Städtische Galerie im Lenbachhaus

Luisenstraße 33, 80333 München
Deutschland

-

Di 10 - 21 Uhr
Mi - So 10 - 18 Uhr

Zurück

ERÖFFNUNG: Montag, 16. September 2019, 19 Uhr


Eine legendäre Avantgarde-Künstlerin, deren bedeutende Installationen in einen Koffer passen – so beschrieb die Künstlerkollegin Lorraine O'Grady einst Senga Nengudi und ihr Werk. Seit fünf Jahrzehnten entwickelt Nengudi, die 1943 in Chicago geboren wurde, ein einzigartiges Œuvre, das sich zwischen Bildhauerei, Performance und Tanz bewegt.

Schon als junge Künstlerin und Studentin, die in Los Angeles parallel Bildhauerei Skulptur und Tanz studierte, suchte Nengudi diese Disziplinen miteinander zu verbinden. Mitte der 1960er Jahre studierte die damals 22-Jährige für ein Jahr an der Waseda University in Tokio, um sich intensiver mit der japanischen Kultur und der Künstlervereinigung Gutai auseinanderzusetzen. Obwohl sie die Gutai-Mitglieder nie traf, waren deren Experimente in Performance, Theater und Skulptur maßgeblich für sie. Japanische Theaterformen wie Kabuki und Butoh, aber auch westafrikanische rituelle Praxen prägen bis heute Nengudis Formensprache.

Ihrem Interesse an Tanz und Improvisation entsprechend sind nahezu alle ihre Werke durch Bewegung charakterisiert: Die Formen der Water Compositions – Skulpturen aus Kunststoff und gefärbter Flüssigkeit, die in den frühen 1970er Jahren entstehen – werden vom Volumen des Wassers mitbestimmt. Die "Stoffgeister", die Nengudi einige Jahre später in den Straßenzügen des New Yorker Stadtteils Harlem installiert, flattern im Wind. Die anthropomorphen R.S.V.P.-Skulpturen, für die Strumpfhosen mit Sand gefüllt und mit Fundstücken kombiniert werden, vollziehen eine langsamere Bewegung: ihr Material steht unter Spannung und fällt langsam aus seiner ursprünglichen Form. Nengudi versteht den Titel R.S.V.P. für "Répondez s'il vous plaît" oder "Um Antwort wird gebeten" als Einladung an Betrachter_innen, den Werken ohne Scheu zu begegnen. Einige dieser Nylon-Skulpturen werden in choreografierten Performances zu Tanzpartnerinnen.

Bevor Nengudi 1989 nach Colorado Springs in der Nähe von Denver zog, wo sie bis heute wohnt, lebte sie über Jahrzehnte in Los Angeles. Die Stadt an der US-amerikanischen Westküste war in den 1960er bis 1980er Jahren Zentrum einer dynamischen afroamerikanischen Kunstszene, die Nengudi entscheidend mitgestaltet hat. Dort fand sie sich mit Künstlerinnen und Künstlern wie David Hammons, Maren Hassinger, Ulysses Jenkins, Barbara McCullough und Frank Parker zu gemeinsamen Performances und Aktionen zusammen, die oftmals im Freien improvisiert wurden. Die Performance – allein oder im Kollektiv, im Atelier wie im öffentlichen Raum – bleibt ein Dreh- und Angelpunkt ihres Arbeitens.

Nengudi betrachtet ihre Werke als materiellen Ausdruck gedanklicher Experimente. Viele ihrer Skulpturen aus den1970er-Jahren waren für den Moment ihrer Präsentation gedacht und existieren heute nicht mehr. "Dauerhaftigkeit hatte für mich nie Priorität – zum Leidwesen vieler", schreibt sie dazu in einem ihrer Statements. Hinter dieser Aussage verbirgt sich Nengudis Überzeugung, dass das Ziel der Kunst nicht ihre Aufbewahrung und Kanonisierung ist, sondern ihre Fortsetzung. Kuratiert von

 

Newsletter

Der PARNASS Newsletter informiert Sie immer über die aktuellsten Kunstthemen: