Kunsthalle Wien Karlsplatz

Treitlstraße 2, 1040 Wien
Österreich

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Das Kunsthalle-Fries von Rade Petrasevic ist der perfekte Ausgangspunkt für einen Kunstspaziergang. Wer es noch nicht getan hat, sollte sich auf die Spuren des Raufschaumuseums begeben.


Für das zweite Kapitel von KISS realisierte Rade Petrasevic ein großformatiges Wandbild – sozusagen ein Open-Air-Fries –, das sich über die gesamte Länge der straßenseitigen Glasfassade der Kunsthalle Wien Karlsplatz erstreckt. Die kurzen Zitate, die direkt oberhalb der Arbeit auf einem LED-Band zu lesen sind, kontextualisieren und konterkarieren die Bildinhalte. Die Zuordnung zur Kategorie Fries ist kein Zufall, befindet es sich doch in unmittelbarer räumlicher und auch geistiger Nachbarschaft zu einem der vielleicht populärsten Friese der jüngeren westlichen Kunsttradition: Gustav KlimtBeethovenfries (1902). Eine beachtliche Wandarbeit, welche aus einer Abfolge von mitunter surreal anmutenden Szenen besteht und von den Betrachtenden eine tiefergehende Deutung und Auseinandersetzung einfordert.

Der Titel What If I Never Find Out Who’s a Good Boy [Was, wenn ich niemals herausfinde, wer ein braver Junge ist] wurde – typisch für Petrasevic – einem populären Internet-Meme namens Introspective Pug [zu Deutsch etwa: Der selbstkritische Mops] entlehnt: Es zeigt einen Hund auf dem Rücksitz eines Autos, der nachdenklich anmutend aus dem Fenster schaut, untertitelt mit den Worten: „I don’t know man, I just … what if I never find out who’s a good boy.“

Obwohl Memes meist darauf ausgelegt sind, mit gewitzten Bild-Text-Paarungen für schnelles Gelächter zu sorgen, lässt sich auch sagen, dass sie ebenso als populär-philosophischer, kritischer Gesellschaftskommentar ihre Wirkung erzielen. In diesem Sinn ist ihr Modus Operandi durchaus mit Petrasevics Einsatz von Bildern und Worten verwandt.

Spazieren durch das Raufschaumuseum

Noch mehr Ideen für einen Kunstspaziergang? Das Museum des Hinaufschauens widmet sich seit April 2020 der Wiener fassadengebundenen Kunst des 20. Jahrhunderts. Diese in der Gründerzeitstadt nur allzu oft übersehene Gattung hält nichtsdestotrotz viele alles andere als versteckte Juwelen bereit. Das MdH hat sich mit den Mitteln der Sozialen Netzwerke der Hebung dieser Kunstschätze verschrieben: Auf Instagram sammeln die Museumsgründer*innen Magdalena Hiller und Gabriel Roland die unzähligen Mosaike und Sgraffitti (einer Technik bei der Motive direkt in den Verputz eingearbeitet werden) der Stadt. Im Hintergrund laufen rege Kartografierungs- und Recherchetätigkeiten. Ultimatives Ziel ist es, eine umfassende Datenbank mit Hintergrundinformationen anzulegen, die möglichst jedes baugebundene Kunstwerk der Zeitspanne zwischen 1919 bis 1989 erfasst. Das soll zu einer gesteigerten Wertschätzung der Kunstwerke führen, nicht zuletzt um die Zerstörung der Fassadengestaltungen etwa im Laufe baulicher Maßnahmen zu verhindern. Dabei können die beiden auf die fleißige Mithilfe einer wachsenden Gruppe treuer Fans zählen, die das Projekt mir Einsendungen aus ihren Grätzeln unterstützen oder gezielt auf Erkundungstouren in weiter entfernte Bezirke gehen.

 

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