Hans Danuser. Der Fujiyama von Davos

Hans Danuser (*1953) Sulzfluh – Geröllkegel mit Blick vom Partnunsee, 2018 Teil des Projekts «Matographien und Vulkane», 1996–2018 Fotografie digital, 110 x 106 cm Auflage 9 Privatbesitz © Fabrikationshalle2, Zürich

Kirchner Museum

Ernst Ludwig Kirchner Platz
Promenade 82
7270 Davos
Österreich

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Täglich, außer Montag: 10.00 - 18.00

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Hans Danuser (*1953) zählt zu den bedeutendsten Schweizer Künstlern der Gegenwart. Internationales Renommee erlangte er bereits Ende der 1990er Jahre mit seinen Aufsehen erregenden fotografischen Werkzyklen. Ab November präsentiert das Kirchner Museum Davos erstmals die vollständige Werkserie „Der Fujiyama von Davos“, basierend auf seinem „Matographie – The One-Million-Pound“ Projekt.


Berge und Vulkane in immer neuen sensiblen Variationen und Reihungen. Inspiriert vom Blick auf die markante Lawinenverbauung am Schiahorn oberhalb von Parsenn und ein in den Graubündner Schiefersand geritztes „Delta“-Symbol. Danuser hatte das im Rahmen einer Exkursion vom Mathematiker Andrew Barbour auf den Boden gezeichnete Motiv fotografiert und begann ab den 1990er Jahren mit ersten Arbeiten zum „Fujiyama von Davos“. Die individuellen Bergmotive isolierte, vergrösserte und sezierte er und eröffnete damit einen völlig neuen Blick auf das Motiv Berg.

Danuser zählt zu den Pionieren einer neuen Fotografie, der in seiner Arbeitsweise auch naturwissenschaftlich getrieben ist. Das über die Jahre entwickelte Fotoverfahren, das an die griechische Herkunft des Wortes Fotografie „mit Licht schreiben“ erinnert, führte unter anderem zu dem von ihm eigens entwickelten und patentierten Verfahren der Matographie. Bei dieser Technik wird das Fotopapier vor der industriellen schwarz-weiss Beschichtung farbig bemalt. Ihren Namen erhielt sie in unruhigen Zeiten, als auch in der Schweiz Pflastersteine Schaufenster zerstörten. Einem "Kinematograph"-Werbeschild in Zürich Aussersihl waren so die Anfangsbuchstaben abhanden gekommen. Als Danuser das malträtierte Schild entdeckte, hatte er zugleich den Titel für seine künstlerisch präzisen Experimente, denn was hätte jene besser bezeichnet, als „Matographie“.

Nicht zuletzt verbinden Hans Danuser die Aufzeichnungen der Berge mit Ernst Ludwig Kirchner. Letzterer, der im Tinzenhorn, den emotional künstlerischen Dreh- und Angelpunkt seiner Berggemälde fand, kann, wie Danuser, als Armchair-Traveller bezeichnet werden. Danuser hat den Fuji im Original nie gesehen. Fast wäre man versucht zu singen: „ich war noch niemals in New York“, doch ausgerechnet dort lebte und arbeitete Danuser und dann wird klar, dass genau das der Clou seines Œuvres ist, das da ohne störendes Beiwerk Zusammenhänge konzentriert, die, würde man real vor dem Fuji stehen, gar nicht wahrnehmen könnte.

Solchermassen gestaltet gelingt Danuser im übertragenen Sinne die Besteigung von Japans berühmtesten Wahrzeichen. Der Fuji als künstlerische Herausforderung und Experiment. Mit dessen erschaffender, transformierender, vulkanischen Kraft, seiner natürlichen und zugleich zerstörerischen Anziehung schlägt Danuser den Bogen um die Welt – von Japan bis in die Schweiz, vom Fujiyama bis zu Schia- und Tinzenhorn in Davos und die nahe gelegene Sulzfluh.

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