PARNASS Redaktion

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Österreich

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Liebes Publikum!

einer der vielen schönen Aspekte eines Festivals ist, dass ein temporärer„Ausnahmeraum“ geschaffen wird. Festivals existieren üblicherweise für eine gewisse Zeitspanne. Dann verschwinden sie bis zu ihrer nächsten Ausgabe.
Seit 1951 finden alljährlich die Wiener Festwochen statt. 2020 werden sie das nicht tun. Und wir alle wissen warum.

Das einmalige Zusammenspiel zwischen einem künstlerischen Programm, einer bestimmten Zeit und einem bestimmten Ort kann nicht ersetzt oder neu erfunden werden. Nichts kann diesen Ausfall kompensieren. So freuen wir uns auf die Zukunft und arbeiten bereits daran, dass wir uns bei den Wiener Festwochen, bei Theater- oder Musikaufführungen, Bewegung, Sprache und Sounds, die gemeinsam erlebt werden, wieder begegnen. Für heuer versuchen wir jedoch, andere Wege zu finden, um unser künstlerisches Programm mit Ihnen zu teilen.

Zum Auftakt des Festivals wird die Rede von Milo Rau und Kay Sara, die sie im Burgtheater hätten halten sollen, am 16. Mai online und in den Medien erscheinen. Damit wird das Festival „starten“. Am gleichen Tag werden wir gemeinsam mit Der Standard eine gedruckte Beilage veröffentlichen, mit Beiträgen zum Programm des Festivals 2020 und als Forum für die Stimmen einiger jener Künstler*innen, die wir heuer im Mai/Juni nach Wien einladen wollten. Fernab von jeglichem Werbezweck soll sie Zeugnis eines Festivals sein, das nicht stattfindet …

Eine andere Plattform, unser Programm mit Ihnen zu teilen, sind die digitalen Medien. Seit ein paar Wochen haben sie ihren „großen Auftritt“: Eine unglaubliche Menge künstlerischer Projekte passiert seit Verhängung der Ausgangsbeschränkungen im Netz. Wir werden vom 15. Mai bis 20. Juni Internet und Social Media nutzen, allerdings in Maßen. Tag für Tag wird jedes Stück aus dem Programm entsprechend der Chronologie im Festival virtuell angedeutet. So wird eine Sammlung kleiner „Gesten“ entstehen. Sie beziehen sich auf jedes Werk, das nicht gezeigt werden kann. Mal werden sie aus existierendem Material genommen, mal geben sie Einblick in das Entstehen eines neuen Stücks, das seine Uraufführung noch vor sich hat. Bewegte Bilder, musikalische Fragmente, kurze Texte. In Form von Gesprächen, Workshops, Videoclips. Spuren oder Versprechen, in Summe bilden sie eine Art Archiv eines Festivals, das nicht stattfindet …

Nicht vergessen wollen wir jedoch auf den realen, öffentlichen Raum. Ab 2. Juni wird Ho Tzu Nyens No Man II die Kärntnertorpassage am Karlsplatz beleben. Und ebenfalls Anfang Juni wird der Kurator Miguel A. López einen Prolog zur Ausstellung And if I devoted my life to one of its feathers?, ein gemeinsames Projekt mit der Kunsthalle Wien, auf 250 Plakatflächen in der ganzen Stadt übersiedeln.

Und schließlich wird, abhängig davon, was realisiert werden darf und kann, zu einem späteren Zeitpunkt im Jahr ein kleines Programm stattfinden, bestehend aus Stücken, die jetzt im Frühling bei den Wiener Festwochen präsentiert werden sollten. Nach Monaten des Lockdowns und der Beschränkungen soll damit die Bedeutung der Live-Künste gefeiert werden mit ihrem Potenzial, den physischen öffentlichen Raum zu erweitern und den direkten sozialen Austausch zu stärken.

Christophe Slagmuylder, Intendant

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