Galerie Rüdiger Schöttle | Thomas Struth
Still und konzentriert sind die Fotografien toter Tiere, die Thomas Struth in der Sektionshalle des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung aufnimmt. Die Einrichtung widmet sich der Erforschung des menschengemachten Einflusses auf die Umwelt und untersucht die Todesumstände kürzlich verstorbener Tiere. Struth dokumentiert in seinen Bildern den transitorischen Moment kurz nach dem Eintritt des Todes, während dem das Leben noch immer den Körpern anzuhaften scheint.
Es sind Portraits post mortem, deren Anblick zunächst Bedrückung auszulösen vermag. Im Spannungsfeld zwischen Schönheit und Schroffheit verleiht die universelle Frage der Vergänglichkeit den Bildern jedoch etwas Erhabenes. Ein letztes Mal weht ein Hauch von Leben in die Kameralinse, bevor das organische Zusammenspiel des Lebens zu toter Materie zerfällt. Wo vorher Kraft und Energie wirkte, herrscht Stille. Betrachtet man aber genauer, was wir unter lebloser Materie verstehen, zeigt sich, dass das dynamische Treiben der Elemente in Wirklichkeit kein Ende kennt.
Mithilfe von Teilchenbeschleunigern untersucht das Institut der Europäischen Organisation für Kernforschung (CERN) in der Nähe von Genf, was das Universum im Innersten zusammenhält und wie es entstanden ist. Thomas Struth zeigt im zweiten Teil der Ausstellung im Obergeschoss der Galerie neue Fotografien technologischer Anlagen, die er neben dem CERN auch in den Laboren des auf Quantenphysik spezialisierten IBM Thomas J. Watson Research Center in Yorktown Heights (New York) und in der Abteilung für Raumfahrt des IABG Ottobrunn vorgefunden hat.
Galerie Rüdiger Schöttle, München
Bis 14.1.2023