Leonhard Kern und Europa Die Kaiserliche Schatzkammer Wien im Dialog mit der Sammlung Würth

Kunsthalle Würth

Lange Straße 35, 74523 Schwäbisch Hall
Deutschland

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täglich 10 – 18 Uhr

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Von den Habsburgern gegründet und zu unvergleichlicher Pracht ausgebaut, zählt die Wiener Kunst- und Schatzkammer zu den großartigsten Sammlungen ihrer Art weltweit. Zu ihren Höhepunkten gehören die stupenden Skulpturen des barocken Bildhauers Leonhard Kern (1588–1662). In Schwäbisch Hall unterhielt er seine höchst produktive, stilbildende Werkstatt und belieferte von dort die fürstlichen Kunstkammern Europas.

Elfenbeinskulpturen, Bronzen und Gemälde des 17. Jahrhunderts entführen in der Ausstellung in eine Welt, in der das Sammeln von Objekten allerhöchster kunsthandwerklicher Qualität und Exklusivität ein Symbol politischer Macht war. Das Barockzeitalter ist zugleich die Epoche des Dreißigjährigen Krieges, in der das Geld für Großplastiken knapp geworden war. Das hatte die Konjunktur der Kleinmeister befördert, vermochten sie doch das Prestige-Bedürfnis ihrer Kundschaft noch in handschmeichlerischer Größe auf kunstvollste Weise zu befriedigen. Auch in der Sammlung Würth zählt solche Kunst zu den besonderen Attraktionen. Einige ihrer exquisitesten Kleinskulpturen, etwa die lange verschollen geglaubte »Pariser Laokoon-Gruppe« der Frankfurter Sammlung Carl von Rothschild, stammen aus der Hand von Leonhard Kern. Die Ausstellung vereint erstmals die herausragenden Wiener und Würth’schen Kern-Sammlungen, um Leben und Werk dieses Ausnahmetalents auszuleuchten und seine bedeutende Stellung in der Kunstgeschichte anschaulich zu machen. Während seines Studiums in Rom lernte Kern, virtuos nach dem lebenden Modell zu arbeiten. Wie intensiv er auch in den Dialog mit Vorgängern und Zeitgenossen eintrat, untermauern Werke wahrer Stars der italienischen Kunst zwischen Renaissance, Manierismus und Barock, etwa von Andrea Mantegna (1431–1506), Pier Jacopo Alari Bonacolsi gen. Antico (um 1460–1528), der Werkstatt des Giovanni Bologna gen. Giambologna (1529–1608), Hans von Aachen (1552–1615) oder Georg Petel (1601/2–1634). Der hohenlohische Künstler teilte ihr Interesse für die klassische Antike und nahm an ihren spektakulären Bilderfindungen souverän und auf Augenhöhe Maß. Ebenfalls um herausragende Leihgaben ergänzt, beleuchtet das Hällisch-Fränkische Museum parallel Leonhard Kerns Schaffen in Schwäbisch Hall im Kontext des Dreißigjährigen Krieges. In der Kunsthalle Würth ermöglichen Beispiele der europäischen Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts aus der Sammlung Würth ergänzend die Reflexion über die bemerkenswert zeitlose Modernität Leonhard Kerns sowie die künstlerischen Ansätze seiner Epoche. Werke von Georg Baselitz, Fernando Botero, Alfred Hrdlicka, Pablo Picasso und anderen mehr laden zu vorbehaltlosem und vergleichendem Sehen ein und bieten Gelegenheit, den barocken Künstler auch aus einem erweiterten zeitgenössischen Blickwinkel zu entdecken.

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