CRONE, 2018, Messestand E20/F21, Vienna Contemporary | Foto: kunst-dokumentation.com

Die viennacontemporary schloss am Sonntag erfolgreich mit einem neuen Besucherrekord. Mit 30.863 Besuchern an der Vernissage und den folgenden vier Messetagen konnte die viennacontemporary die Zahlen des letzten Jahres übertreffen. Mit knapp 120 Galerien hat sie sich erfolgreich als Boutique-Messe positioniert.


Wenngleich dieses Jahr zeitgleich die art berlin stattfand und diese Überschneidung einige deutsche Galerien vermissen ließ. Die Terminknappheit der Location Flughafen Tempelhof, wohin die Messe vom Berliner Gleisdreieck zog, war schuld, so die Veranstalter der Berliner Messe, das diese diesmal auf Ende September rutschte.

Im kommenden Jahr ist der gewohnte Termin Mitte September bereits bestätigt. Doch trotz der Überschneidung wurden von einige Sammlern beide Messen besucht. In Wien treffe man definitiv internationalere Käufer als in Berlin, berichten einige Galeristen und vielfach wurde diesmal von vielen neuen Kontakten gesprochen, die man in Wien machen könnte. In diesem Jahr gilt das auch für die österreichischen Teilnehmer, die dies als einen positiven Effekt der diesjährigen Messe mehrfach betonten.

Andernorts beklagt man die mangelnde Medienpräsenz in den deutschen Medien, deren Berichterstattung auf den stets kargen Kunstseiten in den Tageszeitungen zugunsten der art berlin ausging. Dafür konnte man einige andere internationale Medien gewinnen, wie die New York Times, Monopol, artribune, und italienische Onlineportale. Das Setting der Messe, die Betreuung im Vorfeld, der Standbau wird gelobt und die hohe Qualität der Messe in der Marx-Halle hervorgehoben. Dazu tragen die Galerien bei, die mit wenigen Ausnahmen hohe Qualität zeigten.

Wien ist definitiv ein Ort, der vieles zu bieten hat und vor allem das umfangreiche VIP-Programm geschätzt. „Die Sammler verbinden mit Wien ein positives Besuchserlebnis“ ist Christina Steinbrecher-Pfandt überzeugt. „In Wien kann in kurzer Zeit hohe Qualität gesehen werden und das in kurzen Distanzen. Die Stadt überzeugt mit ihrem vielfältigen Angebot“.

Mit dem Standort Wien als Gesamtpaket konnte die Messe sich in den letzten Jahren bei einigen Sammlern als Fixpunkt etablieren, die auch dieses Jahr wiederkamen und kauften, wie Marietta Budiner, die dieses Jahr in der ZONE1 fündig wurde. „In Wien sieht mit man völlig andere Kunst und es herrscht ein ganz anderer Anspruch“, so die Sammlerin.


Zufriedene Galeristen

Insgesamt zeigten sich die Galeristen mit den diesjährigen Verkäufen sehr zufrieden. Auch Arne Ehmann, Direktor des Salzburger Galerie des internationalen Players Thaddaeus Ropac attestierte im „Handelsblatt“ der Messe ein gutes Profil: „Wir zeigen hier das gleiche Programm wie auf der Art Basel oder Frieze von Georg Baselitz über Tony Cragg bis Imran Qureshi, nur nicht in der Menge“, erläutert er seine Strategie. „Wir nehmen den Standort durchaus ernst.“ Das zahlt sich aus: „Wir haben schon gut verkauft, ein Gemälde von Daniel Richter nach Südfrankreich, und bei einem weiteren gibt es zum Preis von 275.000 Euro eine Reservierung von einer tschechischen Privatsammlung. Genau diesen östlichen Raum wollen wir erreichen, und das geht nirgendwo so gut wie hier.“

Anne Speier, 2018, Galerie Meyer Kainer, Messestand F12 (ZONE1), Vienna Contemporary | Foto: kunst-dokumentation.com

Anne Speier, 2018, Galerie Meyer Kainer, Messestand F12 (ZONE1), Vienna Contemporary | Foto: kunst-dokumentation.com

Wir nehmen den Standort durchaus ernst.

