Galerie Nikolaus Ruzicska

Faistauergasse 12, 5020 Salzburg
Österreich

-

Montag - Freitag: 10.00 - 18.00
Samstag: 10.00 - 16.00

Zurück

Künstlergespräch: 23. November 2019, 11 Uhr

Eröfnung: 23. November 2019, 12 Uhr


Florian Maier-Aichen (*1973 in Stuttgart) bezeichnet sich als „Painter-Photographer“ (MalerFotograf) oder als „Draftsman-Photographer“ (Zeichner-Fotograf). Für ihn ist die Fotografie nicht Endprodukt, sondern Ausgangspunkt seiner künstlerischen Untersuchung. Das fotografische Bild als Möglichkeit, eine kompositorische Vision ebenso präzise und kreativ zu realisieren wie in Malerei oder Zeichnung: das verbindet Florian Maier-Aichen mit Heinrich Kühn (1866–1944). Dieser gilt als Gründergestalt der internationalen künstlerischen Fotografie um 1900. Als Vertreter des Piktorialismus verquickte er Fotografie und Malerei mithilfe der ersten Farbfotografen, Autochrome genannt. Was das Ablichten von Landschaft anbelangt, sind die Gebrüder Bisson aus Frankreich die ersten, die das Hochgebirge (Mont Blanc Massiv) fotografieren, Gustave le Gray das Meer, Carleton Watkins das Yosemite Tal. Die Werke dieser ersten Fotografen aus dem 19. Jahrhundert sind bis heute Inspirationsquelle und Vorbild für Florian Maier-Aichen. Für Watercolour, 418 feet, wählt er exakt denselben Standpunkt wie Carleton Watkins anno 1861, eine Hommage an seinen Vorgänger. Der Wasserfall schimmert nun in allen Farben des Regenbogens, eine ultraviolette Scheinwelt tut sich auf.

Florian Maier-Aichen fotografiert ausschließlich analog mit einer Großformatkamera. Er baut mithilfe digitaler Verfremdungstechniken fiktionale Elemente in seine Fotografen ein, um sie von ihrem Status als superrealistisches Medium zu befreien. Da er nicht seriell arbeitet, wählt er für jedes Bild eine individuelle Größe und die für ihn geeignet erscheinende Präsentationsform (C-Print, Dye Transfer Druck, Gelatin Silver Print). Um die Irritation des Betrachters zu erhöhen, verwendet er einmal abgelaufene Filme, dann wieder Infrarotfilme aus alten Militärbeständen: in Untitled, 2019 markiert die rote Färbung die Stellen in der Landschaft, wo organisches Material zu finden ist. Die Verfärbung bewirkt ein außergewöhnliches, weil rätselhaftes Erscheinungsbild der pazifischen Küste südlich von Monterey. Dem Künstler gefällt der Gedanke, seine Landschaften wie Landkarten lesen zu können, dementsprechend groß werden sie ausgearbeitet. Die Seascapes (Meerlandschaften) der Ausstellung sind inspiriert von Gustave le Gray, der bereits im 19. Jahrhundert verschiedene Negative für Himmel und Vordergrund verwendet hat, um Unschärfen in seinen Bildern zu vermeiden. Dieser Kunstgriff und die Verfärbung des Wassers in „Technicolor“ lassen das Werk unwirklich und entrückt wirken (Untitled, Sunset #2).

Neben seinen Landschaften beschäftigt sich Florian Maier-Aichen auch mit zwei abstrakten künstlerischen Ausdrucksformen, die seine einzigartige Setzung bekräftigen: Chemigramme und „Lasso Paintings“. Chemigramme, als C-Print auf Papier gebracht, konfrontieren den Betrachter mit kameraloser Fotografie. Ein Amalgam aus lichtempfindlichen Substanzen und gegossenen Chemikalien resultiert in abstrakten Formen. Assoziationen zum amerikanischen abstrakten Expressionismus tauchen vor dem inneren Auge auf. In den Lasso Paintings kreiert Florian Maier-Aichen vielschichtige Scribbles mithilfe des gleichnamigen Photoshop-Tools, einem Pinsel in der Malerei gleich, um eine Fotografie vollständig zu verdecken und zu verfremden. Das Ergebnis wird auf Fotopapier gedruckt und bringt uns wieder zum „Painter-Photographer“ zurück, der uns mit seinen Werken in eine phantastische Parallelwelt entführt, die Spielraum für eigene Interpretationen lässt.

- Katja Mittendorfer

Newsletter

Der PARNASS Newsletter informiert Sie immer über die aktuellsten Kunstthemen: