur. Den entscheidenden Impuls für sein markantes Werk erhielt er während eines Atelierstipendiums am Royal College of Art in London. „Ich habe während meines Aufenthaltes in London Anfang der 60er Jahre miterlebt, wie die Kunstrichtungen Pop Art und Op Art groß im Kommen waren, damals in Österreich noch unbekannte Phänomene, neue Materialien, ein neues Verständnis für die Skulptur, eine Entwicklung in den Raum hinein. Entscheidend für meine weitere Kunstentwicklung war das Experimentieren mit Farbe. Darin sah ich die Zukunft. Über die festgefügte Form hinaus zu einer in den Raum gestalteten Skulptur.“, so Goeschl in einem Gespräch, 2007 in seinem Atelier in seinem Atelier im Wiener Prater. Durch sein Studium in London lernte er Arbeiten des britischen Bildhauers Hubert Dalwood kennen sowie Werke des Belgiers Georges Vantongerloo, die damals in einer retrospektiven Ausstellung in der Marlborough Gallery gezeigt wurden. Die Auseinandersetzung mit deren Farbskulpturen waren entscheidend für seinen weiteren künstlerischen Weg. Zurück in Österreich begann er daher die Farbe in die Plastik einzubringen. Was damals, so der Künstler „beinahe einem Sakrileg gleichkam. Wotruba sprach von einem Farbwahn, als er in mein Atelier kam.“ In der Folge sollte Goeschl –  mit seinen Konzepten zur Skulptur und zum Raum – die weitere Entwicklung der zeitgenössischen Skulptur in Österreich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entscheidend mitgestalten.

Andrea Zehetbauer hat für die Ausstellung Werke ausgewählt die diese Auseinandersetzung mit Farbe, Material und Raum anschaulich machen. Besonders deutlich wird dies auch in der Gegenüberstellung von Bronzeguss und farbiger Skulptur.

Sebastian Suppan konzentrierte sich in der Auswahl der Bilder von Hildegard Joos (1909–2005) auf den Werkzyklus der „Narrativen Geometrismen“. Das ist insbesondere interessant, da hier ein geometrisches Formenvokabular aufgebaut wird, das in den Bildern variantenreich zum Einsatz kommt und dennoch jedes Bild einen vollkommen singulären Farbaufbau und Bildkonzeption hat. Hildegard Joos beschäftigt sich nach figurativen Anfängen seit den 1950er-Jahren mit einem streng geometrischen Formenvokabular. Hildegard Joos zählt zu den wichtigsten frühen Vertreterinnen der konkreten Tendenzen in Österreich. Bemerkenswert ist auch, dass Hildegard Joos seit den 1950er-Jahren Mitglied der Secession, 1962 als erste Frau ebendort eine Einzelausstellung erhielt.

Ausstellungsansicht, Roland Goeschl und Hildegard Joos, Suppan Fine Arts und zs art Galerie © Foto: Sebastian Suppan 

Wie viele Künstler in den Nachkriegsjahren zog es auch Hildegard Joos in den 1950er-Jahren nach Paris. Die Begegnung in Frankreich mit dem Genfer Philosophen und Kritiker Harold Joos, einem Bewunderer der abstrakten Kunst, der Geometrie und Mathematik, bezeichnet die Malerin als „die große Zäsur in meinem Leben“. Harold Joos wurde ihr Lebengefährte und künstlerischer Wegbegleiter. 1959 unterhielten sie gemeinsam ein Atelier in Paris und verkehrten im Salon der Pariser Konstruktivisten „Réalites Nouvelles“. Gemeinsam entwickelten sie die „Narrativen Geometrismen“ und ab 1992 die sogenannte „Raumnarrative“,  die Mal- und Farbenlust mit streng geometrischen Formen vereinen und zeigen, wie über Ordnungen, Symmetrien und Rhythmen Variationen erzielt werden können. Durch die Vielzahl an qualitativen Bildern in der Ausstellung wird deutlich wie sehr die beiden scheinbaren Gegensätze: formale Strenge der geometrischen Formen und malerischer Duktus in den Bildern von Hildegard und Harold Joos einen faszinierenden Dialog eingehen. 2014 widmete das Künstlerhaus Hildegard Joos eine Einzelausstellung und schrieb über die Künstlerin:  „Das Werk von Hildegard Joos markiert eine Schnittstelle in der Tradition der geometrisch-konstruktiven Abstraktion und dem Malereidiskurs der Gegenwart“. Ein interessanter Aspekt.

Hochhaus Herrengasse

Geschäftslokal Wallnergasse/Fahnenstraße, 1010 Wien
Österreich

 

Öffnungszeiten: 

MO - FR 12.00 bis 18.00 Uhr

SA 12.00 bis 15.00 Uhr

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