Arne Ehmann, Direktor Galerie Thaddaeus Ropac, Salzburg

Die Achse Osteuropa ist nach wie vor ein USP der Messe und wird von vielen Sammlern aber auch Galeristen geschätzt. Die Spanne der Länder, die vertreten sind, ist breit gefächert und reicht von Russland, Serbien, Ungarn, Kroatien bis nach Rumänien. Auch Galerien aus dem westlichen Ländern zeigen Kunst aus Osteuropa wie die RCM Galerie aus Paris, der erfolgreich den polnischen Künstler präsentierte und Nachfragen von Museen und Privatsammlern bekam.

Die spezielle Ausrichtung der Wiener war auch für den Kölner Galeristen Martin Kudlek ein Grund für die Entscheidung nach Wien zu kommen. Mit Szabolcs Veres zeigte er einen jungen rumänischen Maler, dessen klein- bis mittelformatigen Gemälde in der Tradition der rumänischen Malerei aus Cluj (Klausenburg) stehen und mit Preisen zwischen 2500 und 5000 Euro erschwinglich sind. Bei der Eröffnung hat er bereits an Sammler aus Köln verkauft.


Verkäufe

Die Züricher Galerie annex14 zeigte interessante Arbeiten des tschechischen Künstlers Pavel Büchler, der heute in Manchester lebt und des Polen Michael Budny. Aber vor allem das Segment an Werke der 60er- und 70er-Jahre ist hier gut vertreten und erstaunlich günstig, wie die Monotypien des Rumänen Roman Cotosmans aus den 60er-Jahren um 3000 Euro oder großformatige Zeichnungen von 1974 um 5000 Euro.

Auch Martin Janda zeigte mit dem 2016 verstorbenen Künstler Mladen Stilinovic Konzeptkunst aus Kroatien, und konnte diese an eine Schweizer Privatsammlung vermitteln. Ebenso die Galerie Emanuel Layr, die Werke des 2015 verstorbenen Slowaken Stano Filko – eine historische Position von aktueller formaler Präsenz – zusammen mit junger Gegenwartskunst zeigte.

Auch andere Galerien wie Viltin Galéria (Budapest) oder pop/off/art gallery (Moskau) waren erfolgreich. So verkaufte Viltin erfolgreich György Gáspár (zwei Arbeiten zu je 3.300 € und zwei Arbeiten zu je 5.500 €). Die pop/off/art gallery gab zwölf Werke der Künstlerin Natasha Tarr zu Preisen zwischen 500 € und 2.500 € und jeweils eine Arbeit von Olga Oleg Tatarintsev (3.500 €) und Igor Chelkovsky (12.000 €) ab. Den größten Ankauf machte das MOCAK Museum of Contemporary Art in Krakau, das bei Zilberman Gallery (Berlin/Istanbul) eine Arbeit von Simon Wachsmuth um 60.000 Euro einkaufte.

Ebenso die Collection Deutsche Telekom, die auch Teile ihrer Sammlung auf der viennacontemporary präsentierte und die zentrale Installation des Bulgarischen Künstlers Luchezar Boyadjiev bei SARIEV Contemporary (Plovdiv), neben Werken des Riga-Biennale Teilnehmers Paulis Liepa bei Maksla XO (Riga) und der in Russland geborenen Künstlerin Sasha Auerbakh bei :BARIL (Cluj) kaufte.

Sepp Auer & Toni Schmale, 2018, Christine König Galerie, Messestand A09, Vienna Contemporary 

Sepp Auer & Toni Schmale, 2018, Christine König Galerie, Messestand A09, Vienna Contemporary 


Weitere Highlights

Aber auch abseits des Osteuropa-Schwerpunktes waren viele Highlights zu entdecken. Zu erwähnen mit Sicherheit auch der Stand der Galerie Georg Kargl, gelungen und interessant zusammengestellt von der Künstlerin Inés Lombardi, die damit einmal mehr dokumentiert, dass sie die Galerie und wie sie erzählt auch noch einige angefangene Projekte ihres ehemaligen Lebenspartners weiterführen möchte.

