Kunsthalle Zürich

Limmatstrasse 270, 8005 Zürich
Schweiz

-

Dienstag, Mittwoch, Freitag: 11 – 18 Uhr 

Donnerstag 11:00 – 20:00 Uhr

Samstag, Sonntag: 10 – 17 Uhr

Zurück

Heji Shin ist eine New York lebende, deutsch-koreanische Fotografin. Sie arbeitet sowohl für kommerzielle Projekte wie Fashionshootings, als auch für die nicht weniger kommerzielle Kunstwelt. Shin wurde unter anderem für ihre Aufnahmen im Auftrag des amerikanischen Modelabels Eckhaus Latta bekannt, aber auch für Make Love, ein viel diskutiertes Aufklärungsbuch für Teenager sowie für die Bildzyklen #lonelygirl und Babies. Heji Shins Fotografie stellt sich aus unterschiedlichen Blickrichtungen und mit grosser Unverfrorenheit der Frage der Intimität.

Im Zentrum von Intimität steht immer das Vertrauen, und dieses ist heute auf allen Ebenen erschüttert. Die Intimität jedoch funktioniert als Scharnier zwischen unserem Körper und der Öffentlichkeit, sie schützt und gibt preis. Sie ist von entscheidender Wichtigkeit und von grösster Brisanz, denn mit den sozialen Medien wird sie zurzeit völlig neu verhandelt. Sie ist zum globalen Schlachtfeld geworden und zum Ort tiefer Verwerfungen und Verwirrungen. Einmal mehr stehen wir somit vor der Aufgabe des „difficult business of intimacy“ (Virginia Woolf), also die komplexe Frage der Intimität grundsätzlich neu anzugehen. Dorthin zielt Shins Bildproduktion, denn das ist die Bedeutung ihrer Fotografie: Sie fordert ein, dass wir uns dieser Aufgabe stellen. Gleichzeitig tut sie dies in einer Art und Weise, als wäre alles halb so wild, als wäre es ihr egal. Genau aber darin liegt die Qualität und die Provokation dieser Arbeit: wie unaufgeregt sie das Aufregende zeigt.

In der Kunsthalle Zürich zeigt Heji Shin zwei neue Werkgruppen: Porträts von Kanye West und Röntgen-Selbstporträts mit einem Hund. Kanye West ist ein US-amerikanischer Musiker, Produzent, Designer und Weltstar. Er bezeichnet sich als Künstler-Gigant. Er polarisiert durch seine politischen Ansichten und seine skandalösen Auftritte – manche sehen in ihm ein Genie, für andere gilt es als grössenwahnsinnig. Gerade viele bildende Künstler bewundern seine Schaffenskraft. Denn Bewunderung, so Heji Shin, muss nicht nur jenen gebühren, die wir lieben. Die Künstlerin hat Kanye West mehrere Male getroffen und ihn unter anderem nach Uganda begleitet. Dort entstand das Bild von West mit seiner Tochter North auf den Schultern. Die restlichen neun Porträts sind das Resultat eines 10-minütigen Foto-Shootings in Los Angeles. Die Porträts wurden auf Papier gedruckt und wie Tapeten hochgezogen. Damit ist die Ausstellung geprägt von einer „Überpräsenz“, die sowohl Wests Schaffen wie auch seine mediale Präsenz ausmacht.

Trotz alledem bleibt uns sein Selbst natürlich unzugänglich, denn die Intimität ist scheinbar und die Nähe künstlich. Die Inszenierung dieser Person ist nichts anderes als die Inszenierung des Mediums Fotografie selbst. Im Gegensatz dazu hat sich Heji Shin gemeinsam mit gecasteten Hunden für die Werkgruppe X-Rays buchstäblich bis auf die Knochen durchleuchten lassen. Die Röntgenbilder zeigen ihr Innerstes, den Aufbau ihrer Körper in reinster Form. In einer Welt, die sich fast nur mit dem äusseren Schein befasst, erscheinen diese Selbstporträts von anmutender Wahrhaftigkeit.

Newsletter

Der PARNASS Newsletter informiert Sie immer über die aktuellsten Kunstthemen: