KUNSTFORUM WIEN

FASZINATION JAPAN – VOM FREMDEN ZUM NEUEN

Alfred Stevens, Die japanische Pariserin, 1872, Öl auf Leinwand, 150 x 105 cm, Musée des Beaux-Arts de La Boverie, Lüttich © Musée des Beaux-Arts de La Boverie, Lüttich

Die Öffnung der japanischen Häfen für den Handel mit Europa und die Weltausstellungen in Paris und Wien bahnten japanischen Holzschnittarbeiten, Mangas und Ukiyo-e den Weg nach Europa. Die Leere und Schlichtheit, die das westliche Auge an der japanischen Kunst so bewundert, prägte viele Generationen europäischer Maler und Architekten – von Monet bis hin zur Wiener Moderne. Eine Ausstellung im Kunstforum Wien zeichnet in einer sehenswerten und inhaltlich wie hinsichtlich der Auswahl der Exponate fein kuratierten Ausstellung den Einfluss der Japonika auf die Malerei der europäischen Moderne nach. Ergänzt durch drei Teesalons österreichischer Künstlerinnen.


Die 36 Ansichten des Berges Fuji von Katsushika Hokusai und die Landschaftskompositionen des Utagawa Hiroshige sind die herausragendsten Beispiele des japanischen Farbholzschnitts am Ende der Edo-Zeit (1603 – 1868), die sich in den Kunstsammlungen von Van Gogh, Degas, Monet, Gauguin, Gustav Klimt oder den Künstlern des „Blauen Reiters“ finden und deren Werke sie nachweisbar beeinflusst haben.

Anekdoten ranken sich um die Geburtsstunde des Japonismus in Europa. So soll Monet schon um 1860 eine Gewürzsendung erhalten haben, die in eine japanische Druckgrafik eingepackt war. Ähnliches erzählt man über den Grafiker und Sammler Felix Bracquemond, der in der Druckerei eines Freundes per Zufall auf ein Manga-Mallehrbuch von Hokusai stieß, das dort zum Ausstopfen einer Sendung von Keramiken diente.

Katsushika Hokusai, Seltene Ansichten berühmter Brücken in verschiedenen Provinzen: Die achtteilige Brücke bei Mikawa, um 1831/32, Farbholzschnitt, 23 x 34,5 cm © Privatsammlung, Wien

Es war die Zeit um 1900, als die Künstler neue Ausdrucksformen suchten, die von den Traditionen der Akademien und Salons gelöst waren.

Evelyn Benesch

Sei es wie immer, das Feuer war entfacht und „die Faszination für die fernöstliche Ästhetik, die unkonventionellen Sichtweisen, die Sprünge in den Perspektiven, die beschnittenen Figuren und die gekappten Motive, aber auch für die leeren Flächen in den Bildern war groß“, wie die Kuratorin der Ausstellung im Kunstforum, Evelyn Benesch, erzählt.

Die intensive Beschäftigung mit dem Werk von Henri Toulouse-Lautrec anlässlich einer Ausstellung im Jahr 2014 hat den Anstoß gegeben, dem Japonismus eine ganze Ausstellung zu widmen, war doch auch er unzweifelhaft davon inspiriert. Zusätzlich dazu befasst sich Benesch mit Pierre Bonnard, dem französischen Maler des Post-Impressionismus, über den sie in Kooperation mit der Tate Modern in London eine Ausstellung für das Kunstforum vorbereitet.

Claude Monet, Angler auf der Seine bei Poissy, 1882, Öl auf Leinwand, 59,8 x 81,7 cm, Belvedere, Wien © Belvedere, Wien, Foto: Johannes Stoll

Claude Monet, Angler auf der Seine bei Poissy, 1882, Öl auf Leinwand, 59,8 x 81,7 cm, Belvedere, Wien © Belvedere, Wien, Foto: Johannes Stoll

Bonnard, ein Vertreter der Künstlergruppe Nabis, welche die Kunst zur Dekoration und zum Kunstgewerbe hin öffnen wollte, war laut Benesch ebenfalls „ein großer Japonist“. „Es war die Zeit um 1900, als die Künstler neue Ausdrucksformen suchten, die von den Traditionen der Akademien und Salons gelöst waren“, erklärt sie, und diese Sehnsucht wurde von der Ästhetik der japanischen Holzschnitte beflügelt.

Die Faszination für die fernöstliche Ästhetik, die unkonventionellen Sichtweisen, die Sprünge in den Perspektiven, die beschnittenen Figuren und die gekappten Motive, aber auch für die leeren Flächen in den Bildern war groß.

Evelyn Benesch

Stephanie Pflaum, Teesalon, Ausstellungsansicht Kunstforum Wien, 2018 (© Kunstforum Wien)

„Vom Fremden zum Neuen“ wäre für Benesch folgerichtig auch ein möglicher Titel der Ausstellung gewesen. Japonika konnte man seit den 1860er-Jahren in Paris in spezialisierten Geschäften erwerben, spätestens seit den 1890er-Jahren aber auch in großen Kaufhäusern. Erste Sammler waren Claude Monet, Edgar Degas, Edouard Manet und vor allem die Brüder Vincent und Theo van Gogh, aber auch die Künstler der Nabis, wie Pierre Bonnard, Maurice Denis oder Edouard Vuillard.

Bank Austria Kunstforum

Freyung 8, 1010 Wien
Österreich

Faszination Japan

Monet · Van Gogh · Klimt

10.10.2018 – 20.1.2019

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