Galerie Crone zeigte ein umfassendes Portfolio ihres Galerieprogramms unter anderem mit Arbeiten von Constantin Luser, Antony Valerian, Rudolf Polanszky, Andreas Straub und Peter Miller. Galerist Markus Peichl, der auch auf der Art Berlin vertreten ist, attestiert der Wiener Messe eine hohe Qualität: „Ich verkaufe hier genauso gut wie in Berlin, die Messe in Wien ist jedoch vom gesamten Setting her professioneller“, so Peichl, der auch mit seinem temporären Galerieraum „Crone Side“ am Tempelhofer Damm, den er im Rahmen der Berliner Art Week eröffnete, höchst erfolgreich war. „Galerien können heute nicht mehr nur auf Messen setzen“, ist er überzeugt, „es bedarf stets innovativer neuer Formate um präsent zu sein.“

Ich verkaufe hier genauso gut wie in Berlin, die Messe in Wien ist jedoch vom gesamten Setting her professioneller

Markus Peichl, Galerie CRONE

Auch Jochen Hempel aus Berlin und Leipzig leistet sich Stände an beiden Orten. „Wir wollten in Wien die Kontinuität wahren und können auf Berlin nicht verzichten“, so der Galerist. Er konnte unter anderem Werke von Theun Govers (1.500 bis 3.500 €) und Sven Kroner (15.000 bis 20.000 €) verkaufen. Neu auf der Messe war die Salzburger Galerie Weihergut, die vor allem mit Soli Kiani eine interessante Position präsentierte.

 

Gelungen war auch die Gegenüberstellungen in der Galerie Christine König, die zeigte, dass sich die junge Generation von ihren ehemaligen Professoren längst emanzipiert hat. Darunter Johanna Kandl mit Olivia Kaiser und Monika Bonvicini im Dialog mit Toni Schmale. Sehenswert auch die neuen Arbeiten von Natalia Zaluska, die durch eine art residency in Mallorca farblich geprägt waren, ebenso die installative Wandarbeit des Künstlerduos Fulterer/Scherer.

KOW punktete mit den Arbeiten von Franz Erhard Walther aber auch annex14 zeigte mit den britischen Künstler Simon Callery ein Highlight der Messe oder die junge Objektkünstlerin Melanie Ender bei unttld contemporary, die wir sicher im Auge behalten ebenso wie den heute in Berliner lebenden Künstler Olaf Holzapfel bei Galerie Gebr. Lehmann, Dresden. Ebenfalls überzeugte Doris Ghetta mit starken Skulpturen von Sophie Hirsch.

Galerie Thaddaeus Ropac, 2018, Messestand B24/B25, Vienna Contemporary | Foto: kunst-dokumentation.com

Galerie Thaddaeus Ropac, 2018, Messestand B24/B25, Vienna Contemporary | Foto: kunst-dokumentation.com

Das Medium Malerei hatte ebenfalls eine große Präsenz und traf auf ein interessiertes Sammlerpublikum. Neue Arbeiten von Erwin Bohatsch waren ebenso zu sehen wie Neues von Herbert Brandl bei Rosemarie Schwarzwälder, ebenso Hannes Mlenek, Xenia Hausner und Richard Kaplenig bei Lukas Feichtner. Kaplenig konnte drei Arbeiten in einer wichtigen Privatsammlungen platzieren und auch Hannes Mlenek und Xenia Hausner stießen auf rege Nachfrage.

Die Galerie Nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder verkaufte zwei Bildern von Herbert Brandl, neben Werken von Sonja Leimer, Luisa Kasalicky und einem „Kitchen Piece“ von Karin Sander. Die Galerie Weihergut traf mit Gemälden des deutschen Künstlers Carsten Fock das Interesse der Sammler. Auch die in der Leipziger Galerie ASPN setzte erfolgreich auf Malerei präsentierte die Leipziger Künstlerin Franziska Holstein und den in Berlin lebenden Matthias Reinmuth in einer gelungenen Gegenüberstellung.


