MARCIN JASIK

Nur noch bis 17. März ist die Ausstellung von Marcin Jasik im STRABAG Kunstforum zu sehen. Unter den Finalisten des STRABAG Artaward International 2022 war er die größte Überraschung.

Marcin Jasik wurde 1990 in Warschau geboren, wo er bis heute lebt. Ebendort studierte er 2013 bis 2019 an der Akademie der bildenden Künste. Die Ausstellung „everything is ahead of us, nothing is ahead of us“ im STRABAG Kunstforum ist die erste Präsentation seiner Werke in Österreich. Jasik erwarb ein Diplom im Medium Malerei, studierte jedoch auch im Atelier von Jakub Łęcki Bildhauerei – was zunächst überrascht, zeigen seine Bilder doch eine reduktive, abstrakte Bildsprache, in der die Linie und die flächig aufgetragene Farbe im Fokus stehen. Andererseits kann man sowohl der Ausstellung als auch den Bildern selbst eine raumgreifenden Wirkung nicht absprechen, – im Gegenteil.

So formalistisch die Gemälde von Marcin Jasik wirken, so haben sie doch ihren Ursprung in der Realität, lässt sich der Künstler in seiner Auseinandersetzung mit der Abstraktion von Dingen des Alltags inspirieren, sowie von kunstgeschichtlichen, literarischen, filmischen und musikalischen Quellen. So begann er 2021 mit einer großen Werkserie, in der er sich mit den Fresken Giottos in der Basilika San Francesco in Assisi auseinandersetzt. Jasik übersetzt die einzelnen Szenen der Franziskuslegende in seine Formensprache und abstrahiert so den narrativen Gehalt der Szenen, um die – der Legende zugrunden liegenden Themen – wie Glaube und das Treffen von Entscheidungen, in den Fokus zu rücken. Doch auch wenn die Basis der Bilder von Marcin Jasik Wahrnehmungen des Alltags und andere Quellen bilden, so scheint es, als dienten ihm diese nur als Impuls für den künstlerischen Prozess, um räumliche Beziehungen, Verflechtungen oder formale Strukturen auf der Leinwand zu entwerfen. Im Bild selbst ist nur noch die Essenz der visuellen Bezugsquellen sichtbar.

Marcin Jasik, STRABAG Kunstforum, Ausstellungsansicht, Foto: © Nicole Viktorik — Marcin Jasik, STRABAG Kunstforum, Ausstellungsansicht 2023, Foto: © Nicole Viktorik

Die Ausstellung gibt einen interessanten Einblick in die Formenwelt der abstrakten Malerei von Marcin Jasik, der zeigt, wie unterschiedlich Bildkonzeptionen im Spektrum der Parameter von Linie, Fläche und Raum gelöst werden können. Kraftvoll und dynamisch bis hin zu sanft und lyrisch, präsentieren sich die aktuellen Arbeiten des Künstlers, die auch deutlich machen, wie sehr ihm das große Format liegt. Insgesamt eine feine Auswahl, in der Jasik mit dem Verhältnis von Linie und Farbfläche, mit dem Raum der Leinwand und mit verschiedenen Malmitteln experimentiert. Die dynamische kraftvolle Geste der Linie ist einmal zart und dann wieder mit breitem Pinselstrich, Marker oder Acrylspray aufgetragen und überlagert sich zuweilen mit breitflächig gesetzten Farbfeldern. Die prozessuale, spontane Arbeitsweise wird zum räumlichen Schauerlebnis für die Betrachter.

Zur Ausstellung erschien auch ein bemerkenswerter Katalog, der grafisch mehr als Kunstbuch, denn als Ausstellungskatalog gestaltet wurde.