"La vie en rose" im Museum Brandhorst

LADIES ART LUNCH

La vie en rose. Brueghel, Monet, Twombly, Museum Brandhorst, Foto: Frank Rollitz / Schneiderpress

Aktuell zeigt das Münchner Museum Brandhorst mit „La vie en rose“ und der Personale von Nicole Eisenman zwei Ausstellung, die formal nicht unterschiedlicher sein könnten. Beide sind sehenswert und standen im Mittelpunkt des sommerlichen Ladies Art Lunch von Sonja Lechner.


Vor genau 10 Jahren hatte die Kunsthistorikerin Sonja Lechner die Idee, Frauen aus unterschiedlichsten Bereichen zu einem Netzwerklunch in ein Museum einzuladen: Seither erfreut sich der „Ladies Art Lunch" großer Beliebtheit. „Ich freue mich über diesen Erfolg“, so die Gastgeberin, weil ich daran glaube, dass Macherinnen und Gestalterinnen ihre Synergien in der Interdisziplinarität potenzieren können – und müssen!" So begrüßte sie gemeinsam mit Direktor Achim Hochdörfer 70 Frauen aus den unterschiedlichsten beruflichen Feldern zu einem exklusiven Essen im Foyer des Museums und einer anschließenden Führung durch die Ausstellungen. Es ist bereits Tradition, dass der Ladies Art Lunch von Daniel Stühler von Perrier Jouet gesponsert wird und von Premium Cars Rosenheim. Letztere ist bereits eine 10-jährige Kooperation, die mit Willi Bonke, Geschäftsführer von Premium Cars Rosenheim begann und nun, nach seiner Pensionierung, auch von seinem Nachfolger Josef Eder weitergeführt wird.

Impulsvortrag und Kunstführung

Sonja Lechner verbindet den Austausch unter den Frauen nicht nur stets mit einer Kunstausstellung, sondern auch mit einem Impulsvortrag, in dem sie auch über Kunst spricht, aber nicht nur, sondern diese Gelegenheit oft dazu nutzt zeitimmanente Themen aufzugreifen. So hielt sie ein leidenschaftliches, dynamisches und wichtiges Plädoyer zum Thema „Empathy Economy“ – Gewinnmaximierung, so Lechner, kann und muss stets auch in einer mitfühlenden Wertschätzung des Gegenüber verortet sein. Es gälte Kooperations- wie Arbeitsbedingungen zu schaffen, die dies ermöglichen, ja als selbstverständlich erachten, ist sie überzeugt. Gestützt auf diverse Studien wies Lechner nach, dass Unternehmen, die Fürsorge, Mitgefühl und Wertschätzung zur Basis wirtschaftlicher Interaktionen erheben, nicht nur erhebliche Umsatzsteigerungen generieren, sondern, dass diese Prämisse darüber hinaus gesamtgesellschaftliche Auswirkungen zeitige. Eine Auffassung, die wir als Medienpartner des Ladies Art Lunch gerne teilen.

Ladies Art Lunch im Museum Brandhorst, Frank Rollitz / Schneiderpress

Ladies Art Lunch im Museum Brandhorst, Foto: Frank Rollitz / Schneiderpress

PARNASS Chefredakteurin Silvie Aigner war dann Teil der Führung durch Achim Hochdörfer durch die Ausstellung "La vie en rose". Die  Besprechung der Soloschau von Nicole Eisenman von unserer Autorin Judith Koller finden sie im aktuellen PARNASS. Die Ausstellung „La vie en rose. Brueghel, Monet, Twombly“,  ist inspiriert von Cy Twomblys großformatigen Rosenbildern und Teil des stadtweiten Flower Power Festival. das insgesamt sehr zu empfehlen ist. Wer in der Ausstellung nun nur Blumenbilder erwartet, kommt auf seine Kosten – denn auch Claude Monets berühmte „Seerosen“ von 1915 sind vertreten. Allerdings geht es inhaltlich um viel mehr, was die gelungene Konzeption der Ausstellung, die von  Achim Hochdörfer, Giampaolo Bianconi mit Estelle Vallender kuratiert wurde, auch ausmacht. Im Zentrum der Ausstellung steht Cy Twomblys Rosen-Zyklus – „Untitled (Roses)“ den er eigens für einen Saal des 2009 eröffneten Museums schuf, wo er seither zu sehen ist. In sechs monumentalen Bildern verschiedener Farbigkeit spielt der Künstler einige der klassischen Themen der Blumensymbolik durch und stellt ihnen Fragmente von Gedichten zur Seite.

