300. Jubiläumsauktion im Auktionshaus Dr. Fischer

Am 09.März 2024 im Auktionshaus Dr. Fischer die 300. Jubiläumsauktion statt. Wir freuen uns Ihnen einige Highlights aus den 300 erlesenen Objekten präsentieren zu dürfen. Die Vorbesichtigung ist von Sonntag, 03.März bis Freitag, 08.März in Heilbronn möglich. Alle Objekte finden Sie hier.


Über 120 Lots umfasst die Glasofferte aller Epochen – vom Glas des 16.-19. Jahrhunderts über Jugendstil bis hin zum Modernen Glas und Studioglas.  Ein besonders schönes Beispiel im Bereich Schnittglas ist  ein bedeutender Planeten-Deckelpokal zur Hochzeit von  Kurprinz Friedrich August und Maria Josepha aus der Dresdner Hütte von 1719. (Kat.Nr. 28)

Der Pokal zählt zu den s.g. Gesundheitsgläsern, die im 18. Jahrhundert an den fürstlichen Tafeln nach einem Vivat ("Gesundheit") von Gast zu Gast weitergereicht wurden. Als Vorlage für den Schnittdekor dienten die von Johann Sadeler I. Ende des 16. Jahrhunderts gedruckten Kupferstiche nach den Gemälden von Maarten de Vos. Die Planetenserie umfasste die Darstellungen der sieben Planeten nach dem ptolemäischen Weltbild. Der Sohn August des Starken, Kurprinz Friedrich August II., heiratete 1719 Maria Josepha, die Tochter von Kaiser Joseph I. Im September 1719 waren die sieben Planetenfeste in Dresden die Hochzeitsfeierlichkeiten für das Brautpaar. Beim Abschlussbankett wurde dem König als Gastgeber ein großer Deckelpokal zugereicht. Das Gesundheitsglas wurde weitergereicht und machte so eine Runde. Der Kurprinz wurde 1721 vom Onkel seiner Gemahlin, Kaiser Karl VI, als 630. Ritter in den Habsburger Zweig des Orden vom Goldenen Vlies aufgenommen.

Beim besonders hochwertigem Angebot des Jugendstil-Glases ist eine sehr schöne Vase "opal Phänomen Gre 358" von Franz Hofstötter (Form- und Dekorentwurf), Loetz Witwe, Klostermühle, für die Weltausstellung in Paris 1900 erwähnenswert (Kat. Nr. 84). Die Form und der Dekor wurden für die Pariser Austellung im Jahre 1900 entworfen, dort wurde die Form auch mit gemaltem Dekor und Vergoldung gezeigt.  Über Franz Hofstötter gibt es bis auf sein Geburtsjahr und Ort (1871 in München) wenige bis gar keine überlieferten Grunddaten. Zum ersten Mal in Zusammenhang mit der Loetz'schen Glashütte wird Hofstötter mit der Pariser Weltausstellung im Jahre 1900 erwähnt. Wie genau der Konakt zwischen Hofstötter und Maximilian Spaun zustande kam, kann sich nicht gänzlich rekonstruieren. Für die Glashütte entwirft Franz Hofstötter die nächsten zwei Jahren wichtige Form- und Dekorentwürfe.

Beim Modernen Glas sticht die seltene Vase „Stellato a canne di murrina“ von Pollio Perelda (Entwurf) für Fratelli Toso, Murano, 1953 hervor. Die Vase ist ausgeführt von Meister Licio Zuffi und begeistert mit ihrem buntem, aufgeschmolzenem, sternförmigem Muster. (Kat. Nr. 92)

Kat.Nr. 28, Planeten-Deckelpokal © im Auktionshaus Dr. Fischer

Sehr reich bestückt ist in dieser Auktion die Sparte der Siebenbürgischen Kunst. Unter anderem kommen einige äußerst bedeutende Stücke aus der Silbersammlung Dr. Fischer zum Aufruf, eins der absoluten Highlights ist eine Deckelkanne aus Hermannstadt, um 1712/1713 und 1715-1720, ein einzigartiges Zusammenspiel  des Meisters Michael HOSSMANN, 1712-1734) und Meisters Sebastian HANN (1675-1713) mit Darstellung der Kampfszene zwischen David und Goliath vor dem israelitischem Heer. (Kat.Nr. 147) Der geschichtliche Hintergrund dieses Meisterwerks ist hochinteressant und im Katalog nachzulesen.

Kat.Nr. 147, Deckelkanne aus Hermannstadt © Auktionshaus Dr. Fischer

Des Weiteren besticht in der Sparte Schmuck und Edelsteine ein monumentales Nashorn aus Naturachat – eine beeindruckende Schöpfung von Christoph Schmitt. Das Rhinoceros, inspiriert von Albrecht Dürers Zeichnung, beeindruckt nicht nur durch seine detailreiche, äußerst fein gravierte vollplastische, präzise anatomische Darstellung des ledrigen Panzers, sondern auch durch seine imposanten Dimensionen. Mit einer Länge von 50 cm und einer Höhe von 34 cm ist es ein wahrhaft monumentales Kunstwerk. Die Skulptur wurde aus einem einzigen gigantischen Naturachatblock aus Brasilien geschaffen, was dem Rhinoceros nicht nur seine imposante Größe, sondern auch eine einzigartige Maserung und Farbgebung verleiht. Das ursprüngliche Gewicht des Rohsteins betrug stolze 85 kg, und nach intensiver Bearbeitung durch die geschickten Hände des Künstlers, wiegt das beeindruckende Kunstwerk immer noch beachtliche 30 kg. Die Skulptur ruht auf einem Sockel aus versteinertem Holz aus Brasilien.

Kat.Nr. 230, Nashorn aus Naturachat, Christoph Schmitt © Auktionshaus Dr. Fischer

Bei den Gemälden ist ein Werk des Tiroler Malers Leo Putz (1869-1940) hervorzuheben.  (Kat.Nr. 244) Er behandelte bekanntlich temperamentvoll Akte und das Licht der Pleinairmalerei, in der häufig die weibliche Akte variationsreich und anmutend dargestellt werden. Das angebotene Werk mit dem Titel "Venusberg Tannhäuser" von dem Tiroler Künstler legt dennoch ein für sich ungewöhnliches Sujet in außergewöhnlichem Malstil dar. Es handelt sich hierbei um die romantische Oper "Tannhäuser" (1845) von dem Komponist Richard Wagner (1813-1883), in der der Konflikt zwischen profaner und heiliger Liebe und die letztendliche Erlösung durch die große Liebe, ein gewöhnliches Leitmotiv des Komponisten, thematisiert wird. Dieses Gemälde Putz' kann als eine Wiedergabe der zweiten Szene des ersten Aktes betrachtet werden. Das bläuliche Mondlicht lässt die gesamte Darstellung in der Bildszene darin eingefärbt erscheinen. Die Lampions im Hintergrund erhellen das Innere der Grotte und kreieren ein karnevalsartiges Ambiente. Paradoxerweise erzeugt das ungewöhnliche Gemälde "Venusberg Tannhäuser" eine stark dramatisierende Melancholie, wodurch die Frauenakte von dem finsteren Männerakt abgewendet werden, während sie versuchen, ihn zu ergreifen. Die restlichen Figuren sind miteinander undefinierbar verwickelt und verworren und scheinen ihre individuelle Geschichte zu veranschaulichen.

Kat.Nr. 244, Leo Putz, Venusberg Tannhäuser © Auktionshaus Dr. Fischer

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