Otto Piene in Basel
Otto Piene (1928−2014) wollte mit seiner Kunst nicht nur den Himmel bespielen, sondern auch einen Beitrag zu einer harmonischen und nachhaltigeren Welt leisten. Das Basler Museum Tinguely widmet Pienes transzendentem Werk nun eine große Einzelausstellung.
Eine Reise durch Kunst und Visionen
„Haben Sie Pienes Windhosen gesehen, die draußen im Park wehen?“ fragt Kuratorin Sandra Beate Reimann vom Museum Tinguely gleich zu Beginn unseres Treffens. Zusammen mit ihrer Kollegin Lauren Elizabeth Hanson, Kuratorin am LACMA Los Angeles zeichnet sie für die erste monographische Schau seit Pienes Tod 2014 verantwortlich. „Die Ausstellung im Museum Tinguely adressiert die Vision des Künstlers, die Grenzen der traditionellen künstlerischen Medien zu sprengen und sie auf atmosphärische Gefilde hin neu zu entwerfen. Wir zeichnen seine Schritte, seine Wege zu einem möglichen Paradies bzw. einer besseren Welt nach,“ erklärt Sandra Reimann den Ausstellungs-Parcours, der sich über elf Räume des Museums erstreckt. Arbeiten und Projekte aus Pienes wichtigsten Serien, Rasterbilder und Rauchzeichnungen, kinetische Skulpturen, Lichtinstallationen, Sky Art, Experimente mit Fernsehen und Laser treten dabei in einen zauberhaften Dialog miteinander und dem Publikum.
Pienes Skizzenbücher
Besonders interessant sind dabei die Skizzenbücher Pienes, die von Lauren Elizabeth Hanson erschlossen wurden: „Otto Piene hat bereits mit sieben Jahren erste Skizzenbücher angelegt. 24 haben wir für die Ausstellung ausgewählt. Man sieht darin, dass sich Piene über Jahrzehnte mit ähnlichen Fragestellungen auseinandergesetzt hat. Die Skizzenbücher, von denen wir auch viele Seiten digital zeigen, wirken daher wie eine Verdoppelung oder erweiterte Reflexion der Ausstellungsthemen,“ schwärmt die Kuratorin des LACMA.
Unter dem Überbegriff „Entwerfen“ haben Hanson und Reimann dann jene Potentiale zusammengefasst, die Piene der Kunst an sich zuschrieb: „Nämlich mit der Kunst eine bessere und friedvollere Welt zu entwerfen. Piene wollte eine Kunst für alle kreieren, Events und Feste feiern und eine lebenswerte städtische Umgebung schaffen. Das waren seine ambitionierten Ziele.“ Da der Luftraum – laut Piene – der einzige Ort unbegrenzter Freiheit sei, schickte der hochträumende Künstler seine „Sky Art“ genau dorthin, zeichnet mit Luftschlangen direkt in den Wolkenhimmel oder überspannt mit 460 Meter langer Regenbogen die Olympischen Spiele in München 1972.
Im oberen Stockwerk der Basler Schau gesellt sich noch ein „Air Aquarium“ mit aufblasbaren Unterwasserwesen hinzu, während die „Fleurs du Mal“ das Untergeschoss mit nachtschwarzen Blumen und getaktetem Stroboskoplicht in gespenstisches Licht tauchen. „Pienes Werke begeistern noch immer. Sie haben auch nichts an Aktualität verloren,“ ist Sandra Reimann überzeugt. „Seine Black Stacks Helium Scultpure, die mit roten heliumgefüllte Polyethylen-Schläuche Fabriksschlote akzentuiert und auf die Umweltverschmutzung aufmerksam macht, könnte auch aus der Gegenwart stammen!“
Und wovon träumen Sie?
Museum Tinguely
Paul Sacher-Anlage 1, 4002 Basel
Schweiz
Otto Piene
Wege zum Paradies
7. Februar – 12. Mai 2024
Die Ausstellung wurde von Sandra Beate Reimann und Lauren Elizabeth Hanson kuratiert.