Achim Hochdörfer führt durch die Ausstellung "La vie en rose", Foto: Frank Rollitz / Schneiderpress

Ausgehend von Twomblys in diesem Zyklus poetisch aufgefassten Sujets wie Tod, Freiheit, Einsamkeit und Erotik und in Anlehnung an Edith Piafs 1946 ersten Mal vor Publikum interpretierten Lied  „La vie en rose“, das der übergroßen Sehnsucht nach Glück, Vertrauen und Liebe nach dem Krieg Ausdruck verlieh, versammelt die Ausstellung Arbeiten von Künstler:innen wie Jennifer Packer, Ellsworth Kelly, Georgia O’Keeffe, Isa Genzken, Amy Sillman und Gabriele Münter. Poetisch, lyrisch voller Farbenpracht ist in vielen Bildern jedoch auch eine melancholische Stimmung abzulesen,  das Wissen um Trauer, Abschied und Verlust. Es ist eine Reise durch die Mehrdeutigkeit von Farben und Gefühlen, eine Reise durch das Leben mit seinen steten Ups and Downs. Neben Twomblys kolossalen Leinwänden sind vor allem zwei Künstlerinnen und ihre Werke zu nennen, denen man sich in der Ausstellung unbedingt widmen sollte: Amy Sillmans Zeichnungen „Ohne Titel“, 2020-2022 unter dem Eindruck von Corona entstanden – Sillman flüchte aus New York in eine kleines Haus auf Long Island und verbrachte jeden Morgen damit vom Küchentisch aus die Blumen in ihrem Garten zu malen – und Jennifer Packers Ölbild „Für R.N.M“ von 2018. Packer reagiert hier auf den Tod eines schwarzen anonym bleibenden US-Bürgers, oder einer Bürgerin durch Polizeigewalt und malt ein Blumenbukett, dessen Blüten aus einem dunklen Grund leuchtend hervortreten, wie eine Metapher für das sinnlos verlorenen Leben von R.N.M.

La vie en rose. Brueghel, Monet, Twombly, im Vordergrund: Amy Sillman, Ohne Titel, 2020–2022, Foto: © Museum Brandhorst

La vie en rose. Brueghel, Monet, Twombly, im Vordergrund: Amy Sillman, Ohne Titel, 2020–2022, Foto: © Museum Brandhorst

La vie en rose. Brueghel, Monet, Twombly, Museum Brandhorst, im Vordergrund Isa Genzken „empire vampire V“, 2003, Foto: © Museum Brandhorst

La vie en rose. Brueghel, Monet, Twombly, Museum Brandhorst, im Vordergrund Isa Genzken, 
„empire vampire V“, 2003, Foto: © Museum Brandhorst

La vie en rose. Brueghel, Monet, Twombly, Museum Brandhorst, Foto: Frank Rollitz / Schneiderpress

La vie en rose. Brueghel, Monet, Twombly, Museum Brandhorst, Foto: Frank Rollitz / Schneiderpress

La vie en rose. Brueghel, Monet, Twombly, Museum Brandhorst, Foto: © Museum Brandhorst

La vie en rose. Brueghel, Monet, Twombly, Museum Brandhorst, Foto: © Museum Brandhorst 

La vie en rose. Brueghel, Monet, Twombly, im Vordergrund: Amy Sillman, Ohne Titel, 2020–2022, Foto: © Museum Brandhorst

La vie en rose. Brueghel, Monet, Twombly, im Vordergrund: Amy Sillman, Ohne Titel, 2020–2022, Foto: © Museum Brandhorst

Jennifer Packer „For R.N.M.“, 2018 Öl auf Leinwand 45,7 x 45,7 cm Privatsammlung © Jennifer Packer, Courtesy of Sikkema Jenkins & Co., New York; Corvi-Mora, London

Jennifer Packer, „For R.N.M.“, 2018, Öl auf Leinwand, 45,7 x 45,7 cm, Privatsammlung
© Jennifer Packer, Courtesy of Sikkema Jenkins & Co., New York; Corvi-Mora, London

Sonja Lechner, Kunstkonnex und Silvie Aigner, PARNASS, Foto: Frank Rollitz / Schneiderpress

Sonja Lechner, Kunstkonnex und Silvie Aigner, PARNASS, Foto: Frank Rollitz / Schneiderpress 

Achim Hochdörfer führt durch die Ausstellung "La vie en rose", Foto: Frank Rollitz / Schneiderpress