Junge Generation – kuratierte Formate

Einmal mehr ist die Messe neben etablierten Positionen auch ein Ort eine jüngere Generation zu entdecken. Vor allem die ZONE1 erwies sich dieses Jahr erneut zu einem Blickpunkt. Die Standlösung mit den gegenüberliegenden Booths war dabei eine gelungene Änderung. Nana Mandl bei Lisa Kandlhofer wurde mit dem heuer zum erstmals vergebene Preis Bildrecht Solo Award, der mit 4.000 Euro dotiert ist ausgezeichnet. Vor allem diese kuratierten Formate wie ZONE1 oder Explorations machen diese Messe in Wien interessant und bieten die Möglichkeit auch eine innovativere Standgestaltung zu sehen.

Die ZONE1 fand regen Zuspruch auch bei den Sammlern, so konnte Galerie Hubert Winter zwei Arbeiten von James Lewis in der Sammlung der Wiener Städtischen platzieren und auch die anderen Teilnehmer wie etwa Zeller van Almsick zeigten sich mit dem Verkauf mehr als zufrieden. Aber auch außerhalb der ZONE1 setzen einige Galerien auf Solostände wie Krobath mit Esther Stocker oder Beck & Eggeling mit Tamara K.E. oder auch Philipp von Rosen aus Köln.Insgesamt war ob der guten Verkäufe die Wiener Messe erfolgreich, obwohl sich unter den Galerien auch stets Verbesserungswünsche auftun.


Zukunftsperspektive

Dass man in Wien gekommen ist um zu bleiben, bestätigen Renger van den Heuvel und auch der Dmitry Aksenov, Vorsitzender der viennacontemporary. „Unsere Ziele für die Zukunft sind gesetzt. Mit der Zusage, die viennacontemporary auch in den kommenden zehn Jahren in der Marx Halle veranstalten zu können, werden wir unsere Erfolgsgeschichte an diesem Ort fortschreiben und die Internationalisierung der Kunstmesse vorantreiben“, so Renger van den Heuvel, Geschäftsführer viennacontemporary.

„Dieser Erfolg zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, ist auch Aksenov überzeugt. Für die Zukunft wollen wir viennacontemporary noch stärker als Ausgangspunkt für spannende Aktivitäten im Kulturbereich nützen, damit Wien langfristig zu einem jährlichen Fixpunkt für die zeitgenössische Kulturbranche wird“. Christina Steinbrecher-Pfandt, die aus familiären Gründen nach San Francisco geht, steht der Messe, die sie nachhaltig geprägt hat, als künstlerische Leiterin nicht mehr zur Verfügung.

Dieser Erfolg zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Dmitry Aksenov, Vorsitzender der viennacontemporary

Die neue Leitung, die Ende des Jahres feststehen soll, erwartet gleichwohl eine schwierige Aufgabe. Es gilt das Niveau zu halten und angesichts der immer größeren Konkurrenz an Messen auszubauen. Ebenso ein Faktum ist, dass die private Messe von der Stadt Wien eher stiefmütterlich behandelt wird. Dabei ist sie als Standortfaktor für die Kunstszene kaum zu unterschätzen. Zusammen mit dem Festival „curated by“, dass parallel auswärtige Kuratoren in die Galerien holt, ist die Messe ein wesentlicher Anlass im Jahr, zu dem internationale Sammler in größerer Zahl nach Wien kommen.

Was auffällt sind die insgesamt moderaten Preise – und das betrifft nicht nur die junge Kunst, sondern auch etablierte Positionen einer mittleren Generation, die bereits international reüssierten und deren Qualität außer Frage steht, wie Sepp Auer (Galerie Christine König) oder Rudolf Polanszky (Galerie Konzett, Galerie Crone). Es überrascht nicht, dass die große Arbeit bei Philipp Konzett von 1998 um 11.000 Euro das Interesse weckte. Allein durch Polanszkys Ausstellung in der Secession und den aktuell von Konzett herausgegebenen Werkbuch des Künstlers steigt die Nachfrage, so der Galerist – auch von Institutionen. Zeit selbstbewusst auch in der Preisgestaltung sich an das internationale Publikum anzupassen?

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